1238  - 1945

 

Die  Chronik  des  Altmärker

 

Kirchendorfes  Rochau

 

(von Pastor  Machmüller 1946)

 

 

 

I.  Entstehung der Altmark und der Kirche

 

Zur Eiszeit hatte Mitteldeutschland das Aussehen von Grönland.  Ein dicker Eismantel von hunderten von Metern lag über dem deutschen Tiefland bis Dresden. Allmählich stiegen die eisigen Temperaturen, die Gletscher wichen nordwärts zurück, langsam bedeckte ein Pflanzen- und Baummantel die erwärmte Erde. Eisfüchse und Renntiere bevölkerten zuerst das Altmärker Urgebiet. Es war Steppenlandschaft. Über Forstbüschen ragten Birken, Eschen, Hainbuchen und Haselnuß; in Mooren wuchsen die Erlen.

Von den ältesten Bewohnern dieser Landschaft geben die Hünen - und Steingräber Kunde. Sie enthalten Funde von der Steinzeit an und beweisen, daß die damaligen Bewohner zur Indo- Europäischen Völkerfamilie gehörten und schon vom Nomadentum zur Seßhaftigkeit sich entwickelt hatten. Auch die Bewohner der letzten vorgeschichtlichen Menschheitsgewinde der Eiszeit, waren Germanen, vom Stamm der Langobarden. Sie wurden im Rahmen der Völkerwanderung von Sachsen verdrängt. Kaum waren sie in das verödete Land vorgedrungen, als die über die Elbe westwärts vorstoßenden Wenden sie verdrängten.

Da beginnt Germanien sich dem Christentum zu erschließen und taucht aus dem Dämmerlicht der Vorzeit in das helle Licht der Geschichte. Eine mächtige Bewegung war das Christentum. Es nahm den Kampf mit dem Heidentum auf.

 

Um 929 begann der Wendenkrieg. Harte Kämpfe umtobten die Burg Walsleben, das zu König Heinrichs Zeit.

Am 29. Juni 983 brach ein neuer Wendenaufstand aus. Von Brandenburg an der Havel quer durch die Altmark bis Kalbe an der Milde brannten Wenden alles nieder. Die Heere des Erzbischof Gisiler von Magdeburg und Bischof Hilliward von Halberstadt stärkten sich an einem Sonntagmorgen durch Teilnahme an der heiligen Messe und stürmten dann getrost den 30 Heeresabteilungen der Wenden entgegen und hieben sie so zusammen, daß nur ein schwacher Überrest entkam.

Kaiser Otto III. ließ zum Schutz auf den Elbhöhen die kleine Stadt Arneburg befestigen. Durch neue List drangen am 2.06.998 die Wenden in die Stadt und Burg ein, brannten und plünderten sie. Erst König Heinrich II. ließ die Burg 1005 erneuern. Im Herbst 1012 schloß er daselbst einen Friedensvertrag mit den Wenden. Aber noch blieb dieses Slavenvolk unruhig. 1033 wurde Graf Lüdeger mit seinen Mannen bei Werben erschlagen. 1056 in der selben Gegend Wilhelm, Markgraf der Nordmark.

Erst Albrecht der Bär stellte um 1160 Ruhe und Ordnung in der Altmark her, bezwang die letzten Aufrührer, trieb die Wenden ostwärts zurück und kolonisierte das entvölkerte Land mit Holländern, Seeländern und Flamen. Die Kirchen wehrten sich, ebenso die Ortschaften auf dem Lande. Das christliche Germanentum hat die Kraft des slawischen Wendentums gebrochen. Die Wenden verschwanden oder gingen im Germanentum auf.

Albrecht der Bär verlieh auch 1151 dem Dorfe Stendal das Stadtrecht. Bald danach wurden die Dörfer Schadewachten und um 1300 das Dorf Wusterwusch mit der Petrikirche  eingemeindet und das Ganze mit einer starken Mauer umwehrt. Die Stendaler Gegend wurde damals „Gau Belsheim“ genannt. Im Norden des Kreises Stendal  stammte aus der wendischen Zeit das Dorf Rochau, an ihn grenzend lag das deutsche Dorf Schwarzenhagen, von ihm östlich, 800m ab, das Dorf Wittenhagen. 1375 wurde es Wittehagen geschrieben, war Pfarrdorf und hatte eine eigene Kirche. Es war 20 Hufen groß und daran waren 2 Hufen Pfarrhufen. Um 1450 war es schon vollständig verwüstet und in Schwarzenhagen aufgegangen.

Um das Jahr 1230 ist die alte Rochauer Feldsteinkirche mit Turm, Kirchenschiff, Hochchor und Apsis erbaut. Die alte Schreibweise von Rochau war 1238 „Rocgawe“, 1375 „Rochau“. Es war 25 Hufen groß, davon 9 Pfarrhufe. Es wohnten darin die Herrn von Rochow. In ältester Zeit war das Dorf im Besitz des reichen Ludgeri - Kloster in Helmstedt. 1238 hatte der Graf Siegfried zu Osterburg vom Helmstedter Kloster diesen Ort zu Lehn und gab ihn an den Abt Gerhard zu Werben und Helmstedt ab. 1301 - 1314 war Heinrich von Rochow Voigt in Stendal und bezog einen Teil seiner Einkünfte von der sogenannten „Rochowschen Hufe“ in Rochau.

In jenen Jahrzehnten war die Altmark ein Tummelplatz von Räubern und Raubrittern. Um 1350 durchzog ein berüchtigter Räuber mit Namen Teufel, von der Mark her die Altmark. Er plünderte und mordete ohne Scheu. Der Stadthalter Markgraf Ludwig der Römer konnte seiner nicht habhaft werden, weil die Stadt Salzwedel ihn schützte. In dieser Zeit wurden die Herrn von Rochow ihren Besitz in unserem Dorf langsam los. Herr Wichard von Rochow verkaufte in Geldnöten am 22.07.1353 dem Knappen Claus von Vinzelberg für ein Maß Silber den achtel Teil von Rochau. Im Jahr darauf gerät Herr Wichard bei Raubritterkämpfen in Gefangenschaft. Mit 24 Maß Silber mußte er sich freikaufen. Um diesen aufzubringen, verkaufte er an Claus von Vinzelberg weitere Anteile an Holz und Getreidepächtern von seinem Schulzenhof in Rochau. Nach 1386 wurden Anteile aus Rochau an Lüdecke von Vinzelberg verkauft. 1377 schenkte Kaiser Karl der IV. dem neugegründeten Domstift in Tangermünde Landbesitz aus unserem Dorf. Außerdem hatten der Dom aus Stendal, die St.Marienkirche und das St.Annenkloster dort Einkünfte von hier.

In katholischer Zeit hatte die hiesige Kirche Einkünfte von den Altären St.Salvators und „beatac virginis“ und vom Lehen St.Johannis des Täufers. Auf diese damaligen Altäre weisen wohl heute noch die Holzfiguren unseres Altars, in der Mitte Jungfrau Maria mit dem Christkind auf dem Arm, hin. Oft mögen in jenen mitteralterlichen Jahren die armen, gequälten und bedrängten Rochauer Zuflucht bei den Altären ihrer Heiligen gesucht haben. 1347 herrschte der schwarze Tod, die schwarze Pest. Als die einheimischen Heiligen das furchtbare Sterben nicht aufhalten konnten, wallfahrten Pilgerzüge nach Bismark. Dort war in der damaligen Marienkirche, deren Turmruine heute „Die goldene Laus“ heißt, wohl von dem lateinischen Goldbuchstaben „Laus Die“ - Gottes Lob hergeleitet, ein heiliges Kreuz, das nach der Legende vom Himmel gefallen sein soll. Man erzählt, das dort viele Zeichen und Wunder Geschehen wären. Die Straße von der Stadt bis zur Marienkirche hieß „Der heilige Weg“. Die Pilger rutschten zum Kreuz auf allen Vieren oder auf den Knien betend diese Strecke.

1425 war ein sehr gelinder Winter, das schon um Lichtmeß, am 2. Februar, die Obstbäume in Blüte standen. Da zerriß die Elbe den Deich bei Hämerten und setzte sogar die Stadt Stendal unter Wasser. Die Uchte und ihre Nebengräben glichen Seen. Es soll in der Marienkirche noch eine Marke existieren, die anzeigt, wie hoch das Wasser im Kirchenschiff gestanden hat.

Die im Ausgang des Mittelalters größte Verkaufsader war die sogenannte Salzstraße von Salzwedel über Stendal nach Tangermünde. In ihrer Umgebung waren Raub-überfälle an der Tagesordnung. 1417 überfielen die Raubritter Rudolf von Gartenbüttel, Johann und Berthold von Oberg bei nachtschlafender Zeit die Dörfer Schäplitz, Kläden, Badingen und Garlipp und brandschatzten sie. Unter Erzbischof Günter von Magdeburgs Geleit wurden Stendaler Bürgern durch Ritter Gebhart von Parey 2 Faß Heringe und 5 Tonnen Honig fortgenommen. Hinwieder der Erzbischof nahm dem Stendaler Bürger Ledge ein Faß Wein fort.

Da bekamen die Hohenzoller die Mark und die Altmark. Kurfürst Friedrich I. Ging scharf  gegen die Raubritter vor. Aber noch unter seinen Nachfolgern, dem Kurfürst Albrecht Aihilles mußten auf dem Landtage von 1484 Klagen von Freunden über Räuberei, Plackerei und Beschädigung, die mit gewaltsamer Wegnahme, Mord und Brand in der Altmark geübt wird, abgestellt werden: „Es ist seiner Gnaden unleidlich, daß jemand aus fernen Landen bis hierher soll ungeplackt kommen und noch hier beraubt werden soll! „

Am 23.04.1488 kam Kurfürst Johann Cicero von Stendal nach Osterburg an Rochau vorüber geritten, in seinem Gefolge der Bischof von Havelberg, viele Grafen und Ritter. Er hatte Unruhe und Empörung in Stendal und Osterburg zu bestrafen. Aus jenen Jahren befindet sich im hiesigen Pfarrarchiv eine Abschrift der Urkunde, durch welche Phillipp von Vinzelberg von seinem Wittenhagener Besitz „zehn Hufen Landes mit Wischen und Holzungen, so vorstehen vor dem Dorfe Groß Schwechten“ in ewigen Erbpacht „den bescheidenen und gemeinen Bauern zu Schwarzenhagen“ abgibt. Diese Urkunde ist gegeben „nach Christi Geburt 1493 am Tage George Märtyrer“. Wir erfahren daraus die ersten Bauernnamen des Kirchspiels: Joachim Franzhöfer, Hein Jarchau, Hein Heinickes, Jürgen Hünemörder, Wernecke Plötze, Hans Drewendt, Hein Uwalda, Heinrich Amelung, Strauer Franzhöfer

Der Hünemörder Hof ist von da ab noch 400 Jahre in derselben Familie geblieben.

 

 

II.  Die Reformationszeit

 

Die Altmark neigte sich schon früh der Lehre Luthers zu. Am Ausgang des Mittelalters traten immer mehr die Mängel der Katholischen - Päpstlichen Lehre zutage. Ein alter Chronist schreibt über jene Tage: „Luthers Lehre verbreitete sich über die Altmark wie ein erquickender Sonnenstrahl. Die Fürsten erhielten durch Abschaffung der päpstlichen Herrschaftsgelüste erst jetzt ihren ganzen Glanz. Das Volk wähnte frei geworden zu sein, indem einige Lasten von seinen Achseln gewälzt wurde. Die Pforten der Seligkeit schienen ihm geöffnet“.

Eine Reihe Altmärker studierte an Luthers Universität Wittenberg. Durch sie wurde Luthers Lehre in ihrer Heimat bekannt. Stendaler Bürger hatten reformatorische Schriften in niedersächsischer Sprache im Besitz, auch Ausgaben von Teilen der Lutherbibel.

Aber die Bürger hielten sich wegen der Abneigung des Kurfürsten Joachim I. gegen die Reformation zunächst vorsichtig zurück. Da brachten einige wandernde Tuchmachergesellen und Schuster öffentlich die neue Lehre nach Stendal. Ein Mönch aus dem städtischen Franziskanerkloster, Lorenz Kuchenbecker, stand als Reformator auf. Von der Kanzel rief er den Handwerksgesellen zu, Luthers neue Lieder zu singen. „Wer et kann, der heve an; ick kann et nich!“ Und da sangen die Gesellen an diesem St.Annentage, den 26.Juli 1530, in der Kirche des Klosters die lutherischen Kampflieder. Dann sang die Gemeinde sie nach und bald ertönten sie auch auf den Straßen, in den Werkstätten und Herbergen. Kur-fürstliche Räte suchten diese Volksbewegung zu unterdrücken. Es gelang ihnen nicht. Da kam der Kurprinz mit 1000 Reitern in die Stadt; er nahm blutige Rache, sechs angesehene Evangelisten, darunter der Stadthauptmann Matthias Schönwald, wurden in der Alten Dorfstraße öffentlich enthauptet. Es gehörte damals zu den Gewohnheiten der katholischen Kirche, Blut zu vergießen. Ketzer die nicht mit dem Worte zu überwinden waren, mußten ihr Leben lassen. Aber die Bewegung der Reformation war nicht zu dämpfen. Der katholisch gebliebene Kurfürst Joachim I., der durch seinen öfteren Aufenthalt in Stendal der Stadt viel äußeren Glanz gebracht, starb in der Stadt am 11. Juli 1535. Mit Ihm ging der fürstliche Glanz in Stendal zu Ende, und das Morgenrot der Reformation stieg siegenhaft über die Türme des Doms, der Marien-, Petri- und Jacobikirche. Es gab schon zuviel heimlich Evangelische. Im Frühjahr 1538 kam der evangelische Kurfürst von Sachsen und Luthers Freund durch Stendal gereist. Sein ihn begleitender evangelischer Pfarrer und Intimus von Luther, Dr. Justus Jonas, hielt am Sonntag Okuli, den 24.März auf der Kanzel der Marienkirche vor seiner sehr zahlreichen Hörerschaft die erste evangelische Predigt. Sie machte einen gewaltigen Eindruck. Der Rat der Stadt wandte sich nun öffentlich an Luther. Der sandte seinen Freund Dr. Konrad Cordatus selber nach Stendal. Er war aus Wien gebürtig. Luther sagte von ihm: „Wenn ich ins Feuer gehen müßte, so geht Dr. Pommeranus mit bis an die Flamme, aber Cordatus kommt mit hinein“.

Dieser Gottesmann wurde der Reformator des Stendaler Kreises und der Altmark.

Am 30. Oktober 1539 wurde das evangelische Abendmahl in Stendal zum 1. Mal in allen Kirchen ausgeteilt. 2 Tage später bekannte sich der Sohn Joachim I., der brandenburgische Kurfürst Joachim II. auch zur neuen Lehre. Dr. Cordatus übernahm das Dompfarramt und Stendal bekam an allen Kirchen evangelische Pfarrer. Leider starb 1546 Cordatus schon.

1551 wurde in der Stadt ein Altmärker Konsistorium eingerichtet. Der erste Leiter desselben wurde Generalsuperintendent Dr. Joh. Lüdecke. Auf einer Visitationsreise im selben Jahr wurden die kirchl. Verhältnisse auch auf den Dörfern evangelisch neu geordnet.

Werfen wir einen Blick in die nun auch evangelisch gewordene Rochauer Kirche. Litaneien und Meßgesänge sind verstummt. Aber die Lieder der Reformation erklingen, schlicht und einfältig werden die Evangelien in der Predigt ausgelegt. Jugend und Erwachsene lernen eifrig die 5 Hauptstücke des Katechismus, denn der Pfarrer fragt sie in Nebengottesdiensten ab und erklärt ihre Bedeutung für das Leben des wahren lutherischen Christen. Die unverständlichen lateinischen Worte sind verklungen. Jeder kann mit seinem Herrgott in der Muttersprache reden.

Es ist Reformationsfest. Stehend singt die kleine Dorfgemeinde „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die Alten aber gedenken vergangener Jahrzehnte, da die liebe alte Feldsteinkirche mit ihren trutzigen Mauern, die teilweise 2 Meter Stärke haben, ihnen manchmal eine feste Burg gewesen ist. In den Nächten flammte der Horizont blutig rot. Räuberbanden waren in der Nähe. Aus den Schallöchern des Turmes hielt man Ausschau. Rückte ein mächtiger Feind näher, so flüchteten die Einwohner mit der wertvollsten Habe in die Kirche. Es gab nur kleine, niedrige Eingangstüren. Aus starken Eichenbohlen waren sie mit Eisen beschlagen. Der starke Riegelbalken wurde vorgelegt. Schmal waren damals die Kirchenfenster. So konnten sie leichter verteidigt werden. Der Feind nahte. Tapfer hieben die rüstigen Bauern mit  Morgenstern und Äxten drein. War der Gegner zu stark, zogen sie sich kämpfend in die Kirchennähe zurück. Zwei Herrenhöfe, der des Geschlecht derer von Vinzelberg, südlich der Kirche, und der andere Patronatshof, der westlich stand, waren mit guten Mauern wehrhaft ausgebaut. Auf dem westlichen wurde hartnäckig gekämpft. Angstvoll lauschten die Frauen, Greise und Kinder in der Kirche aufs Kampfgetöse. Eine Wache stand an der schmalen Turmtür, die auf der Westseite des Turmes in etwa 7 Meter Höhe zum Patronatshof hinaus ging. Der Turm hatte unten keinen Eingang. Nur diese Tür in der Höhe stand offen. An mächtigen Eichenriegeln, von denen einer neben der Turmuhr noch erhalten ist, konnte eine Leiter herabgelassen werden. Auf ihr klommen die der Übermacht unterliegenden streitbaren Bauern in den Turm. Nach dem Letzten wurde die Leiter aufgezogen. In der alten Wehrkirche waren nun alle geborgen. Mit Spießen wurden an den schmalen Fenstern die Angreifer abgewehrt, bis die aus Nachbarorten herbeigerufenen Hilfskräfte nahten. Sie griffen die Mordbanden an, die Bauern aus der Kirche machten einen Ausfall und halfen mit, die Buschräuber niederzuzwingen. Viel Blut hat der Rochauer Kirchhof in den vergangenen Jahrhunderten getrunken....

So sannen die Alten und kräftig brause auf das Kampflied Luthers: „Wenn die Welt voll Teufel wär ...“

Im Jahre 1614 wurde das Gut Kökte, das dem Rochauer Patron Henning von Kökte gehöhrte - es war der Hof  westlich des Turms - von Oberjägermeister von Roth gekauft. Er und seine Nachkommen hatten das zweite Patronat unser Kirche lange inne.

Der Kirchhof mußte damals sehr groß gewesen sein. Auf ihn stand das Pfarrhaus auch die Küsterwohnung. Von der Reformatorischen Kirchenordnung her waren in den Kirchenorten auch die ersten Schulen als Kirchschulen angeordnet und eingerichtet worden.

In stillen Jahrzehnten lebte unsere Gemeinde in Ruhe und Frieden; der Wohlstand des Dorfes hob sich, auch die allgemeine Sittlichkeit. Die Kirche war das Gewissen des Dorfes.

 

 

III. Aus der Martikel von 1600

 

Der Pfarrer hatte ein Pfarrhaus, eine Hufe in der Rochauschen Feldmark, dazu von einem alten Lehn noch neun halbe. Von Schwarzenhagen und Wittenhagen, deren Kirche wüste liegt, 2 wüste Hufen, Wiese und Holz. An Einwohnern werden genannt; Aus Rochau: Der Dorfschulze Hans Wolter, der Krüger Hans Karstedt, die Bauern: Hans Schlane, Bodo Wernickens, Hans Niepage, Heinrich Kerstens, Gorger Kleinau, Merten Mechow, Friedrich Juen, Andreas Schulze, Hans Gyse, Jacob Begge, Steffen Lungen, Achim Kerkow, Achim Mechow.

An Erwachsenen Einwohnern halten sich 120 zum Heiligen Abendmahl, zu Ostern gibt jeder Haushalt 2 Pfennige dem Pfarrer, 4 Hühner erhält er von Rochau, 4 von Polkau; jeder Hüfner muß jährlich zu Weihnachten 1 Brot und eine Wurst geben, zu Ostern 12 Eier, jeder Kossath sechs.

Zum Altardienst des Pfarrers gehören: 1 Maßgewand von Leibfarben, 2 Rochel und 2 Alben. Das Pfarrkapital beträgt 38 M. Barschaft, das im Dorf auf Zinsen ausgeliehen ist, bringt 8 Gulden jährlich.

Ferner geben an Gebühren: Iorer Ludecke 10 Schilling, ebenso Hans Mahler, CH. Schulze 5 Pfund Wachs und ein Rochhuhn. Arndt Schmidt 5 Schilling, Hans Bage    ½ Pfd. Wachs, Hans Schwedt, der Müller von Gottes Hausland 1 Pfd. Wachs, der Dorfschmied 1 Pfd. Wachs und ein Rochhuhn; Christopf Grabow 3 Schilling; von Schwarzenhagen halten sich 30 Erwachsene zum Heiligen Abendmahl, Weihnachtsbrot und Wurst nebst Ostereier wie die von Rochau.

Der Küster hat ein eigenes, neues Küsterhäuslein, bekommt zu Weihnachten Brot und Wurst wie der Pfarrer, vom Hüfner 4 Eier, vom Kossath 2 Eier zu Ostern, ferner auf Johanni einen Käs und ein Brot, hat Land zu 7/4 und dritthalben Scheffel Aussaat, bekommt ferner 29 Scheffel Korn und 19 Schilling als Geld. Von Schwarzenhagen dazu 9 Scheffel Roggen, alle Jahr 1 Fuder Holz, Eier, Brot und Wurst wie zu Rochau.

 

 

IV.  Der Dreißigjährige Krieg

 

Das Evangelium des 2. Adventsonntags steht bei Lukas 21,25. Im Jahr 1618 hatte an diesem Tage der Rochauer Pastor besonders beweglich über diesen Vers gepredigt: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne, Mond und Sternen, und auf Erden wird den Menschen bange sein, und sie werden zagen“. Eiskalt war es im Gotteshaus, Eisblumen bedeckten drei Fenster, der Atem stand vor dem Mund. Aber die Zuhörer überlief es so heiß. Denn ihnen war bange. Es sollte in Böhmen ein Krieg ausgebrochen sein. Und sie zagten. Denn allabendlich - der Bürgermeister Andreas Ritner zu Tangermünde hat es aufgeschrieben - , schickte Gott einen schrecklichen Kosmetstern in Gestalt einer feurigen Rute, der etliche Wochen nacheinander bis Anfang 1619 sich sehen ließ, dessen Wirkung ganz Deutschland und auch die Kurmark leider wohl erfahren hat. Auch hat sich zwischen dem 11. und 12. Juni 1619 in der Nacht bei einem schrecklichen Winde ein Erdbeben verspüren lassen, wo auch Mauern an etlichen Orten eingefallen und starkes Mauerwerk geborsten. Ferner hat in diesem Jahr die rote Ruhr und Pest sehr geherrscht.

Die ersten Kriegsjahre gingen ohne ernste Beschwernisse dahin. Da kam die stille Passionszeit anno 1626 und brachte die erste Leidenszeit für die Altmark. Im Februar kam der dänische General Fuchs gezogen mit 3000 Mann. Zuerst überwältigte er Tangermünde, dann zog er nach Stendal. Es ergab sich, da eilte Wallenstein mit seinem Herr heran, um die dänischen Truppen aus der Altmark zu werfen. Die Dänen entwichen ostwärts über die Elbe, Wallenstein zog sich nach Magdeburg zurück. Gleich kamen die Dänen über die Elbe zurück in die Gegend Tangermünde. Die rote Ruhr brach aus und raubte General Fuchs den größten Teil seiner Truppen. Auch aufs Land griff diese pestartige Krankheit über und forderte unzählige Opfer. Da zog General Fuchs durch die Altmark in die Lüneburger Gegend. Er fiel in der Schlacht bei Lutter am Barenberg. Die Dänen verloren hierdurch ihren Einfluß ins deutsche Kriegsgeschehen seit der verlorenen Schlacht.

Nun brandschatzten die kaiserlichen Truppen die Altmark. Diese katholischen Heere glaubten Gott einen Dienst zu erweisen, wenn sie die zur ewigen Verdammnis bestimmten evangelischen Ketzer schon hier auf Erden einen Vorgeschmack der Hölle gäben. Es kam Gustav Adolf den Evangelischen zur Hilfe.

Die Dänen hatten allein an Gold 16 Tonnen aus unsere Gegend requiriert. Das in den 4 Jahren kaiserlicher Besatzung geraubte Geld und Gut ist unbeschreiblich hoch gewesen. Die Bauern waren „blutarm“ geworden und fristeten kümmerlich ihr elendes Leben. Viele zogen mit den Resten ihrer Habe aus der Altmark fort. Viele Höfe lagen wüst. Im Dorf Uchtenhagen verlor Pastor Theodor Niete durch die Pest 4Söhne und 4 Töchter, nur ein Sohn blieb von 9 Kindern.

Gustav Adolf kam im Sommer 1631 bei niedrigen Wasserstand in einer Furt über die Elbe, unweit Tangermünde. Er hieb die kaiserliche Besatzung auf der Burg zusammen. 

Am 3.Juli kamen die Schweden in unsere Gegend. Am 4.Juli ritt Gustav in Stendal ein. Am 8.Juli zog sein Heer aus dem Quartier der einzelnen Ortschaften in der Nähe von Arneburg zu einer Musterung zusammen und zog nordwärts nach Werben rauf. Er verschanzte die Stadt mit vielen Wällen. Ein Chronist schreibt, daß da, wo die Schweden durchgezogen waren, im Gebiet von Magdeburg bis Werben, das ganze Land so wüst geworden ist, daß kaum ein Hund hat sehen lassen dürfen. Da kam der kaiserliche Feldherr Tilly durch diese kalte Gegend den Schweden nachgezogen bis Werben und bombardierten das schwedische Lager. Die Schweden antworteten so tapfer, daß Tilly sich nach Tangermünde zurück zog. Als der Kreis Stendal ohne alle Lebensmittel war, zog er südlich nach Sachsen ab.

Nach einer Atempause von 5 Jahren kamen wieder große Truppenmengen des Schwedengenerals Bauer in die Altmark. 7 Regimenter zu Pferde lagen um Stendal und  Tangermünde. Da kam am 8.Juni 1636 18 Reiterregimenter kaiserlicher Truppen unter General Hatzfeld in den Stendaler Kreis eingerückt. Von Tangermünde her flüchteten die Schweden gen Norden. Die kaiserlichen plünderten grenzenlos. Sie verschonten Alte und Kranke nicht. Das letzte Vieh wurde fortgetrieben, die letzte Habe fortgefahren. Gräber wurden durchwühlt, in Walsleben zinnerne Särge zusammengeschmolzen.

 In der Schlacht bei Wittstock  am 25.09.1636 siegten die Schweden und kamen von Werben durch unsere Gegend quer nach Gardelegen gezogen. Hiervon schreibt der Chronist: „Ich kann nicht die große Trübsal beschreiben, die den armen Landmann betroffen hat, denn obwohl die Städte durch Einquartierung und Plünderung hart bedrückt wurden, zum Teil leer waren hat doch der arme Landmann weder in den Städten, viel weniger in den Dörfer bleiben können. Er hat kaum sein Leben erhalten können. Was er in Wässern, Morästen oder auf dem Feld in der Erde tief versteckt gehabt, ist durch Teufelskünste öfters vorgesucht; hat er in die Stadt etwas mitgenommen, ist es ihm abgenommen. Hat er sich in dichtes Gebüsch verkrochen, ist er durch Hunde herausgehetzt und erbärmlich mißhandelt.“

Darauf schickte Gott eine grausame Pest in die Altmark. Daran viel Tausend Menschen gestorben sind. Allein in Stendal sind an Bürgern und Flüchtlingen 5000 Menschen umgekommen. Dazu kam eine erschrecklich teure Zeit, wie seit Jahrhunderten nicht gewesen. Auf dem Lande haben sich wegen der Einquartierung und Durchzüge keine Lebensmittel mehr befunden. Deshalb haben sich die armen Landleute mit Klee, Eichelbrot und wildener Wurzel kümmerlich erhalten. Hätte die Stadt Hamburg nicht geholfen, hätte der Überrest der Menschen Hungers sterben müssen. 1637 war auch teure Zeit. Das Korn mußte auf Schubkarren und auf dem Rücken von Salzwedel geholt und bezahlt werden.

 1638 nahmen die Kaiserlichen wieder ihren Weg auf Stendal zu. Obwohl Soldaten einen Taler für Brotstücke boten, war nichts zu bekommen. Man fraß Hunde, Katzen Pferde und Schweine, wenn sie auch etliche Tage in Mistpfützen gelegen hatten. Die Gedärme von stinkenden Aas wurde gekocht und öffentlich feil geboten. Man hatte erfahren, daß ein Mensch den anderen gegessen, wie dann in Stendal ein Soldat ertappt ist, der sein eigenes Kind geschlachtet. Lunge und Leber herausgenommen und gefressen hat, aber doch wegen Mattigkeit bald umgefallen und gestorben. Die Soldaten gaben den Leuten im Feld oder Dorf schwedische Tränke ein, legten sie eine Zeit lang an Feuer, steckten sie in Backöfen, hängten sie an den Füßen auf. Deswegen widersetzten sich viele Bauern und ergriffen ihre Waffen. Am Drömling, im kalbischen Werer und an der Biese schlossen sie sich zusammen, wählten sich ihre Offiziere und führten alle Plünderer und einzelne Soldaten. Vor 10 Bauern flohen schließlich oft 30 Reiter. Darum mußte General Gallus und sein Herr aus der Altmark über die Elbe abziehen.

 Ein andere Chronist schreibt: „ Der Acker wurde nicht bestellt, man erntete das Wenige, was auf dem Feld bei den vom Füttern der Pferde zerstreuten Körner aufging. Diese Ernte wurde auf dem Schubkarren oder Rücken eingebracht. Dazu kam die Pest, Mäuseplage und Raupenfraß.“

Der alte Ackersmann Elias Arnd aus Bellingen, fast 100 Jahre alt, gestorben 1710 erzählt, daß die Soldaten einen dicken starken Bauer Ebel Reppin aus Bellingen an der steinernen Brücke bei Bölsdorf geschlachtet und aus Hungersnot aufgefressen haben.

Das Dorf Polkern bei Osterburg war ganz ausgestorben. Ein gewisser Tielkorn ließ sich nach dem Kriege auf seinen alten Familienhof nieder. Ein paar alte Pferdekrippen war das einzige Gerät, daß er auf seinem wüstem Hofe vom ganzen Dorf nur vorfand. In der ganzen Umgebung konnte er nicht eine Frau finden. Er mußte sie aus Hamburg holen. Auch Rochau lag zum größten Teil am Kriegsende wüste. Pfarrhaus, Küsterei und Kirche waren ausgebrannt. Brandgeschwärtzt schauten die Schallöcher des Turmes über die in Schutt liegenden Höfe. Über die Toteneinsamkeit Rochaus und Schwarzenhagens zogen tief die dunklen Wolken.

 

 

V. Pastor Simon Schlehenstein  1670 - 1702

 

Die Glocken der Türme von Münster und Osnabrück hatten 1648 den Friedensabschluß verkündet. Der große Kurfürst befahl eine große Kirchen- und Schulvisitatio in seinen Landen. Es war eine traurige Reise für die Kommission. Das Ergebnis niederdrückend. Kirchen und Schulen waren ausgebrannt. Viele Orte entvölkert. Es gehörte schon der Glaubensmut eines Paulus Gerhard dazu , voll Hoffnung auf Gottes Hand die Lasten aufgelegt, aber auch tragen hilft, das Werk des Neubaus zu beginnen.

Der erste, durch die alten Kirchenregister namentlich erwähnte Rochauer Pfarrer war Pastor Jordan. Sein Patron Herr von Roth, hatte Landbesitz an der Westseite der Kirche und nördlich der selben.  Einen wüsten Hof gab er den Pastor als Ersatz für die auf dem Friedhof abgebrannte Pfarre. Es ist der noch heute bestehende Pfarrhof. Auch die Küsterei- und Kirchschule wurde in die Achterstraße verlegt und neu errichtet. Es ist das Terrain der heutigen Dorfschule.

Noch 60 Jahre nach dem 30 jährigen Krieg gab es wüste Höfe im Dorf. Der Wald hatte seinen Vormarsch auf die Äcker angetreten und war bis ans Dorf gekommen. Zur Unterstützung der schwer um ihr dasein ringenden Pastoren verfügte der große Kurfürst: „Weil viele Prediger bei diesen Kriegswehen mit dem Ackerbau nicht nachkommen können, so werden die Pfarrkinder so noch bespannt seien, auch Vermögen haben, den selben beispringen und ihm mit Pflügen und Mistfahren in etwas zu Hilfe kommen, damit sie ihr Anteil desto besser abwarten und nicht nur in Gedanken bloß auf die Haushaltung und Nahrung zu wenden verursacht werden.“

Pastor Johannes Jordan starb um 1670. Seine Witwe zog in das damals neu gerichtete Pfarrwitwenhaus. In das Pfarrhaus zog Pastor Simon Schlehenstein ein. Er war geborener Stendaler, Ende der vierziger Jahre alt. Fast 20 Jahre war er solange auf der Pfarrstelle zu Sanne, zwischen Stendal und Arneburg, Seine Frau Elisabeth, geb. Brandt, hatte ihm 9 Kinder geboren. Besitzer von Sanne war damals ein Herr von Klötze gewesen. Da er auch Patron von Rochau war, gab er seinem treuen Pastor nun diese bessere Pfarrstelle hier. Bald nach dem Umzug wurde ihm in Rochau sein Sohn Samuel am 10.02.1671 geboren, den er durch seinen Amtsbruder Klehn aus Schinne taufen ließ. Das Kindlein wurde nur 3 Jahre alt. Paten waren der Junker Otto Erdmann von Vinzelberg und der Dorfschulze Matthias Drüsedau gewesen.

Die Nachwelt dankt Pastor Schlehenstein die Anlage des 1. Kirchenregisters. Nach Höfen geordnet schrieb er nicht nur Taufen, Trauungen und Beerdigungen ein, sondern auch merkwürdige Ereignisse auf den Höfen.

Er war ein rechter Mann in der damaligen Zeit, da Sitte und Moral durch die langen Kriegsjahre stark gelitten, blieb er unbestechliches Gewissen und hatte den Mut, die Sünden auch Sünden zu nennen und nichts zu beschönigen, um das Übel an der Wurzel auszurotten. Das mochten viele nicht leiden und rückten vom eifrigen Seelsorger ab und schikanierten ihn manchesmal. Es reden die Kirchenbucheintragungen oft von diesen „Priesterfeinden“, die ihm nicht die Kirchenabgaben zahlten und lieber ihre Angehörigen ohne Leichenpredigt begraben ließen, weil eine solche 2 Taler kostete, die der Pastor für seine kinderreiche Familie so nötig brauchte.

Das damals das Pfarreinkommen nicht zum Studium der Söhne reichte, geht aus einer Notiz hervor. Als sein jüngster Sohn Samuel starb, schreibt der Pastor: Eben im selben Herbst bekam ich auch die traurige Post, daß mein ältester Sohn Johann Lampert, welcher anno 1652 am 10.September zu Sanne geboren, und den ich hatte das Tuchmacherhandwerk lernen lassen, auf seiner Wanderschaft zu Danzig gestorben. Gott sei seiner Seele gnädig, Amen.“

 

Lesen wir nun Merkwürdigkeiten aus dem alten Rochau, die der Pastor erlebte.

Von seinen Küstern in der Schule schreibt er:

Anno 1673 den 7. November ist des Küsters Johann Franziskus Schwertfeger Frau Sibylla übels gestorben und den 12. begraben worden, sie war 75 Jahre. Text der Leichenpredigt, Hiob: Ich weiß, daß mein Erlöser lebt! Weil auch der alte Schwertfeger den Küsterdienst nicht mehr verwalten konnte, also ist auf Michaelis dieses 73. Jahres ein anderer Küster angenommen worden, Namens Hans Jürgen Steinmetz. Anno 1679 den 25.Oktober abends um 4.00 Uhr ist Margarete Wolters, des Küster seine Frau, gestorben und den 30. Ohne Leichenpredigt begraben worden. Soll alt gewesen sein 52 Jahre. Anno 1680 den 27.April kopuliert (getraut) Hans Jürgen Steinmetz und Anna Kampfen, Jürgen Kampfen eines Reuters nachgelassenes Hurenkind. Andere sagen ihr Vater soll Jürgen Krömer gehießen haben. War eine rote und leichtfertige Bestia, wie Hurenkinder zu sein pflegen. Und dieser falsche Schelm, als er mit solchem Hurenkind Geld bekam, denn sie soll über 100 harte Reichstaler gehabt haben, da gab er sich was, also, daß er mich und die Meinigen verachtete, lag im Krug, fraß und soff und wollte nicht parieren, also daß ich ihn auch endlich auf Michaeli wieder kassierte. Da hing er sich an viele Priesterfeinde und Feindinnen, auch Faxen und Zaubergeschmeiß und meinte dadurch den armen Priester zu zwingen; wollte aber doch nichts helfen, sondern er machte fort und wurde durch seine Gönner endlich zum Stockmeisterdienst in Stendal befördert. Allda er auch anno 1682 in der Pacht von Gott seinen Lohn mitsamt seinen Hurenweib bekommen. Gott lasse es allen Priesterfeinden und Feindinnen, die nicht zu bekehren, also gehen.

Darauf Adam Stolle, der vor diesem hier auch Küster gewesen, auf Michaelis 1680 den Küsterdienst auf ein Intarium zu bestellen, wieder angefangen. Und nachdem mir Adam Stolle anno 1683 den 2. Mai gestorben, als ist noch desselben Jahres auf Johanni Hans Niemann, gewesener Ackermann in Schwarzenhagen und ein Jahr Küster zu Späningen, wieder allhier Küster worden, bis er 1730 starb.

Anno 1690 den 7.Januar des Abends zwischen 6.00 und 7.00 Uhr ist Greth Schulzen, Hans Niemanns Stieftochter - so ein Jahr und 6 Wochen bei mir als Prediger dieses Ortes gedient, an den Pocken gestorben - war etwa 21 Jahre alt.

 

Vom heutigen Wallstabehof:

Des Hans Nagels Frau Ilse hat sich am 7.Oktober 1671  des früh morgens um 3.00 Uhr am Flachs, so sie in der Stube drin um den Ofen herum stehen gehabt und angefangen zu brennen, so sehr verbrannt, daß sie darüber noch desselben Tages des Abends um 7.oo Uhr ihren Geist aufgeben müssen. Die selbe ist den 11. begraben und ihr eine Leichenpredigt nachgehalten worden. Psalm 42 „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott zu dir.“ Ihr Alter wußte sie so eigentlich nicht, war etwa 40 Jahre alt.

 

Von Fettins Hof:

Den 16.April 1671 ist Katharina Menzendorf, Asmus Schröders Senior nachgelassene Witwe gestorben und den 20. begraben worden. Asmus Schröder  Junior, ihr Sohn geht des Montags, als des 17.Aprils, nach Stendal und gibt vor er wolle daselbst 2 Taler holen, so zur Beerdigung seiner Mutter sollte angewandt werden. Bleibt aber in Stendal und versäuft das Geld und kam nicht eher wieder als des Abends des 20. April, da seine Mutter schon begraben war. Das laß mir einen feinen Sohn sein! Anno 1701, den 26.Juni, des Nachts zwischen 12. und 1.00 Uhr ist der alte Asmus Schröder gestorben und auf den 29. ohne Leichenpredigt begraben. Er führte ein böses Leben mit Schwelgen und Saufen, auch mit Worten sehr schandbar und ärgerlich der Jugend, wurde endlich ganz taub, daß er nicht mehr hören konnte. Doch bekehrte er sich noch zuletzt. Gott vergebe ihm alle seine Sünden. Um Christi Willen . Amen.

 

Vom Grundstück Springensgut - Arbeiterhäuser, gegenüber der Kirche:

Anno 1672 den 28.Oktober hat Dietrich Diedemann seine Frau Grete eine totgeborene Leibesfrucht zur Welt gebracht, welche sie zwar heimlich begraben, mir aber und den Küster unsere Leichengebühr geben müssen. Dieses Kind, welches in Tilo Hünemörders Grab gesetzt, ist von losen Leuten Hünemörders wieder ausgegraben den 11.November, wie berichtet ward, und des Nachts von den Hunden gefressen worden, welches Gott wohl richten wird.

Anno 1675 am 16.Februar ist des alten Dietrich Diedemanns Frau Cicilia ohne Leichenpredigt begraben, weil das Vermögen nicht da war. Im folgenden Jahr  den 7.Dezember ist des jungen Diedemanns Frau Grete an masern gestorben und ohne Leichenpredigt begraben worden. Sollte zwar zuletzt eine Leichenpredigt haben, aber da war es mir auch nicht gelegen, weil sie es kaum 12 Stunden vor dem Begräbnis allererst von mir begehrten. Im Mai heiratete der Witwer Anna Schulze aus Polkau, welcher man nichts gutes nachsagte. Dieses Weib, da sie bisher in das 3.Jahr bei ihm gewohnet, ist hernach in seinem Abwesen heimlich davon gegangen und allen ihren Bettel mitgenommen. Da sie doch von ihm schwanger war, ist das Kind in Stendal getauft und daselbst gestorben und begraben. Sie aber hat sich danach zu den Soldaten gehalten und mit denselben gehurt, also ist ihr Mann endlich von den Herrn Superintendanten in Stendal von ihr losgesprochen und ihm anderweil ehelich einzulassen vergönnt. Er heiratete am 28.Januar 1680 die Gertrud Wedding. 3 Jahre darauf gebar sie einen toten Sohn zu Welt, also gefährlich, das des Kindes Kopf im Mutterleib geblieben. Ob die Hebamme hieran Schuld, oder ob es eine göttliche Strafe, ist Gott allein bekannt. 3 Wochen darauf hat auch die Mutter nach ausgestandenen Schmerzen endlich ihren Geist aufgegeben und ist mit einer Leichenpredigt begraben, Text: Joh. 16,21 „Ein Weib, wenn sie geheiratet, so hat sie Traurigkeit.“ Sie war alt 31 Jahr. Im nächsten Jahr schloß Diedemann seine 4. Ehe.

 

Von Kricheldorfs Hof:

Am 9.April 1695 wollte Klaus Benecken, dieser Esel, auf den Sonntag taufen lassen, blieb aber aus, und war also erst Dienstag getauft und entschuldigten sich wegen der Speisung, daß er dazu nicht eher hätte geraten können. Und mußte die Taufe also wegen der Fresserei aufgeschoben werden, daraus man sieht was für Christen seien!

Von Bauermeisters Hof:

Von Schröders starben in Schwarzenhagen im Jahr 1679 drei Familienmitglieder bald hintereinander. Alle ließen sich ohne Leichenpredigt beerdigen, woraus denn zu spüren, daß diese gleich unter die Priesterfeinde gehören, die sich wider mich zusammengekoppelt haben.

 

Noch etliches von den Gegnern Pastor Schlehensteins:

1687 war Joachim Peters einer von den guten Priesterfeinden. Er ging lieber zum Krug als zur Kirche und war auch das letzte mal vor seinem Ende ein halbes Jahr nicht zum Abendmahl.

Der alte Küster Adam Stoll ist auch anfangs einer mit von den Priesterfeinden gewesen, aber zuletzt wurde er sehr bequem und dankte Gott, daß ich ihn wieder zum Küster annahm. Der 1683 begrabene Adam Otte war sogar ein Erz - Priesterfeind. Klaus Roloff, der anno 1676 seine Frau begraben ließ, war auch ein Priesterfeind. Als er wenige Zeit später seine Dienstmagd heiratete, streuten die Rochauer dem Brautpaar Heckerling auf den Kirchsteig. Der Altbesitzer von diesem Hof war ein versoffener Bruder.

Bei einer Taufe am 8.Dezember 1676 wollten die Eltern „ihr Kind sollte wie die vom Adel, 2 Namen haben, aber ich habe es ferner nicht eingeräumt, sondern sie können sich wohl mit einem Namen behelfen. Ist nur eine bloße eingebildete bäurische Hofart!“ Als das getaufte Kind nach 3 Wochen starb, schreibt der Pastor: „Vielleicht hat es dem lieben Gott nicht gefallen, daß sie wollten mit zwei Namen protzen.“

Im Oktober 1700 fuhr der Bauer Kricheldorf  seinen 3 jährigen Sohn nach Schinne, denn er hatte ein schweres Bruchleiden, das ein Bruchschneider dort heilen soll. Der Bruchschneider schnitt so, daß der Knabe nach 3 Tagen starb. Weil der Pastor von Borstel die Leiche nicht hat aus seinem Bezirk fahren lassen, ist die Leiche daselbst beerdigt „und habe wegen der Gebühren ich, der Küster und die Kirche müssen hinten nachsehen.“

 

Vom Nachbarhof des Pfarrhauses:

Am 8.Oktober 1671 hatte die Tochter der Bauersfrau Ursula Denecken ein uneheliches Kind tot geboren, wie die weise Mutter (Hebamme) mir berichtete. Darauf starb die uneheliche Mutter. Vielleicht ist sie von Gott zur Rechenschaft gefordert. Dann stirbt die Bauersfrau. Mutter und Tochter werden wissen, wie sie mit dem totgeborenen Kind im Mutterleib vorgegangen sind, wie denn auch der Vater Möhring keinen gesunden Tag mehr gehabt und elendig mußte siechen und kranken. Im Oktober stirbt dann noch Möhrings Sohn von 19 Jahren an der Schwindsucht. 3 Jahre später bringt die Tochter Trineliese ein uneheliches Kind zur Welt, tötet dasselbe und gedenkt es heimlich fortzuschaffen, ist aber von den Bauern, die wegen eines gestohlenen Schafes Haussuchung getan, gefunden worden. Wie wunderlich Gott ein Ding dirigieren kann; wenn er will das im dunkel verborgen ist, soll an das Tageslicht kommen. Sie mußten nun die unmenschliche Kindesmutter bewachen, aber es war den Bauern kein Ernst. Sie ließen sie auf den Abend davonstreichen und sagten, sie wissen nicht, wo sie geblieben wäre. Keiner wollte einen Fuß danach aus der Halle setzen, da sie doch eine geraume Zeit sich hatten zu Ziegenhagen und Petersmark aufgehalten haben. Aber sie bekamen auch vom lieben Gott des nachfolgenden Jahres ihren Lohn, da eine Feuersbrunst 1682 entstanden war und den Rädelsführern das Ihrige in Asche gelegt wurde. Es war auch der Obrigkeit angezeigt. Die kam zuvor und besichtigte das Kind, wurde aber weiter nichts dazu getan. Also kommt eine Blutschuld über die andern. Sollte das Gott nicht finden! Ja er wird es wohl finden, richten und heimsuchen in seinem Zorn, dem sei die Sache und Rache befohlen. Das getötete Kind ward den 11.09. mit Bußgesängen und Läutungen der beiden kleinen Glocken zur Erde bestattet. Am 20. November stirbt der schwer leidende Möhring. Auch er war im Anfang ein Priesterfeind mit, aber er bekam auch seinen Lohn. Die Tochter Anna heiratete 1682 den Daniel Stolle. Aber am heiligen Pfingsttage anno 1685, da die Bauern wegen eines gestohlenen Ochsens Haussuchung getan, haben sie abermals auf diesem Hof in der Scheune ein fast verfaultes Kind gefunden, welches die Schwester der Frau, welche sich hier aufhielt, unehelich geboren und wohl wird umgebracht haben, denn diese sich stehenden Fußes aus dem Staub gemacht. Ich schrieb solches der Obrigkeit, aber es ist nichts darauf erfolgt. Ich will entschuldigt sein, denn ich habe das Meinige getan. Gott wird Richter und Rächer sein. Das war es, denn im Jahr darauf ist die junge Frau Stolle, so 30 Wochen krank gewesen, lahm geworden, endlich gestorben. Sie war 33 Jahr alt.

 

Von den Bauernhöfen gehen wir nun in das Hirtenhaus und hören seine Erlebnisse:

Anno 1684 den 11.August nachmittags 4.00 Uhr ist franz Kohler, ein junger Kuhhirt, der nach dem Tode seines Vaters mit der Mutter die Dorfherde versieht, meines Wissens ein stiller und frommer Mensch, bei dem Hüten auf dem Felde von einem Donnerstrahl getroffen und getötet. Sein Haupt soll fast voneinander geschlagen sein.

Sonst gab es unter den Hirten „manch lose böse Schelme“. Anno 1686 zankte sich die Kuhhirtenfrau Arent am heiligen Pfingsttag mit dem Schusterweib aus Schwarzenhagen über das Obenansitzen in der Kirche. Sie haben so gründlich gescholten und also groß Ärgernis gegeben. Da ichs erfuhr, wollte ich sie ohne Versöhnung nicht zum heiligen Abendmahl kommen lassen und da blieben sie gar davon weg. So geht es Gottes Dienern, wenn keine Obrigkeit da ist, die solche gottlose könnte strafen.

1682 gebar die Schäferwitwe Anna Ehrwald ein uneheliches Kind, ließ es in der Kirche taufen und gab als Taufgeld einen Taler. Aber als diese Schelmin auf Martini loszog, kam mir aus meiner Herde das beste und größte Lamm fort, welches ich wohl nicht für neun Taler weggegeben hätte. Das war der Vorteil von diesem Hurenpack!

Der Schäfer Hans Reineke war auch ein Schelm. An ihm war auch nicht viel Gebratenes. Denn 1698 hat er die Schafe auf dem Glatteis verhütet, das sie alle dahingingen.

Ähnliche Erfahrungen wie mit dem gewonnen und zerronnenen Tauftaler der Hirtin machte Pastor Schlehenstein mit dem Windmüller in Rochau. Denn Müller Christian Franke gibt von anno 1670 wohl dem Pastor die richtige Calende mit jährlich 6 Scheffel Roggen, “aber er gibt’s, das Gott erbarm, denn er machet es immer wieder ein und waren 3 Scheffel wohl nicht mehr als 2 Scheffel, und demnach oftmals elende Mehle.“

Der Müllersohn heiratete 1699 die Müllertochter Katharina Margarete Belitz aus Grassau. Sie gebar bei ihren Eltern dort einen Sohn, der auch dort getauft wurde, dann starb und in Grassau beerdigt ward. Am 28.Juni hat der Müller seine Frau nach Rochau zurückgefahren. Dieser hatte mir sollen wegen meiner Gebühren geben: Als Taufgeld 6 Silbergroschen für nur eine Mahlzeit bei der Taufe, da er aber doch 3 Tage Kindelbier gefeiert und mir hätte also 3 Mahlzeiten gleich 18 Silbergroschen geben müssen. Nun rechne ich nur 6 Silbergroschen das Kind zu begraben, und Mahlzeit bei dem Begräbnis 6 Silbergroschen, und das Opfergeld beim Begräbnis hatte 12 Silbergroschen gebracht. Waren also 2 Taler zusammen. Und er hat mir nicht mehr geschickt als 12 Silbergroschen! So geht man mit den armen Priestern um, aber das wird Gott finden und richten.

Neben dem Ärger mit Priesterfeinden und reine Schelmen hatte Pastor Schlehenstein einen unvergeßlich schönen Freudentag, als in der nichtausgebrannten Kirche die neue handgeschnitzte Kanzel geweiht wurde. Sie ist bis zum heutigen Tage als Schmuckstück des Gottesraumes erhalten geblieben. In der Kanzel ist der Name des Holzschnitzmeisters geschnitzt: M. Casper Hoppenstede 1674. Über der Kanzeltreppe mahnen folgende Worte den Prediger :

DIC  ILLIS  ET  LIBERASTI  ANIMAM  heißt: „Predige Ihnen und erlöse die Seele.“ Rings um die Kanzel steht die Inschrift: „Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren.“ Luc. 11 Hans Friedrich von Roth Patron Jonas Thon Consul Stend(al) Patron H. Schlehenstein Past(or) Mathias Drüsdow Joachim Schulze (die Kirchenvorsteher und Schulzen von Rochau).

Anno MDCLXXIV (1674) De(n) 6. Oktober.

Die wirtschaftliche Lage blieb über seine Amtszeit hin schwer. Noch immer lagen einige Höfe wüste. Kriegsvölker störten den Dorffrieden. Denn anno 1686 im Oktober kamen etliche Fußvölker, so vor Hamburg gelegen, wieder in unser Dorf zurück. Eines Trommelschlägers Frau Maria Arend, deren Mann von dem Fürstlich Anhaltinischem Regiment unter des Herrn Hauptmann Otto v. Bredow Kompanie gedienet, ist von einem Sohn entbunden und im Hause getauft. Paten waren unter anderem die jüngste Pastorentochter Margaretha Schlehenstein und der Junker von Vinzelberg.

9 Jahre später steht geschrieben: Anno 1695 ist den 26.November die lange angestandene Heirat zwischen meiner jüngsten Tochter Margaretha und Herrn Caspar Vinzelberg endlich durch priesterliche Kopulation vollzogen worden. Kopuliert hat sie Herr Johann Georg Licht, Pastor zu Erxleben, und geschah die Kopulation in unsrer Kirche allhier in Rochau, die Hochzeit in meinem Pfarrhause, so ich einzig und allein ausrichten mußte!

Auch von Krankheiten im Pfarrhaus weiß das alte Kirchenbuch zu berichten.

Anno 1685 den 15.April ist meiner Frau Schwester, Anna Brand von Schweichel aus dem Riß, Hans Niefelds nachgelassene Witwe mit ihrer einen Tochter zu uns kommen in Meinung von ihrer Post in den Städten etwas zu bekommen. War Mittwoch in der stillen Woche kam krank allhier, legte sich darauf zu Bette und starb auch allhier, am Ostertag zwischen 12 und 2 Uhr nachmittags. Ihren Körper habe ich den 21.April auf unserem Kirchhof in der Erden ohne Zeremonie beisetzen lassen solange, bis ferner Mittel erfolgen, daß die Bestattung derselben geschehen kann.

Als der alte Pastor in die 70 Jahr gekommen war, kränkelte er öfters, wie Eintragungen im Kirchenbuch ergeben, daß er wegen Krankheit nicht mehr hat amtieren können.

Anno 1701 waren im Januar die Festglocken verklungen, die den Gemeinden die Erhebung des Kurfürstentums Preußen zum Königreich und die feierliche Krönung des Königs in der Schloßkirche von Königsberg in Preußen verkündet hatten.

Da geht mal wieder der Tod still durchs Dorf. Diesmal klopft er ans Pfarrhaus: „Den 18.März des Morgens früh um 2 Uhr ist meine Frau Elisabeth, geb. Brandt, so leider 1½ Jahre an der Gichtkrankheit elendiglich niedergelegen, also daß sie ihre Gliedmaßen, Hände und Füße nicht gebrauchen können, endlich durch einen sanften und seligen Tod von Gott aus dieser Welt abgefordert, deren Körper ich am Palmsonntag in der Kirche vor dem Altar habe begraben lassen. Ihre feierliche Bestattung aber hat müssen aufgeschoben werden bis zum 5.Juni, da sie mit einer Leichenpredigt begraben worden durch Pastor Jacobus Wolff aus Groß Schwechten. Text der Predigt: „Herr, wenn ich nur dich habe, so frag ich nicht nach Himmel und Erde.“ Darauf ich mich aus hoher und unumgänglicher Notwendigkeit wieder müssen ehelich einlassen mit Frau Elisabeth Müller bürtig aus Salzwedel, Herrn Johannes Altfuß, gewesenen Pastoris in Kleinau nachgelassener Witwe, und ist die Hochzeit den 15.November allhier in meinem Pfarrhaus gefeiert worden. Gott gebe uns seinen Segen, Gnade, Frieden, Gesundheit und Einigkeit, danach die ewige Seligkeit. Noch 2 Jahre Amtszeit waren dem alten Simon Schlehenstein zu amtieren vergönnt. Noch 2 Jahre stand er auf der Kanzel mit seinem Namen und predigte seinen Rochauern und Schwarzenhagenern, die er so gut kannte.

Anno 1703 hörte seine klare, gewissenhafte Handschrift im Kirchbuch auf. Sein Leib ruhte im Pfarrgewölbe, im hohen Chor auf der Nordseite. Gott aber möge seinen treuen Diener das geschenkt haben, was er sich vor 2 Jahren wünschte:

„Danach die ewige Seligkeit.“

 

 

VI.  Pastor Henning Gartze  1703 - 1733

 

Ich, Henning Gartze, bin nach erhaltener Vokation vom König und den hiesigen Herrn Patron den 23. Dez.  1703, als am 4. Adventssonntage, in der Kirche allhier zu Rochau als Pastor und Seelsorger dieser beiden Gemeinden intraduzieret und zwar durch den Herrn Generalsuperintendent zu Stendal, Herrn Doktor Meurern. Gott stehe mir in Gnaden bei, daß ich die mir anvertraute und durch Christi Blut erlöste Seelen so möge führen und weiden, daß sie zu Jesus kommen und nebst mir ewig gerecht und selig werden.

Den 4.Juni 1705 ließ ich mich in Stendal in Herrn Kämmerers Schulzen Hause ehelich kopulieren mit Jungfrau Maria Elisabeth Pinnau, des seligen Herrn Kaspar Pinnau und Elisabeth Rosten, Pastoris zu st. Petri in Stendal, nachgelassener ehelichen Tochter.

1706 den 3.September abends 9.00Uhr bekam ich und meine Frau einen Sohn, der bei der Taufe Bendix Christoff genannt wurde. Gevatter waren Herr Bendix Roste, Richter in Berlin auf dem Werder und in Friedrichsstadt, Herr Friedrich Hildebrandt Thom, Königlich Pr. Amtsmann zu Kloster Neuendorf, auch Patron hiesiger Kirche....

1709 den 10.Juni morgens ½ 11 Uhr bekam ich und meine Frau eine Tochter, so den 17. getauft und Katharina Elisabeth genannt worden. Gevattern waren der Kammerath Christoff Roste in Berlin, dafür gestanden Herr Johann Erdmann v. Vinzelberg....

Den 17. November 1709 mittags um 1.00Uhr stirbt meine Frau Maria Elisabeth Pinnauin, eben am Sonntag. Den Dienstag Abend, als am Elisabeth-Tage, wurde sie beigesetzt, und den 17.Dezember geschah das öffentliche Leichenbegräbnis. Herr P. Lange von Gr. Ballerstedt hielt die Parentation, Herr P. Jac. Wolff zu Gr. Schwechten hielt die Leichenpredigt. Text: Offenbarum, VII v. 13 u. 14.

Nachdem ich 8 ¼ Jahr als Witwer gelebt, wurde ich durch zureden guter Freunde und andere Ursachen bewogen, mich zum anderen mal zu verehelichen. Habe mich demnach den 16. Januar 1718 zu Uenglingen mit des Herrn Joh. Christoff Berlins, Pastoris daselbst, ältesten lieben Tochter, Jungfrau Barbara Margaretha Berlin im Beisein guter Freunde ehelich versprochen, auch gleich darauf den 15. Februar in der Kirche daselbst durch Herrn D. Meurer aus Stendal mit der selben kopulieren lassen. Gott walte über uns mit seiner Gnade, beides, zeitlich und ewiglich. - Den 28.Dezember, als den Tag nach Weihnachten, abends 6.00 Uhr gab der liebe Gott meiner Frau eine wohlgestaltete Tochter. Allein, weil sie solange an der Geburt arbeiten mußte und man gar an ihrem Leben zweifelte, wurde das Kind, welches man allerseits für tot hielt, etwas härter angegriffen, um solches von der Mutter zu bringen, weswegen es an der Hacke von der Weh-Mutter war verletzt worden. Man gebrauchte dazu den Balbierer aus Osterburg, der es von dem 3. Tage immer selber verband, allein es mußte doch den 17. Januar abends 5. Uhr seine Seele Gott wieder liefern.

 

Die Pfarreinkünfte von Rochau setzten sich zu Pastor Gartzes Zeit folgendermaßen zusammen:

Ertrag vom Pfarrland zu Rochau und Schwarzenhagen

mit Wittenhagen, vom letzteren liegt ein Teil noch wüst, wird nur alle 10 Jahre gelegentlich besät. Gesamtfläche ca. 4 Hufen. Die einzelnen Schläge werden nach alten Flurnamen aufgeführt: Im Schinnischen Felde, auf den Ruthen, der hinteren Nachtweide, aufs Sok, im Molkenfeld, im Grassauschen Felde im Morgenschlag, im Bruchland, auf der Viehtrift, auf der anderen Seite der Kuhle, im Schorstedter Feld im Morgenschlag,auf der halben Kavel, auf dem langen Stück,auf dem Sand, auf dem Ballerstedtschen Wege, auf Braunland, auf dem Soltenberg, nicht weit von der hiligen Wische, auf dem Mahlbild, auf dem Lindholz, hinter Schartau, ferner Wieswachs, auf der Bauernwische und am Holz im Anteil von einem Ackermann an dem Wittenhagschen Holz, ferner von den hohen Birken.

Brot und Wurst von jedem Ackermann, von jeden Kossathen 6 Eier.

Das Opfergeld (beim Umgang um den Altar) vom hl. Abendmahl, Leichen und Hochzeiten, zur Hälfte mit der Kirchenkasse.

Bei Beerdigungen: Leichenpredigt bei Erwachsenen 2 Taler, ohne Leichenpredigt, nur Einsegnung 8 Groschen, bei Kindern 9 Groschen.

Bei Trauungen 2 Taler nebst Mahlzeit und neuen Schnupftuch.

Kindtaufe 6 Groschen und, wenn 5 Gevattern gebeten waren, eine Mahlzeit oder 6 Groschen, bei mehr das Geld für Gevatternbriefe und noch eine Mahlzeit oder 6 Groschen.

 

Streng wurde die Kirchenzucht gehandhabt.

„Weil der Cyriakus Hünemörder ein gottloses Leben führte und fast immer in Krügen gelegen und dem Gesöff nachgegangen, ist er auch in die Hurerei geraten und hat 8 Tage nach seiner Frau Begräbnis mit seiner Magt zu tun gehabt und dieselbe geschwängert, deswegen ein Mann von Wolkows so über die Elbe liegt, den 22. November zu mir kommen und berichtet, daß seiner Schwester Tochter Maria Schrader von dem Cyriacus Hünemörder beschlafen, die ihm auch deswegen von seiner Obrigkeit verklaget, und da er das Faktum bekannt, von der selben gebührendermaßen gestraft worden. Darauf er dann den 1. April Kirchenbuße zun müssen, daß er nach der Predigt, da die Gemeinde Beicht und Absolutation, auch das allgemeine Kirchengebet verlassen, solange er für (vor) dem Altar hat knien müssen und ist auch die Demtation von der Kanzel geschehen. So hat der Cyriacus bald darauf eine andere Magd bekommen, die auch grob schwanger und von einem Soldaten namens Dawid Kicke beschlafen; Die Magd hieß Barbara Kruse, Lorenz Kruses von Demker Tochter, welche darauf den 26. April zwischen 10 und 11 Uhr vormittags eingebettet und einen Sohn bekommen, so den 29. Getauft und Dawid ist genannt worden; - den 25.Mai auf den Nachmittag ist dieser Hure ihr Kind wieder gestorben - den 19.September aber hat sich dieser Cyriacus mit dieser seiner Magd zusammentrauen lassen. Was ferner werden wird wird die Zeit lehren. Gott vergebe ihnen. Ihre Sünde! Im Jahr darauf ist dieser Cyriacus ein Soldat worden, da denn diesen Hof (Wallstabe) sein Bruder Joachim angefangen deswegen.  -  Nachdem Cyriacus mit seinem Weibe aus dem Kriege wieder herkommen, und sich bei seinem noch lebenden Vater im Altenteil aufgehalten.“  -

Anno 1708 den 18.Juli fährt Müller Franke mit seiner hochschwangeren Frau nach Stendal. Auf der Landstraße muß die Frau , weil ihr so übel wird, absteigen. Da solches nachläßt fahren sie zurück auf Peulingen und kehren daselbst bei Bekannten ein. Um 11 Uhr vormittags gigt Gott der Müllerfrau eine junge Tochter, und nach 1 Uhr mittags auch einen Sohn. Die Schwachheit hält bei der Frau an bis des anderen Tages gegen Morgen. Da muß sie ihr Leben durch den Tod in Peulingen beschließen. Noch den selben Tag wird sie als tot nebst ihren 2 lebenden Kindern nach Rochau gefahren. Die Kinder bekommen noch selbigen Tages des Mittags in der Kirche die Taufe. Der Sohn wurde Joachim, die Tochter Anna genannt. Die Müllerfrau wurde darauf allhier beerdigt, bekam eine Leichenpredigt aus Psalm 67 „Gott leg uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.“

Anno 1710 den 14.Dezember bekam Heinrich Wolter (Mielke - Achterstraße) seine Frau eine Tochter 7 Wochen nach der Hochzeit. Das Kind wurde im Hof hinter Holzhaufen gefunden, da die Hunde es verbellten, und wohin das Weib es gesteckt hatte. Am abend wurde es im Hause getauft und Magdalena genannt. Der Vater des Kindes  soll sein Stöffel Höft, aus Rönnebeck bürtig, so nebst ihr in Zedau gedienet. Die Sache wurde eingehends vom Amt Burgstall aus untersucht. Am 10.Februar 1711 stirbt das Kind, nachdem das Weib solches bis nach Zedau und zurück in der größten Kälte getragen hatte.“

Die letzte persönliche Kirchenbucheintragung P.Gartzes ist vom Jahre 1732:

Gleich nach Ostern wurde meine Frau mit einer großen Hitze überfallen. Ich ließ in der Apotheke zu Stendal gleich etwas dagegen machen. Sie gebrauchte davon kaum 2 mal, so schlich die Krankheit in neuem kalten Fieber heraus. Solches hatte sie etwa 3 mal gehabt. Da fuhr ich nach Stendal den 9.Juli zum Landphysikus Dr.Müller. Der ließ gleich unterschiedliche Medikamente machen. Ich säumte nicht lange, sondern eilte nach Hause,der Patientin damit helfen zulassen. Sie nahm eins und das andere davon ein; wie ich ihr auch des anderen Tages von 3 verordneten Pulvern eins eingab, so bekam sie davon ein kleines Erbrechen, welches ohne Zweifel der Effekt sein sollte. Darauf wurde ihr ekelich (?) solches ferner zugebrauchen; blieben also 3 Pulver, und der erste Fieber - Essenz ungebraucht. Ich mußte daher anderswo hin und mir den Rat holen. Anfangs hatte sie das Fieber täglich, hernach bekam sie es nur den anderen Tag. Ich fand endlich doch somit Hilfe, daß das Fieber ausblieb. Etwa 2 Tage danach bekam sie unvermutet neuen Schrecken, darauf ihr das Fieber wieder antrat, ungeachtet wir ein viertes brauchten, hielt es doch bei ihr an bis an den 3. Tag für ihr Ende ...

Damit schließen die Eintragungen. Dazu ist die Handschrift des P. Gartzen oft unleserlich und nur teilweise zu erraten. Und weil die nächste Seite aus dem alten Kirchenbuch im Laufe von 3 Jahrhunderten verlorengegangen ist - gerade Seite 13 ! bleibt das amtsende dieses Pfarrers in dunkeln gehüllt. Dieses Jahr 1732 muß sein letztes gewesen sein. Im nächsten Jahr war schon sein Nachfolger da.

 

 

 

 

VII. Pastor Gottlieb Schmidt, Vater und Sohn  1733 - 1814

 

Anno 1733 am 15. Sonntag nach Trinitatis, der im Evangelium bei Matthäus in 6 Kapitel uns zuruft: „Sorget nicht“ führte Generalsuperintendent  D. Meurer aus Stendal den Magister Gottlieb Schmidt als junger Pastor der Gemeinde nach Vokation Ihrer Königlichen Majestät und den Herrn Patronis feierlich ein. Am 19. Sonntag nach Trinitatis, als den 11. Oktober, hielt er von der Kanzel seine Antrittsrede. Im nächsten Jahr, im Wonnemonat Mai heiratete er die Pfarrtochter Maria Dorothe Teichmann bei Leipzig. „Meine Reise dorthin und her verrichtete ich innerhalb 14 Tage, so daß ich am Sonntag landete allhier in Rochau wieder predigte. Gott segne und verleihe uns in unserer Ehe, was zu unserm zeitlichen ewigen besten dienet um Jesus Christus Willen, Amen!“

Gottes Segen war mit ihm im Familienleben und in der Gemeindearbeit. 45 Jahre hat er im Amt stehen dürfen und seinen Sohn noch etliche Jahre als Nachfolger erlebt.

Wir überblicken zuerst sein Familienleben. Am 26.4 1735 wurde die Tochter Regina Elisabeth geboren. Bei der Taufe stand neben dem Ältesten Fräulein von Vinzelberg auch Pastor Hindenburg aus Neuendorf am Speck Gevatter. Von da ab knüpften sich Bande der Freundschaft zwischen beiden Pfarrhäusern. Sie wurde später zur Verwandtschaft. Denn diese älteste Rochauer Pastortochter heiratete den 18.Mai 1756 den Diakanus zu Arendsee und Pastor von Kläden , Friedrich Christoph Hindenburg. Die zweite Tochter, Johanna Dorothea wurde am 7.Oktober 1736 geboren. Sie heiratete 1772 den Apotheker Johann Gottfried Paalzow aus Garten. Am 6.9.38 wurde der Sohn Johann Heinrich geboren. Er wurde Pastor zu Schönberg und heiratete in der Rochauer Pfarre die Arztwitwe Theodora Kordula Heinrizi aus Stendal. Die am 28.1.1744 geborene Tochter Maria Dorothea heiratete am am 5.1.1774 den Pastor Joh. Wilh. Schroekel in Apenburg. Der am 7.8.1749 geborene Sohn Gottlieb wurde seines Vaters Nachfolger hier und am 28. April 1778 mit der Förstertochter Johanna Henriette Bernhardina Fiedler getraut. All diese Amtshandlungen hat Pastor Schmidt allhier halten dürfen. Wahrlich, Gottes Segen war mit ihm.

Von den Ereignissen des 7 jährigen Krieges wurde unser teil der Altmark kaum gestreift. Nur im Jahre 1757 holten französisch Husaren vom Regiment Polercky eine starke Kriegssteuer aus der Nachbarstadt Osterburg. Sie betrugen sich aber verhältnismäßig gut. Auf Veranlassung des Freiherrn von Bülow aus Falkenberg wurde Landmiliz herbeigeholt. Dieser buntscheckige, aber tapfer und entschlossene Haufen nahm den größten Teil der Franzosen gefangen. Nur einer Franzosenschar gelang die Flucht aus dem Seehäuser Tor hinaus, zwei Franzosen wurden im Nahkampf mit Mistgabeln erstochen, ein Wachtmeister erschossen; er ritt einen schönen Schimmel, der wenige Tage zuvor in Dobbrun, etwa 5 km nördlich Osterburg, einen Bauer weggenommen war. Dieser wackere Schimmel rannte mit den Wachtmeister unentweg den heimatlichen Stall zu und fiel so der 2.Abteilung der Bülowschen Miliz am Mühlenberg in die Hände. Rochau hatte einen Gefallenen in diesem Krieg. Kurz zuvor, Machaeli 1755 wurde in unserer Kirche der hiesige Jungbauer Peter Henning aus Schwarzenhagen (Zierauscher Hof), der ein Reiter war, wohl vom 7.Kürassierregiment aus Osterburg, das seinen Nachwuchs aus dem Kantonement des Kreises Stendal zog, von seinem Osterburger Feldprediger mit der Bauerntochter Ilsabe Schulz getraut. Als der junge Ehemann 1756 in den Krieg zog, wurde in seiner Abwesenheit am 24.September eine kleine Tochter Ilse Sophie geboren. Er blieb im Krieg. Bei welcher Schlacht er fiel, ist nicht erwähnt. Nach einigen Witwenjahren heiratete sich dann in diesem Hofe ein, der Halbspännersohn Dionysius Mauker aus Schäplitz. Am 18.Mai 1762 fand die Trauung mit der Kriegswitwe statt. -

Anno 1769 am montag nach dem ersten Fastensonntag brannte der Braunschweigische Kossathenhof (Lühr) ab. Man vermutete, daß die Bauernfrau Braunpfennig, ein böses Weib, solches mit Fleiß angezündet, weil sie viel an die Kirche bezahlen sollte. Sie wurde ins Altenteil was noch stand, umlegiert, aber dieses brannte auch ab, und wurde sie mit ihren Mann in Arrest genommen. Da sie nun darinnen drohte, das ganze Dorf anzustecken, wurde sie mit ihren Mann in Ketten und Banden gelegt, und kam die Sache zur Inquisition, zumal ihre Tochter ausgesagt hatte, daß ihre Mutter mit ihr das Feuer im Altenteil angelegt hätte. Unter währender Inquisition brannten 5 Höfe ab und wußte niemand, wie es zugegangen. Endlich wurde bekannt, das die Gänsehirtin, ein einfältiges Weib, welches den Gefangenen aufwartete, auf Zureden der Braunschweigs solches getan, und daher auch bewacht wurde. Obwohl der Braunschweigschen sowohl diese, als auch ihre Tochter ins Angesicht sagten, und zwar erstere, wie solche sie mit vielen Versprechen dafür gebracht, und letztere, wie sie mit ihr das Feuer im Altenteil angelegt, so leugnete sie doch alles, und kam es endlich dahin, daß alle 4 Personen ins Gefängnis nach Tangermünde gebracht und die Akten nach Berlin geschickt wurden. Worauf das Urteil kam, daß die Braunschweigsche in das Zuchthaus, die Tochter in das Spinnhaus, der Mann in die Karre nach Stendal gebracht, die Gänsehirtin enthauptet und verbrannt werden sollte. Die Exkution der Gänsehirtin fand hier in Rochau die Woche nach Ostern statt. Sie hieß Anna Dorothea Rochs. Hinrichtungstag war der 5.April 1770.

Der Herbst dieses Jahres war sehr naß, der Winter gelinde. Aber am 24.März 1771 fiel ein 2 - 3 Fuß tiefer Schnee und die Witterung wurde sehr strenge. Den 26.März ging das Elbwasser schon über die Neuenkirchen und Schönbergschen Deiche, nordöstlich von Seehausen. Am 27.März zersprengte die ungeheure Wassermasse, die ein heftiger Ostwind mit den Eisschollen in die Altmärkische Elbseite trieb, den Schönbergschen Deich und überschwemmte die ganze Wische und die an die selben grenzenden Dörfer. Kähne waren nicht gleich in Bereitschaft, die vorhandenen riß die Wasserflut fort. Auf dem Land entstand Brotmangel, weil wegen des nahenden Osterfestes jedermann das Backen bis dahin aufgeschoben hatte. Die meisten Häuser standen bis an die Dächer im Wasser. Die Unglücklichen mußten heftige Kälte ausstehen und sahen wegen Kahnmangel nur späte Rettung vor sich. Aus allen Orten kamen die Nachbardörfler mit allerhand Lebensmittel zur Hilfe. Bis zum 26.April fiel das Hochwasser so wenig, daß nur einige höhergelegene Häuser aus der Flut tauchten. Vom 27.April bis 5.Ma fiel ein starker Regen und verzögerte das Sickern des Wassers. Erst am 16.Mai fing es an sich zu verlieren. Man bestellte die Äcker, da folgte am 16.Juni eine zweite Überschwemmung. Den Notdeich zerriß die vom Gebirgsschnee angeschwollene Elbe und überschwemmte von neuem das Land. Erst Ende Juli verliert sich wieder das Wasser. -

1778 ging Pastor Gottlieb Schmidt in den wohlverdienten Ruhestand. Am Sonntag Misericordis Domini, mit seinem Evangelium vom guten Hirten, führt Generalsuperintendent Werkenthin aus Stendal mit Zustimmung des Patrons von Roth zu Köckte und frau Kammerrätin von Koven in Poritz den Rochauer Pastorsohn Gottlieb Schmidt junior ins Pfarramt ein.

Auch ihm war ein langes, glückliches Amts- und Familienleben bestimmt. 6 Kinder sind ihm geboren, 2 starben klein. Der Vater Schmidt senior, erfreute sich an seinen Enkeln bis ins hohe Alter. Am 21.06.1785 starb er im 80. Lebensjahr. Als der Sohn vom Vater das Amt übernahm, übernahm er auch Inventar. Die Preise anno 1778 waren folgende:

6 Kühe a 6 Taler, 1 vorjähriges Kalb a 1 Taler, 7 Schafe und Lämmer a 1 Taler 12 Groschen, 1 einjähriges Schwein a 1 Taler, 1 eingeschlachtetes Schwein a 5 Taler.

 

 

Ferner wurde übernommen an landwirtschaftlichen- und Hausgeräten:

1 alten Wagen, 1 großes und 2 kleine Drahtsiebe, 2 Miestforken, 1 große Säge, 1 Hammer, 1 Zange, 1 Beil, 1 Häcksellade, 3 eiserne Keile, 1 alte Schafraufe, verschiedene Tröge, 1 Wäscherolle, 6 Tische, 4 mit Leder und 4 mit Tuch bezogene Stühle, 1 Lehnsessel, 4 Bänke, 1 kupferner Braukessel, 1 kupferne Wasserkelle, 1 großer Kochtopf, 1 eiserne Feuerzange, 1 Wiegeschale mit Gewichten, 1 Messingmörser, 6 silberne Eßlöffel, 6 silberne Teelöffel, eine silberne Schubschnalle, 30 flache zinnerne Teller, 6 zinnerne Suppenteller, Schüssel, Leuchter, Krüge, Schränke, Truhen, Messer, Gläser, Bücher.

Das Pfarrhaus wurde 1782 neu gebaut in Fachwerk aus Holz und mit Stroh, wie alle Bauernhäuser eingedeckt, 61 Fuß lang, 30 Fuß tief. Es steht heute noch, nur trägt es ein Schieferdach.

Am 9.Dezember 1782 war Jahrmarkt in Stendal. Dorthin leitete Georg Knackmuß (Seehaus Altenteil) eine Kuh auf den Markt. Er säuft sich aber voll Branntwein und stirbt in solcher Sünde ohne Verstand und wurde daselbst auf dem Jacobifriedhof begraben.

1796 am 30.7. heiratete auf Mertens Hof (heute Bäckerei Blech) Joachim Dawid Mertens aus Schorstedt die Maria Magdalene Mertens. „Sie begingen aber den boshaften Streich und nötigten den Küster zur Hochzeit, und ließen mich den Pastor aus. Sie wollten sich nachher damit entschuldigen, sie hätten es vergessen, mich zu nötigen. Allein diese Entschuldigung wurde von mir nicht angenommen, sondern ich gab ihnen einen starken Verweis ihres unverantwortlichen Verhaltens wegen.“

Wir kommen in die Zeit des unglücklichen Krieges.

Am 14.Oktober 1806 wurde das preußische Heer in der Schlacht von Jena und Auerstädt besiegt. Der Kanonendonner war wie ein fernes Gewitter hier zu hören, ja sogar bis zur Wische hinein. Am 18.Oktober kamen die ersten traurigen Nachrichten bis hierher. In der Herbstnacht zum 20.Oktober kam die Equipage mit dem König Friedrich Wilhelm III. Und der Königin Luise vom Kreis Stendal zum Osterburger Kreis gefahren, wo sie auf der Fähre von Weben ostwärts über die Elbe weiter flüchteten. Die Reisebegleitung der königlichen Wagen waren Reiter von Garducorps. Der Durchmarsch des ganzen königlichen Gepäcks dauerte fast bis zum Morgen. Der Altmärker Pfarrer Joh. Friedrich Kegel in Berge bei Werben und ebenso Pastor Friedrich Schreck in Düsedau haben diese Tage eingehend beschrieben. Am 20.Oktober kamen die ersten flüchtenden truppen der geschlagenen Preußen in unsere Gegend. Täglich kamen Rückzügler durch die Dörfer. Sonntag den 26.Oktober kam die Vorhut der Franzosen bis Rindtorf. Überall hörte man Flintenschüsse. Die Unruhe war groß. Wertvolle Dinge vergrub oder versteckte man in der Nacht zu Montag. Das Korps des französischen Marschalls Sault wurde von Jägertruppen unter Oberst York aufgehalten, bis die preußischen Truppen über die Elbe gesetzt waren. Am 27.Oktober in der Frühe waren die Franzosen da, berittene Chasseurs (Jäger). Sie forderten Geld und Wein. Die geängstigten Einwohner weinten und klagten. Marschall Saubt nahm in Stendal Quartier, das Franzosenheer lagerte zwischen Stendal und Borstel. Plünderungen waren an der Tagesordnung. Viele flüchteten in die Lüneburger Gegend hinauf. Am 30.Oktober rückten die Franzosen weiter aus unserer Gegend fort. Die Gegend blieb feindfrei. Nur in Stendal lag als Stadtkommandant der Offizier Boussin und Intendant Iwailly mit ihrem Stab. Im Friedensschluß von Tilsit am 12.Juli 1807 wurde die Altmark vorübergehend von Preußen abgetrennt und kam zum westfälischen Königreich unter Napoleons Bruder, König Jerome, besser „König Lustik“ genannt. In einzelnen Dörfern hier wurden im November 1807 Franzosen einquartiert, damit rascher die hohen Kriegssteuern gezahlt wurden. Am 7.Februar 1808 mußten in den Altmärker Kirchen Huldigungspredigten für den Franzosenkönig Jerome gehalten werden. Eine Proklamation mußte anschließend verlesen werden von der Kanzel, worin versprochen wurde, der neue Herrscher würde für das Glück seiner Untertanen aufs väterlichste sorgen. Am 6.03. mußten die Landleute in ihrer zuständigen Stadt zur Erbhuldigung und Eidesleistung. Am 8.Mai 1809 kam Major Sikill mit seiner Freischar von Arneburg nachgezogen. Manche Altmärker traten begeistert in seine Freiheitsschar ein. Auch beteiligten sich Altmärker an den vergeblichen Versuch des Preußischen Hauptmanns von Katte, Magdeburg den Franzosen zu entreißen.

Als der größenwahnsinnige Kaiser Napoleon in Rußland mit Mann und Roß und Wagen geschlagen war, kamen rasch aus Spanien zurückgerufene französische Truppen durch unsere Gegend zur Elbe gezogen, um sie zu verteidigen. Dort lagen sie Anfang März 1813. Da kam in der Nacht vom 24. Zum 25.März preußische Vortrupps und Kosaken über die Elbe bei Sandau gesetzt, auch bei Werben. Am 27.März kam es zu neuen Gefecht zwischen Giesenlage und Werben, am 28. Zogen sich die Franzosen zurück, am 29. Rückten sie wieder nach Berge vor. Am 21.April rückten in Stendal als erste preußische Truppe die Lützowschen Jäger ein, im Mai kam eine zweite Abteilung, unter ihnen der Freiheitsdichter Theodor Körner. Beim Waffenstillstand am 5.Juni 1813 wurde die Elbe als Trennungslinie zwischen Franzosen und Preußen festgelegt, und unsere Truppen zogen sich über den Fluß zurück. Am 17.Juli kamen viele Franzosen gezogen und schanzten in der Elbe. Am 14.August abens, einen Tag vor Ende des Waffenstillstands rückten die Franzosen ab, seitdem blieb unsere Gegend vor ihnen verschont. Am 28.Oktober wurde in allen Kirchen der Sieg der Völkerschlacht von Leipzig gefeiert. Die Altmark war wieder zu Preußen heimgekehrt.

Dem Pastor Gottlieb Schmidt II war in diesen unruhigen Jahren der Tod mal wieder zum Rochauer Pfarrhaus gekommen. Am 1.Weihnachtstag 1811 starb die Pfarrfrau Johanna Bernhardina Henriette Schmidt, geb. Fiedler, 69 Jahre alt an der Auszehrung. Die Leichenpredigt hielt Pastor Gottschick in Schorstedt. Anno 1814 ging Pastor Schmidt in den Ruhestand, das Pfarramt bekam Pastor Johann Gottlieb Meinicke, der im selben Jahr am 22.Juli seines Vorgängers Tochter, Christiane Marie Elisabeth Schmidt heiratete. Mit ihm beginnt wieder eine leserliche Handschrift in den Kirchenbüchern.

Der Pastor in Ruhestand Schmidt II, starb am 15.Dezember 1820, er war 71 Jahre alt geworden. Seine Todesursache war Schlagfuß.

 

 

VIII. Pastor Johann Gottlieb Meinicke 1814  - 1830

 

Im Jahre 1819 kamen die Kirchenpatronen von Rochau und Schorstedt überein, diese beiden Pfarren zu vereinen. Von da ab war Pastor Meinicke Seelsorger von Rochau, Schorstedt und Schartau. Rochau hatte damals 360 Einwohner, Schwarzenhagen 102.

 

 

Folgend Höfe gab es damals in Rochau:

 

Hof           1          Dorfschulz        Jakob Möhring   (Springensgut)

Hof           2          Dorfschulz        Jakob Möhring            

Hof           3          Halbspänner     Joh. Fr. Schmidt

Hof           4          Halbspänner     Jakob Fr. Otterburg

Hof           5          Ackermann       Christoph Gose  (H.Dobberkau)

Hof           6          Ackermann       Andreas Mertens  (Leute-Häuser)

Hof           7          Ackermann       Jakob Schulze  (Stellm. Brandt)

Hof           8          Kossath           Georg Brandt    (Grimpe)

Hof           9          Ackermann       Joh. Chr. Rahmsdorf  (Heizmann)

Hof           10        Kossath           Peter Rochl      (Krebs)

Hof           11                               Christian Lühr    (Henning)

Hof           12                               Andreas Hünemörder  (Kricheldorf)      

Hof           13                               Jakob Franke       (Ebert)

Hof           14                               Christoff Steffens    (Weber)

Hof           15                               Friedr. Dahrendorf  (Roth)        

Hof           16                               Andreas Dobberkau      (Behrends)

Hof           17                               Joh. Fr. Behrens  (Schwieger)

Hof           18                               Andreas Herms     (Mielke)

Hof           19                               Joachim Darendorf

Hof           20        Ackermann       Joh. Chr. Rahmsdorf (Minte)

Hof           21        Kossath           Georg Veik       (Müller)

Hof           22        Ackermann       Joh. Jakob Deetz   ( Dobberkau)

Hof           23        Kossath           Martin Ottendorf   (Lühr)

Hof           24                               Martin Schmidt (Mäcker)

Hof           25                               Matthias Sikich

Hof           26        Halbspänner     Johann Otte

Hof           27                               Heinrich Gose

Hof           28        Kossath           Joachim Hünemörder

Hof           29        Ackermann       Joh. Friedr. Huth

Hof           30        Ackermann       Joachim Hünemörder

Hof           31                               Johann Küster  (Quast)

Hof           32        Kossath           Heinrich Franke     (Seehaus)

Hof           33                               David Mertens  (Blech)

Hof           34                               Friedr. Bree      (Alvensleben)

Hof           35                               Christian Neubauer    (Hulsch)

Hof           36        Ackermann       Joachim Hünemörder

Hof           37                               Joachim Storbeck

 

Im Jahre 1817 war durch Blitzstrahl der Kirchturm getroffen. Die Reparatur kostete 73 Taler.

Zu Pastor Schlehensteins Amtszeit hatten wir vom letzten Küster gehört, Hans Niemann. Er amtierte von 1683 bis 1703. Da starb seine Frau. Er war schon in den siebziger Jahren  und übergab das Amt seinen Sohn Jakob Niemann, der 1730 starb. Dann rückte in seine Stelle Johann Heinrich Kolle, der vorher Schulmeister in Belkau gewesen war. 1750 folgte ihm Johann Christian August Schäfer, der im Nebenberuf Gärtner war. Nach desse Tod 1756 war der Schneider Johann Friedrich Pohlmann Küster bis 1803, da er mit 82 Jahren starb. Von da ab bis 1829 war Küster der Schneider Konrad Steffens. Zu seiner Zeit schaffte die Kirche für die Schule 5 Schulbänke und einen Schultisch an. „Eigentlich - schreibt der Pfarrer - Hätten die beiden Gemeinden Rochau und Schwarzenhagen dieselben ganz aus ihren Mitteln müssen machen lassen. Weil aber die Gemeinden sich widersetzten, so ist es aus Güte von den Herrn Kirchpatronen zugegeben worden, so daß die 3 Bretter zu den Schulbänken aus dem Kircharchiv angeschafft wurden.“ In allen amtlichen Schreiben wird Steffens stets als schul- und Schneidermeister“ betitelt. Er war der letzte ungelehrnte Lehrer. Sein Nachfolger im Jahre 1830, derr Rochauer Bauernsohn Joachim Christian Dobberkau, der die Bauerntochter Dorothea Sophia Ahl geheiratet hatte, war schon seminaristisch gebildet.

Kirchenpatrone zur damaligen Zeit, Rittergutsbesitzer Achilles - Poritz, später Schulz Arend Poritz, hatten manchen Streit mit Pastor Meinicke. Achilles zeigte anno 1825 der Behörde an, der Pastor benutze eine silberne Oblatendose nicht zum Abendmahl austeilen, sondern als Zuckerdose. Er hätte auch aus der Kirche 2 Schemel ins Pfarrhaus zu persönlicher Benutzung genommen. Dies hätte Bauer Dahrendorf ihm angezeigt; Da weiß Pastor Meinicke noch, daß schon sein Vorgänger und Schwieger-vater Pastor Schmidt sie für 8 Taler gekauft hätte. Und die Schemel benutzte er nur im Pfarrhaus, um beim Konfirmandenunterricht Bretter darüber zulegen, damit die Kinder nicht stehen brauchen. Die Übergriffe der anmaßenden Patronen gegen Pastor Meinicke nahmen Überhand. Sie bestellten zur Abnahme der Jahrenrechnung von Kirchen- und Pfarrkasse den Pastor in den Krug. Pastor Meinicke ging natürlich nicht und beschwerte sich bei der Behörde. Bisher hatte doch der Pastor den Termin zur Abrechnung festgelegt, und er hätte die Patronen eingeladen, und zwar ins Pfarrhaus und nicht in den Krug. Im Schreiben vom 19.09.1826 klagt er, daß durch das Verhalten der Patrone seine Ehre durch Übergehen seiner Person in der Gemeinde schwer litt und dabei leide er an Gallenfieber und jede Erregung hätte der Arzt verboten! Ja, er wurde sogar beschuldigt, zuviel Abendmahlwein in Rechnung gebracht zu haben. Schließlich dreht Pastor Meinicke den Speer um und geht zum Angriff vor und weist nach, daß Arends aus Poritz unnötige Reisen, angeblich zum Besten der Rochauer Kirche gemacht und dafür über 5 Taler in Anrechnung gebracht hätte. Da tritt der zweite Patronatsvertreter aus Köckte auf des Pastors Seite und stellt fest, daß der Mitpatron aus Poritz die Kirchengelder aus Rochau „als melkende Kuh“ betrachtet hätte. 1829 wird Arnds durch Gutsbesitzer Möhring - Poritz ersetzt. Der Tod macht allen Ärger ein Ende. Am 30.08.1830 starb Pastor Meinicke. Er hinterließ 3 Söhne von 7 - 13 Jahren. Einer davon war blöd und taubstumm.

 

 

IX. Johann Dietrich Garlipp  1831  -  1845

 

Am 9.Oktober 1831, nachdem ich von den Patronen für Rochau und Rittmeister v. Rinow auf Lindstedt für Schorstedt bestätigt, wurde ich hier eingeführt von Superintendent Weber aus Stendal. Assistenten waren Pastor Bötticher zu Klein-Schwechten und Nachtigall aus Eichstedt. Auch hielt ich am selben Tage meine Antrittspredigt. Nachdem am 1. November desselben Jahres meine Hochzeit gewesen war mit Jungfrau Dorothea Charlotte Müller, Tochter des Bürgers und Lohgerbmeisters Fr. Müller zu Stendal, zog ich am $. November ein auf den fast wüsten Pfarrhof. Der Winter war gottlob nicht kalt, sonst hätten wir erfrieren müssen, denn der Wind pfiff durch alle Fenster, Türen, ja durch die Wände! Die Dächer (Stroh) waren gerissen, die Fenster zerschlagen, die Läden ausgehoben, die Kellerwand an der Straße eingefallen, der Brunnen verschlammt, der ganze Hof eine Mistgrube, der Garten ein Dresch mit eine Menge Pflaumenbüsche, kurz, alles eine Wildnis und Zerstörung. Das alles zu ändern hat mir und der Gemeinde viel Geld und Arbeit gekostet. Meine Ausgaben sind in dem Buch in foliv verzeichnet, was ich öconomica betitelt habe. Aber ein Jahr nah meinem Einzug sah es auch ganz anders aus, sodaß die Rochauer Pfarre jetzt an Bequemlichkeit und Freundlichkeit keiner anderen in der nächsten Umgebung nachsteht.

1833 den 9.Februar abends 6 Uhr gebar meine Frau eine gesunde Tochter nach fast 24 stündigen Schmerzen, welche in der Taufe am 19.März die Namen Charlotte Maria erhielt. 1836 den 28. Januar morgens gegen 4 Uhr gebar meine Frau einen gesunden Knaben, der in der Taufe Dietrich Otto genannt wurde. In diesen Jahren fand die Separation der Rochauer Felder statt. 1836 mußten an Unkosten dafür 3 Taler 12 Silbergroschen Kosten bezahlt werden.

Im Jahre 1829 am 6.November hatte sich Johann Joachim Wischer aus Steinitz, 24 Jahre alt, mit der Rochauer Schulzentochter Anna Dorothea Moering verheiratet und war Dorfschulze von Rochau geworden. Er hatte später sein 50 jähriges Dorfschulzenjubiläum feiern können. Er hat durch viel Käufe den Hof, heute Springensgut, mächtig vergrößert und zum Gutshof gemacht. Als er im Alter von 76 Jahren anno 1881 starb, schrieb der derzeitige Pastor die Bemerkung: „Wieviel Gutes hätte er stiften können, wenn er nicht solche Willkürherrschaft im Interesse der Eitelkeit und des Eigennutzes geführt hätte! Er hatte schöne Gaben und war ein gewandter Mann!“

Mit ihm hatte Pastor Garlipp manchen Streit zu bestehen, z.B.  anno 1840 als Schulz Wischer im Frühjahr ein Gebot verließ, daß während Saat- und Erntezeit die Tauben je 4 Wochen eingesperrt werden sollten.

1837 bekam die Kirche einen neuen Altar. Im selben Jar rückte Rochau näher an die größere Verkehrsader. Es wurde die Chaussee von Magdeburg über Stendal, Häsewig, Osterburg nach Wittenberge dem Verkehr übergeben. Die Fahrten zur Kreisstadt wurden erleichtert.

Das Leben Pastor Garlipps aber wurde schwerer.

„Solange nicht nur in meiner hiesigen Stellung, sondern auch als Gatte und Vater ein glücklicher Mensch, wurde ich im Jahre 1838 von einem harten Schlag der göttlichen Vorsehung getroffen. Mein gutes Weib Charlotte Dorothea starb am 29.Juni morgens 3 Uhr an der Auszehrung, nach dem sie ein halbes Jahr kränklich und krank, ja, fast ¼ Jahr bettlägerig gewesen war. Schwach in der Brust war sie von Natur. Dessen ungeachtet war sie tätig, oft über ihre Kräfte, und brachte diese ihre Tätigkeit und mehrerer, nacheinander folgenden Erkältungen auf Reisen zu Bekannten und Verwandten den Anfang eines bedeutenden Brust-, insbesondere Lungenübels, und endlich ihren Tod hervor. Sie ist am 2. Juli zu ihrer letzten Ruhestätte getragen und diese mit einem Gitter versehen. Die Leichenpredigt hielt ihr mein Freund und Amtsnachbar Pastor Dietarici aus Groß Ballerstedt. Gott schenke ihr sanfte Ruhe im Grabe und seligen Frieden in Ewigkeit.

1839 den 8. Februar habe ich mich abermals verheiratet mit Jungfrau Henriette Wilhelmine Wegener, geb. 1808 am 12.Juli, einzige Tochter des im Jahre 1836 verstorbenen Pastor Joh. Gottfried Wilh. Wegener und dessen Ehegenossin Elisabeth, geb. Schulz, deren Vater Prediger an der Johanniskirche in Magdeburg war; Kopuliert hat uns der Superintendent Woltersdorf in Osterburg. 1840 den 23.Februar morgens 2 Uhr ist mein Sohn Gustav Wilhelm geboren und am 1.April von Pastor Dietarici in Ballerstedt getauft. 1841 den 16.Mai mittags 2 Uhr ist mein Sohn Johann Rudolf geboren und am 10.Juni morgens von mir getauft. Paten waren meine Schwiegermutter, Frau Prediger Wegener - hier, Schulze Wischer, Küster Dobberkau. 1842 den 16.November starb meine Frau Wilhelmine, geb. Wegener, nach fast 9 wöchentlichem Nevenfieber. Pastor Büttner aus Gr.Schwechten hat die Beerdigung besorgt. 1843 den 27.Januar starb meine Schwiegermutter Elisabeth Wegener im 79.Jahr. Wollen wir das ganze Leid der letzten Amtsjahre von Pastor Garlipp beprüfen, so hören wir, daß er selber Johanni 1842 bereits mit 36 Jahren, einen Schlaganfall hatte, daß seine linke Seite lähmte, so daß seine Nachbaramtsbrüder für ihn predigen mußten. Als Halbgelähmter sah er Gattin und Schwiegermutter sterben. Da nahm er sich 1843 einen Kandidaten Schuhmann aus Dretz an, dann den Prädikant Hiersche, während zu Abendmahlsfeiern die Amtsnachbarn Becker -Neuendorf, Willing - Kl.Schwechten, Dietarici - Ballerstedt und Büttner - Gr.Schwechten rüberkommen. Alle hoffen mit dem Kranken, der teure Amtsbruder würde noch einmal gesund seinem Amt und den Seinen gegeben werden. Aber es war nicht also des Herrn Wille. Auf einer Reise nach Potsdam zu einem Homönpathen, namens Lutze, erkältete er sich so, daß zum 2.mal ihn der Schlag traf, wodurch er gänzlich gelähmt war, daß er kaum noch gehen konnte. Etwas besserte es sich, aber in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, den 27.Juli ward er zum 3.mal vom Schlag gerührt und starb früh ½ 2 Uhr, 39 Jahre alt. Er hinterließ seine Witwe - die dritte Frau - nebst 3 Söhnen und 1 Tochter. 2 Tage darauf mußte er schon beerdigt werden und dieses geschah in Gegenwart von 9 Amtsbrüdern, auch 11 Lehrern, die einen Choral sangen, durch den Pastor Büttner aus Gr.Schwechten, welcher Leichenpredigt und Grabrede hielt, nachdem der Pastor Görne aus Eichstedt vor dem Hause ein kurzes Gebet, und Pastor Kühne aus Dobberkau am Grab das Gebet aus der Agende gehalten hatte. -

 

 

X. Johannes Friedrich Gottschick  1846 - 1858

 

Am 1.Juli 1846 wurde er, ein Schorstedter Pastorensohn, eingeführt. Er war verheiratet mit Amanda Burthe Auguste Amen. 5 Kinder wurden ihm hier geboren, von denen 2 Töchterlein hier starben.

Er erlebte den Anschluß Stendals im Jahre 1849 am 1.Juli an die Bahnstrecke Magdeburg, Stendal, Osterburg - Seehausen. Es waren jene Jahre, als durch eingewanderte Pfälzer der Tabakanbau in der Altmark im größeren Stil aufgenommen wurde. An Naturalien erhielt er zu Weihnachten 13 Brote aus Rochau, 7 aus Schartau, und ebensoviel Würste. An Eiern zu Ostern 11 Schock und 13 Stück, an Jagdpacht 4 Hasen, 4 Rebhühner, 5 Pfund Wolle aus Schartau, an Geflügel 8 Hähne und 1 Huhn pro Jahr.

1858 zog Pastor Gottschick nach Berg bei Eilenburg.

 

 

XI. Friedrich Gottlieb Reinsdorf  1859 - 1863

 

Da die Patronen diesmal auf die Pfarrbesetzung verzichteten, berief das Konsatorium zu Magdeburg 1859 den Rektor und II. Prediger an der Johanniskirche zu Halberstadt, Friedrich Gottlieb Reinsdorf nach Rochau. Er war Witwer, 49 Jahre alt. Er verheiratete sich am 1.November 1859 wieder mit der Oberförstertochter aus Lindau bei Zerbst, Henriette Karoline Johanna Lisette Friedericke, geb. Regler. Am 22.09.1861 wurde ihm die Tochter Karoline Luise Fredericke geboren. Es herrschte Scharlach. Das Kindchen verstarb daran am 4.Januar 1863, 17 Tage später ihre 9 Jahre alte Stiefschwester Anna Louise Albertine Gisela! Da starb dieser anscheined gesunde und starke Pastor Pastor Reinsdorf nach 4 jähriger Amtsführung, wohl an Leberkrankheit im selben Jahr am 9.Mai. Es ging damals das Gerede, in Rochau werde kein Pastor alt. Ein großes Bild Pastors Reinsdorf hing früher im Kanzelbogen der Kirche. Nun befindet es sich auf dem Parrboden. Außerdem ist von ihm eine sehr genaue Beschreibung des kirchlichen Lebens seiner Amtsjahre in den Akten erhaltengeblieben:

Für die Taufe wurde an Gebühren und für die Mahlzeit 15 Groschen, für jeden Gvatterbrief 1 Groschen 13 Pfennige, Hebammengeld 2 Groschen gegeben.

Bei der Trauung: kirchliche Aufgebot 7 Groschen  6 Pf., Traurede und Brautsuppe 2 Taler 7 Groschen 6 Pfennige, ein Schnupftuch in Natura oder 7 Groschen 6 Pfennige, Altaropfer bei Vermögenden 10 Gr., bei Armen 5 Gr. -

Jede Urkunde kostete 7 Groschen 6 Pfennige.

Bei Begräbnissen: Predigt mit Lebenslauf 2 Taler 7 Gr., 6Pf., Altarreden 7 Groschen 6 Pf., wenn die Leiche ohne Ansprache ausgesegnet wurde 15 Groschen, bei einem stillen Begräbnis Erwachsene 10 Gr., Kinder 7 Gr. 6Pf., Krankenmahl 7 Groschen 6Pfennige -

Vom Beichts- und Abendmahlsgeld ¾Teil, bei Trauungen und Begräbnissen ½ Teil Opfergeld.

Predigtgottesdienste: Rochau um 10 Uhr, Schartau 12Uhr. In Schartau kommen die Leute pünktlicher wie in Rochau, denn bei schlechten Wegen und Wetter verzögert sich oft, wenn der Pastor von Schorstedt kommt, die Anfangszeit.    5Passionsandachten, jeden Donnerstag in der Fastenzeit um 8 Uhr morgens.

Seit dem 7. Juli 1745 findet an diesem Tage ein Hagelfeiergottesdienst statt, in Rochau um ½ 8 morgens, in Schartau 12 Uhr. Rochau zahlt nicht wie früher üblich, 2 Taler vom Schulzenamt dafür, aber Schartau aus der Dorfkasse 11 Groschen 3 Pfennige durch den Schulzen.

 8 mal jährlich Abendmalfeiern in Rochau, in Schartau 6 mal, und zwar in Rochau 3 mal in der Passionszeit, von Pfingsten bis Erntezeit 2 mal, dann bis zum Advent 3 mal. Nach der Sonntagspredigt gleich Beichte dann Abendmahl. Die üblichen Beichtlieder sind „Aus tiefer Not“ oder „Ich will von meiner Missetat ...“. Der Konfirmandenunterricht findet 2 Winterhalbjahre lang in wöchentlich 2 Stunden statt, Montags und Donnerstag von 11 - 12 Uhr. Bei der Einsegnung, die in Rochau immer am Palmsonntag stattfindet, wird zu Anfang gesungen: „Ich bin getauft auf deinen Namen ...“. Die Konfirmanden werden vom Pfarrhaus zur Kirche geführt. Das Abendmahl der Neukonfirmierten ist ab 1860 Gründonnerstag 9 Uhr.

Weihnachten ist am Heiligenabend um 7 Uhr eine Abendandacht, liturgisch mit kurzer Ansprache. Auch hat Pastor Reinsdorf einen Sylvestergottesdienst um 7 Uhr , wobei die Kirche auf Kirchenkassenkosten erleuchtet wurde, gehalten. Am Heiligen drei Königstag vormittag ein Missionsgottesdienst. Am Karfreitag nachmittag 3 Uhr in der Sterbestunde des Herrn wird eine Festliturgia mit Gesang, gebet und Schriftverlesung gehalten, die aber der Kantor verliest, weil der Pastor von seinen 3 Karfreitagspredigten in Rochau, Schartau, Schorstedt sich erschöpft fühlt, aber mit seiner Familie in der Pastorenbank daran teilnimmt. Zum Schluß dieser Feier läuten alle Glocken und die Gemeinde singt den Choral „Nun gibt mein Jesus gute Nacht“.

Nach der Hebstsaatzeit, also Martini bis zur Passionszeit hält der Pastor Donnerstag abends ½ 8 - ½ 9 in dem Schulzimmer Bibel- und Missionsstunden.

Bei der Taufe ehelicher Kinder dürfen 5, bei unehelichen nur 3 Taufpaten genommen werden, und zwar im letzteren Fall nur ältere, verheiratete Leute.

Es wurde auch wieder der alte Brauch eingeführt, daß sich Abendmahlgäste vorher im Pfarramtszimmer persönlich anmelden zur Eintragung ins Beichtbuch.

Oft begehrte Krankenkommunionen finden, zumeist nach Abendmahlgottesdiensten in der Kirche, in den Häusern statt. Die Küster begleiten den Pastor und tragen Kelch und Hostie. Bei Todesfällen muß sogleich der Pastor benachrichtigt werden, durch die nächsten Angehörigen. Dann findet am Morgen um 9 Uhr das sogenannte „Überläuten“ in 3 Pulsen statt, welches meistens die Nachbarn verrichten. Die meisten Beerdigungen geschehen in feierlicher Prozession mit Glockengeläut und Teilnahme fast der ganzen Gemeinde. Dazu ist unter Anschlagen der großen Glocke das Leichengefolge im Trauerhaus zusammengekommen. Der Kantor holt den Pastor ab und begleitet ihm dorthin. Nach Begrüßung der Leidtragenden durch den Pastor wird das gewählte Sterbelied gesungen. Dann betet er am Sarg, verließt Bibelworte, und segnet die Leiche aus, schließt mit den Worten zur Leiche: „Ziehe hin in Frieden,“ zu den Trägern „Nun in Gottes Namen.“ Dann setzt sich der Leichenzug Pastor, Küster und Schulkinder vor dem Sarg unter Absingen von „Jesus, meine Zuversicht“ voran, zum Friedhof und grab in Bewegung. Dort agentorische Feier, Gebet, Vaterunser, Segen. Nun läuten die Glocken unter dem Lied „Nun laßt uns den Leib begraben“, dann stilles Gebet der Angehörigen, rechtsherum gehen sie um den Grabhügel, und mit ganzem Leichengefolge gehen sie in die Kirche. Während der ersten Worte eines Begräbnisliedes halten Angehörige und Trauerversammlung den Opferumgang um den Altar. Von der Kanzel folgt die Leichenpredigt und der besonders zu bestellende, vom Pfarrer verfaßte Lebenslauf des Toten. Nach dem Segen werden zumeist die Schlußworte des Liedes „O` Haupt voll Blut“  gesungen, nämlich „Wenn ich einmal soll scheiden ...“ worauf nach stillem Gebet die Trauer Versammlung die Kirche verläßt.

 

 

XII. Georg Eduard Rudolf Lipke  1864 - 1883

 

Er war Pastorensohn aus Elversdorf. Auf Wunsch von Superintendent Borghardt aus Stendal vertrat er die Pfarrstelle ab 1.Juli 1864, bei der entgültigen Besetzung entschied das Los für ihn. Er bemerkte dazu das Bibelort „Getreu ist er, der uns beruft“. Am 22. Sonntag nach Trinitatis, den 23.Oktober 1864 wurde er vom Superintendent eingeführt, nach dem er sich am 4.Oktober mit der Pastorentochter Anna Elisabeth Schindel aus Barsikow verheiratete. Er war der kinderreichste Rochauer Pfarrer. Von 1868 bis 1882, also in 14 Jahren, wurden im Pfarrhaus 11 Kinder geboren, 1 Sohn und 10 Töchter.

Zwischen Pastor Reinsdorfs Tod und Dienstantritt von Pastor Lipke war im Mai 1863 in Schwarzenhagen eine Feuerbrunst gewesen, bei der die Bauern Friedrich Storbeck und Johann Friedrich Mäcker ums Leben kamen. Um die Zeit des Krieges gegen Östereich, 1866, sind viele Todesfälle gewesen an Typhus, Pocken und Kindercholara. Nachdem kurze Zeit die Pfarrstelle Schorstedt an Pastor Kühne in Dobberkau übertragen war, bekam Pastor Lipke hier sie wieder übertragen am 1.4.1875. Da Pastor Kühne trotz Befehl des Konsistoriums sich zur Übergabe weigerte, mußte ihm am 30.April durch Kommissare des Konsistoriums in seinem Dobberkauer Pfarrhaus die Kirchenbücher zwangsweise abgenommen werden. Dann erst konnte Pastor Libke Schorstedt wieder Übernehmen. Er, auch sein Nachfolger Wildberg versorgten fortan neben Schartau auch Schorstedt mit.

Am Sonntag, den 7.Juli 1867 eröffnete der Schulzensohn Karl Wischer in Rochau einen Schützenverein mit großem Festjubel, sodas der Pastor die hier immer übliche Hagelfeier nicht abhalten konnte. Wie ein Gottesgericht schlug da am Sonnabend, den 19.September in früher Morgenstunde der Blitz in Wischers Hof und brannte alle Gütergebäude, auch die des Nachbarhofes Nr.37 ab. Im Jahre 1871 übergab dann der alte Schulz Wischer seinen Hof, den er durch Zukaufen sehr vergrößert hatte, diesen vorher erwähnten Sohn Karl. Dieser blieb bis April 1911 Dorfschulze, wo er nicht wieder gewählt wurde, sondern für ihn Hermann Rahmsdorf.

Auf dem von Wischer später aufgekauften Hof Nr.9 nach alter Zählung, heute 3 Leutehäuser von Springesgut, südlich der Kirche, starb 1868 der Altsitzer Joachim Erdmann Mertens, er war sparsam, ja, wie es im Kirchenbuch heißt „sparsam bis zum Geiz gewesen“. Der Sohn wurde durch seine Verschwendung eine Schande und Verderben der Seinen. Er spielte den Grafen und warf das Geld mit vollen Händen fort, indem er in Magdeburg und anderen Orten ein liederliches Leben führte. Seine Frau endete jämmerlich, durch ihn angesteckt, an eine Geschlechtskrankheit. Ihr Leichentext waren Worte aus dem 31.Psalm: „Es geht mir so übel, daß ich bin nun große Schmach geworden meinen Nachbarn, und eine Scheu meinen Verwandten, die mich sehen auf der Gasse fliehen vor mir. Ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß. Ich aber, Herr hoffe auf Dich!“ In den selben Tagen hatte ihr Mann schon heimlich den Hof verkauft an Schulze Wischer und Handelsmann Schartau - Polkau, die weiter an den Schulzen und Ackermann Joh. Joach. Friedr. Weber aus Schönfeld. Der bisherige bankrotte Hofbesitzer trat in den Dienst der Magdeburger - Halberstädter Eisenbahn. Von der selben entlassen kehrte er frech hierher zurück, bis er wegen Betrugs steckbrieflich verfolgt Ende 1879 nach Amerika ging.

Vom alten Hof 15 starb am 30.Juni 1870 die Jungfer Dorothea Elisabeth Schernikau, 80 Jahre alt. Sie war eine echte, christliche Diakonissin aus dem Volke gewesen. Da sie wegen einer verkrüppelten Hand sich nicht verheiratete, diente sie Gott aufs treuste als Pflegerin bei verschiedenen alten Leuten bis zu deren Ende. Sie führte einen musterhaften Wandel von Jugend auf. Zuletzt war sie selbst fast 6 Jahre bettlägerig. Nirgends ist mir mehr kindliche, freudige Frömmigkeit entgegen getreten, als an ihrem Bette. Sie lebte ganz im Worte Gottes! Ihr Bruder Johann Joachim Schernikau, geb. am 9.Januar 1796, war der einzige Gefallene des Dorfes aus dem Freiheitskrieg. Er erlitt den Tod im Gefecht bei Fleurus (Schlachten um Waterloo und Bolle -Aliance).

Im Krieg 1870 fiel am 16. August als Reiter im 16.Ulanenregiment während des Todesrittes von Mars la Tour der Rochauer Bauernsohn Karl Christian Rahmsdorf, 22 Jahre alt.

Auf dem Hof, östlich der Schule lesen wir: „Am 8.Oktober 1873 starb die Witwe Anna Elisabeth Rahmsdorf, im Alter von 43 Jahren und wurde an dem Tage, der für die Hochzeit ihrer ältesten Tochter Anna mit Gottfried Christ. Klingbeil festgesetzt war, am Freitag, den 10.Oktober beerdigt. Die Hochzeit war am folgenden Tag, den 11.Oktober, während am 17.Oktober der Verstorbenen Sohn, Karl Rahmsdorf, in Erxleben Hochzeit hielt.

Am 15.3.1870 war die Bahn Stendal - Salzwedel - Uelzen eröffnet, am 1.02.1871 die Bahn Berlin - Stendal - Gardelegen. Seit August 1860 gab es einen Gemeindekirchenrat. Zur Zeit Pastor Reinsdorf stehen in seinem Protokollbuch Klagen verzeichnet über das Läuten bei Todesfällen, wo die jungen Nachbarsleute im Turm die Glocken oft 3 Stunden läuten und „auf dem Turm mit alkoholischen Getränken traktiert wurden.“ Mit Dienstantritt Pastor Lipkes kam Kossath Hupe in den Kirchenrat, 1864. Über 80 Jahre ist nun schon dieses Amt in der Familie verblieben. In den Sitzungen damals wird oft über den Geiz der Dorfbewohner Klage geführt, auch über die Saufgelage bei Beerdigungen im Krug; desgleichen nehmen die Verwahrlosung der Jugend überhand.

Wir kommen zu den Ereignissen der Kirchenrenovierung.

1835 ist der Taufstein angeschafft für 1 Taler. 1836 das Altarkruzifix für 6 Taler, 1850 wurde für den Pastor ein Talar für 7 Taler beschafft; 1856 die Kirche für 8 Taler geweißt; 1857 ist der Anbau am Hochchor, heutige Leichenhalle für 45 Taler errichtet. 1864 begann die Sammlung für eine Orgel in der Kirche. Als die Schartauer Kirchenältesten am 21.Juni 1886 zur Sitzung nach Rochau kamen, mußten sie wegen einer Feuerbrunst in ihr zurück.

Am Ende des französischen Krieges erfolgte 1871 die große Renovierung des Rochauer Gotteshauses. Die schadhafte Decke war durch Träger mitten im Kirchenschiff solange abgestützt. Nach Erneuerung der Decke kamen sie wieder weg. Das alte Gestühl und die alten Emporen wurden erneuert. Die alte Empore im Hochchor auf der Südseite abgenommen. Zimmermeister Borghardt in Osterburg verrichtete die Arbeiten. Im Kirchenschiff kamen statt der alten, flach gewölbten Fenster die heutigen mit romanischen Rundbögen eingesetzt. Die Haupttür an der Südseite des Kirchenschiffs wurde zugemauert, als Haupteingang die große Turmtür ausgebrochen. War der Turm früher ein finsteres Loch voller Totengebein gewesen, wurde er jetzt eine lichte Vorhalle. Die alte Turmtreppe außen an der Südseite des Turmes zum 1. Turmfenster als Eingangstür verschwand, im Turm wurde die Treppe zum Uhrstockwerk neu angefertigt. Am Anbau der Nordseite des hohen Chors, dessen Dach vom Kirchendach fast auf den Erdboden reichte, in dessen Gewölbe auch die Gebeine Pastor Schlehensteins ruhten, wurde alles aufgebrochen, die kleine Eingangstür vermauert, auf beiden Seiten des Hochchors neue romanisch gewölbte Fenster eingesetzt, aber in der Altarnische zwei Fenster zugemauert, und nur das Ostfenster gelassen. Die Gesamtkosten, die Malerarbeiten mitgerechnet, betrugen 4400 Taler. Am 22.Sonntag nach Trinitalis wurde beim Visitationsgottesdienst durch Superintendent Dr. Burkhardt aus Stendal die renovierte Kirche neu eingeweiht. Im Jahre darauf, 1872 wurde ähnlich die Schartauer Filialkirche renoviert.

In jener Zeit war neben Tabak auch Hopfen in Rochau angebaut und einige Jahre der Kirchenboden zum Hopfentrocknen vernietet. Am 12.Juli 1877 riß ein Blitzschlag am Turm die rechte Dachseite auf.

1882 erbaute Orgelbauer Voigt - Stendal die 2 manualige kleine Orgel nebst Pedal für 2300 Taler.

1883 wurde Pastor Lipke auf die Pfarrstelle seines Schwiegervaters, nach Bartikow bei Neustadt an der Dosse gewählt und zog im Herbst von Rochau fort.

 

 

XIII. Pastor Hans Wildberg  1884 - 1927

 

Vom 1.Januar 1884 amtierte in Rochau Pastor Wildberg. Er war Pastorensohn aus Estedt, geb. am 16.04.1857. Am 17.April 1884 wurde er in Berlin mit Wanda Dahme, in Jaslo in Galizien, am 15.02.1861 geboren, getraut. Von seinen Kindern starb im 1.Weltkrieg eine Tochter als Studentin an Lungenleiden, und ein Sohn fiel.

Pastor Wildberg führte im Mai 1885 ein, daß zu Schulanfang täglich die kleine Turmglocke geläutet wurde.

1887 wurde das Pfarrhaus von Grund auf renoviert und erhielt ein Schieferdach.

Der langjährige Küster, Kantor  und Lehrer Dobberkau ging in den Ruhestand, Kantor Hohmann wurde sein Nachfolger. Als die Kirche das Schulhaus umbaute un mit einer 2. Schulklasse erweiterte, gab es manchen Ärger mit den Kirchenpatron von Arnim auf Köckte. 1894 wurde von Maurermeister Steffens der neue Pfarrstall erbaut. Harte Zucht hielt Pastor Wildberg unter der Jugend und gab oft Schläge. 1895 wurde zur mittleren, verbleibenden Glocke die große umgegossen und eine kleine neu gegossen gegossen von Glockengießer Collier. 1904 wurde der Pfarrhof mit einer Ziegelmauer umgeben, 1905 die kirche mit Fliesen ausgelegt.

1907/1908 wurde Rochau Bahnstation der Strecke Stendal - Arendsee. Auch die Chausseen in den Jahren von Rochau nach Schartau wurden gebaut, 1901 bis Häsewig. 1911 wurden Kirche und Pfarrhaus an das elektrische Ortsnetz angeschlossen.

Kurz vor Ausbruch des Weltkrieges wurde durch Maurermeister Möllmann das Pfarrhaus zum Pfarrgarten für um 1 Zimmer, Speisekammer und Badezimmer erweitert und ein mit Dachpappe gedeckten Anbau, und auf der Ostseite des Pfarrhofes ein Jugendheim, zu Konfirmandenunterricht und Nebengottesdienst neu erbaut, zwischen ihn und der Achterstraße ein Grasgarten für das Pfarrgeflügel ummauert.

In den Weltkrieg wanderten 2 Glocken. Zu der verbleibenden wurden 1919 2 neue Gußstahlglocken von 17 und 30 Zentner Gewicht bei der Firma Ulrich und Wente in Brockiner/Harz gegossen.

Aus seinem Amtsleben schrieb Pastor Wilberg für seinen Nachfolger folgendes auf:

Der Geist der zeit bringt es mit sich, daß die Familienfeste zugunsten der öffentlichen Lustbarkeiten, Vergnügungen und Versammlungen herabgesetzt werden. So pflegt man bei Taufen keine großen Mahlzeiten und Zechgelage zu veranstalten, sondern die Taufe für gewöhnlich nach Schluß der kirchlichen Feier mit dem festlichen Kaffee abzutun. Dabei ist allerdings von jeher die Neigung hervorgetreten, die Taufe mit großen Festen, wozu auch das Schützenfest in Rochau gerechnet wird, zu verbinden, um des einmal vorhandenen Kuchens und des sicheren Besuches der Verwandten und um der Gelegenheit des Tanzes Willen. Wo Karten gespielt oder getanzt wird, geschieht es wohl regelmäßig hier zu Lande aus Mangel an geistiger Beweglichkeit, Unterhaltung und Beschäftigung. Ist die Frau des Pastors eingeladen, so tut sie gut, sich auf das Angeben von allerlei spielen vorzubereiten, wenn es sein muß. Die gute Sitte, daß bei unehelichen Kindern nur 3 verheiratete Leute als Paten zugelassen werden, ist noch nicht durchbrochen. Bei Familienfesten wissen sich die Gemeindemitglieder nicht auf die Dauer zu unterhalten; wenn sie Karten spielen oder tanzen oder persönliche Verhältnisse durchhecheln. Die Patenbriefe an die Gevatter schreibt der Pastor, wenn nicht ein sehr schreibkundiges Familienmitglied es übernimmt.

Bei der Konfirmation versammeln sich die Kinder um halb 9 Uhr vor dem Pfarrhaus und gingen beim Läuten zur Beichte in das Amtszimmer des Pastors, wo 2 Reihen Stühle für Knaben und Mädchen längs in der Reihe gesetzt waren. Dort warteten sie, bis der Pastor sie im feierlichen Zug zu zweien oder dreien in die Kirche abholte. Dann 5 Minuten vor 9, ein paar ernste Ermahnungen und letztes Gebet, dann Gang zur kirche gemeinsam durch die kleine Kirchentür. Die beiden Reihen der Kinder sitzen im Hochchor in Längsreihe. Bei der eigentlichen Einsegnung geht der Pastor zwischen den beiden Reihen durch, wo die Kinder sitzen. Kommt er an die ersten links heran, erheben sich 3 Kinder, knien nieder und lassen sich die hände auflegen; nach dem Spruchsagen setzen sie sich wieder hin. Währenddessen läutet es noch, nachdem sie schon bei Absingung des Liedes „Ach bleib mit dieser Gnade“ - ohne Orgel - auch geläutet hat. Zum Abendmahl treten die Kinder mit ihren Eltern zum Altar seitlich heran. Nach der Kirche begeben sich die Konfirmanden zum Amtszimmer des Pastors und bleiben noch eine viertel Stunde zum Abschied, wobei jeder nach seinem Enschluß für die Zukunft gefragt wird und ermahnt wird, Ehrfurcht vor Lehrer, Pfarrer und Eltern zu behalten und den Gruß auf der Straße niemals zu vergessen! Ein Briefumschlag mit einem schriftlichen Abschiedsgruß wird von jedem kinde auf den Tisch der Amtsstube gelegt. Die Geldscheine darin sind äußerst gering geworden. Für die üblichen Zusammenkünfte der Konfirmanden zum Kranzwinden hat der Pastor offen erklärt, daß er dazu nicht seine Erlaubnis gäbe, weil viele Zusammenkünfte Anlaß geben zu sittlicher Verwilderung. Die Kirchenreinigung zur Konfirmation hat die Pastorfrau mit ihren Mädchen und den Konfirmandinnen selbst geleitet und ausgeführt, auch die Schmückungsart angeordnet. Die Kirchhof steige sind von den Knaben gereinigt. Traurig ist es, daß kaum noch eine günstige Vereinbarung mit der Schule über die Stundendes Konf. Unterrichts möglich ist. Und da die Eltern überzeugt sind, daß für die Kinder die Arbeit auf dem Felde, besonders das Weiden des Viehs vorgehen muß, hat der Pastor im Winter doppelte Stunden gehalten. Mittwoch und Sonnabends im Pfarrhaus von 11 - 12 Uhr. In der Schule liebte man das Auswendiglernen nicht und empfielt und empfiehlt das Lernen im Konf. Unterricht als Offensive. Eine Abneigung gegen die Religion ist deutlich zu spüren. Leider ist beinahe 1/3 der Kinder für den Unterricht noch gar nicht reif, da sie nicht lesen können!

Zusammenkünfte junger Mädchen im Pfarrhaus in jeder Woche des Winters von 20 - 22 Uhr mit Gesang, Vorlesung, dann Gesellschaftsspiele mit der Pastorfrau kamen nach der Gründung einer Königin Luise Gesellschaft - weiblicher Stahlhelm - wegen jener Jungmädchenabende langsam ab. Die Mütter sind so unverständig, die Kinder immer wieder auf die herrliche Lust des Tanzes hinzuweisen, die sie von der Konfirmation an frei und offen genießen dürfen.

Zum Abendmahl kommen in Rochau von etwa 860 Einwohnern etwa 380 jährlich zu Tisch des Herrn, in Schartau von 140 wirklich 140, weil an der Sitte des 2 maligen Besuches im Jahr dort festgehalten wird. Die haltung der Abendmahlgäste ist ernst und feierlich, wie pressen die meisten Frauen, wenn sie aus dem Kelch trinken sollen, den Mund zusammen und sind beleidigt, wenn dann ein Tropfen auf das Kleid kommt. Die Verbeugungen und Knixe sind oft so, als ob sie zum Tanze antreten wollen. Es fehlt das Verständnis für das Heilige.

Der Aberglaube ist stark verbreitet. Wenn bei einen Krankenabendmahl der Kelch mal im Hause bleibt, pflegt man an manchen Stellen den Goldrand desselben abzukratzen, um daraus einen Zaubertrank zu bereiten, der einem kranken Menschen oder Haustier helfen muß.

Bei der Beichtrede glauben manche in der Rede des Pastors Spitzen gegen ihre Sünde herauszuhören, sie mußten gar nicht zugeben, daß sie überhaupt Sünde hätten. Die schwerste Sünde dünkt es ihnen, daß sie mit ihrer Gesundheit nicht vorsichtig waren. Selten hört man von den Ausdruck eines versöhnlichen Herzens gegen feindliche Verwandte. Meist findet man Härte und Kälte. Der Lehrer kommt niemals mehr mit zur Hauskommunion, da er nicht gewillt ist, ein Helfer des Pastors zu sein.

Bei Trauungen hat die Zahl der „ehrlichen“ Paare immer mehr abgenommen. Manche Mütter ermuntern ihre Töchter, sich in alles zu ergeben, damit sie einen Mann bekommen. Die Traurede mit ersten Rügen wirkt nur zur Abwendung von der Kirche, weil sie ja sogut wie eine Traurede, die Lob enthält, bezahlt werden muß, und bezahlen will man doch nur, was wohl tut, nicht was weh tut.

Bei Begräbnissen ist es nun amtlich verboten, daß im Hause, während der Pastor spricht, der Sarg noch offen ist. Bei Beginn der Feier muß er geschlossen sein. Bei einem etwaigen Gastmahl Zuhause nach der Trauerfeier wagt man nicht, die Spielkarten vorzuholen, wenn der Pastor da ist. Man wartet auf dessen Unterhaltung.

Es gab eine kirchliche Volksbibliothek von etwa 300 Bänden. Die Nachfrage war sehr verschieden. Wenn in einem Winter viel Schnee fiel, war sie am meisten besucht. Sost wird das Lesen meist als Trägheit und Müssiggang angesehen. Weil man keine Ahnung hat von der Denk - Arbeit, hält man alles Lesen für angenehm und leicht, um groben und schweren Arbeiten aus dem Weg zu gehen. Nach der Erfahrung des Pastors suchen die meisten auf den letzten Seiten den Gang der Geschichte vorweg zunehmen und gehen dadurch der besten Früchte des Lebens verlustig. Familienabende hat der Pastor viele veranstaltet abends von 8 - 10 Uhr im Gasthofsaal. Den Vortrag dabei hielt oft ein anderer Pastor über Mission, Gustav Adolf - Verein. Auch wurde aus alter Zeit des Ortes berichtet. Dann wurde man anspruchsvoller, Theaterstücke mußten geübt werden. Die vaterländischen Vereine waren darin bald voraus. Jetzt sollen stets „längere Theaterstücke“ im Mittelpunkt stehen. In Rochau unter Leitung von Lehrer Harke und in Schartau unter Lehrer Müller sind Männergesangsvereine. Auf mehrfache Bitten haben sie auch in den Kirchen gesungen. Im allgemeinen ist Rochau wenig musikalisch.

Bis zur Inflation mußte das 1842 errichtete kleine Anwesen an der nördlichen Kirchhofsmauer (heute Frau Meier) an den Pfarrer jährlich 12 M Erbpacht zahlen, da es auf altem Pfarrgartengrund erbaut ist.

Der Weltkrieg 1914 brachte viel Aufregung. Es fanden ungefähr 30 Gedächnisfeiern für Gefallene statt. Auf dem Denkmal des Kirchhofs stehen 25 Namen. Manche Siegesgottesdienste wurden gefeiert. Mit dem Jahr 1917 begann fieberhafte Erregung, sinkende Zuversicht und schlotternde Angst.

Nach dem Kriege tobte von 1922 ab ein Kampf der Kirche und des Pastors mit den Pächtern von Pfarr- und Kirchenland, die passiven Widerstand gegen die Pachteinigungsamtsentscheidungen leisteten. Stets werden den Pastoren von der Behörde Aufträge erteilt, mehr Geld aus Pfarre und Kirche herauszuschlagen. Und stets kehrt bei den Sitzungen der kirchlichen Organe die Lust wieder, gegen alle Vorlagen der Behörden zu protestieren und opponieren. Das treibt von einer Sitzung zur anderen. Man selber wird dazu getrieben, Psychologe zu werden und in allen Verhandlungen mit den kirchlichen Vertretern diplomatisch zu verfahren. Sonst wird man nichts als lauter unerquicklichen Streit und Zank erleben.

Soweit die Aufzeichnungen des alten Seelsorgers.

Am 27.07.1927 teilte Pastor Wildberg der kirchlichen Gemeindevertretung mit, daß er nach 41 Rochauer Amtsjahren zum Herbst in Ruhestand treten wird. Er werde nach Bad Oyenhausen umsiedeln. Das Konsistorium schlug vor, die Rochauer Pfarre nicht mehr zu besetzen, sondern mit Groß Schwechten zu vereinen. Dagegen sträubte sich die kirchliche Gemeindevertretung und bestand bei dem Konsistorium auf Neubesetzung.

Pastor Widberg starb hochbetagt 1943 am 17.Oktober, seine Asche ist im Grab seiner Tochter beigesetzt auf dem Rochauer Friedhof. Seine Gattin starb 1945.

XIV. Pastor Thilo Roloff

 

Er war am 19.11.1870 im Harz geboren und von 1902 ab Pastor in Krüden. In der Pfarrwahl zu Rochau am 29.Juli 1928 wurde er mit 17 gegen 16 Stimmen hierher gewählt. Am Sonntag den 18.November wurde er durch Superintendent Alberts - Stendal feierlich eingeführt.

Er verlebte die ersten Jahre in Ruhe und Frieden. Da brachte der politische Umschwung 1933 auch Unfrieden in das Kirchenleben. Die NSDAP besetzte einfach die Kirchenratsposten mit ihren Parteigenossen, ob sie kirchlich waren oder nicht. Pastor Roloff hatte manchen Ärger mit ihnen zu bestehen.

Neben  Predigt und Predigt und Seelsorge brachte er das Pfarrarchiv in Ordnung und begann mit Anlegung alphabetischer Verzeichnisse von Taufen, Trauungen und Begräbnissen.

Er war ein gern gehörter Prediger, während beim alternden Pastor Wildberg allmählich, da er keine Redegaben für fesselnde Predigten hatte, die Kirche leer geworden war.

Wegen Ärgereien im Kirchenkampf, die der vornehmen Natur Pastor Roloffs zuwider waren, und wegen Kränklichkeit ging er Oktober 1937 im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand und zog mit seiner Gattin und Tochter nach Stendal, wo er Anfang Januar 1945 verstarb.

Die Rochauer Pfarre blieb von Oktober 1937 bis März 1945 unbesetzt. Pastor Schneider aus Stendal am Anfang, dann Pastor Elsässer aus Neuendorf a/Speck vertrat hier. Nationalsozialismus und die lange Dauer des 2.Weltkrieges ließen die Kirchlichkeit so absinken, daß oft nur 6 - 8 Gottesdienstbesucher zu verzeichnen waren.

Als im letzten Kriegsabschnitt Ostpreußen von den Russen erobert war, kam der Chronikschreiber in die Altmark.

Er war am 17.Juli 1892 in Heiligenbeil, Ostpreußen, geboren. !917 kam er in seiner Heimat in den Kirchendienst, war von 1933 Großstadtpfarrer an der Haberberger Kirche in Königsberg Pr.; dazu von 1939 noch nebenamtlich Standortpfarrer an der Schloß- und Königskirche daselbst, von Juni 1944 verwaltete er auch die Superintendentur Königsberg. Am 22.März 1945 kam er durch Beauftragung der Kirchenbehörde nach Rochau mit seiner Frau gezogen un übernahm mit den Karfreitaggottesdienten hier das Amt und erlebte mit der Gemeinde das bittere Kriegsende und alle Not, die über Deutschland gekommen ist; er erlebte auch ein Erwachen des kirchlichen Lebens.

Er schrieb die Chronik anno 1946.

1950 wurde er nach Thüringen auf die Stadtpfarrstelle Langenberg - Gera gewählt, zog Juli 1950 dorthin.

 

 

XV. Nachtrag zur Vorgeschichte

 

Im Oktober 1947 weilte der staatliche Altertumsforscher Dr. Schwarz - Halle zu Urnenausgrabungen in unserem Dorf. Funde auf dem Ackerstück nach Neuendorf zu und im Wäldchen vor Wilhelminenhof brachten Urnenscherben von 5000 Jahren Alter zum Vorschein, auch Andeutungen von ehemaligen Hünengräbern stellten sich raus. In dem Wald vor Borstel sind schon früher Gräberfunde aus 3 Jahrtausenden gemacht.

Neben meinem Pfarrgarten, östlich vom Wäldchen, fand Nachbar O. Dobberkau beim Graben seines Luftschutzbunkers im Krieg auch Urnenscherben.

So ist unser Dorf schon seit mehreren Jahrtausenden eine Siedlungsstätte, seit der Steinzeit.               

 


Die geschichtliche Entwicklung Rochaus

 

I. Entstehung und Entwicklung

 

Rochau liegt an der Nordgrenze unseres Kreises.

Es ist aus zwei Dörfern, Rochau und Schwarzenhagen, am 1. April 1935 zusammengelegt und zählt heute 730 Einwohner. Die Einwohnerzahl ist nach dem 2. Weltkrieg stark angewachsen, sie betrug 1840 (mit Schwarzenhagen, das bis 1935 ein selbständiger Ort war) 469 Einwohner, 1885: 640 E.,

1892: 700 E., 1900: 659 E., 1910: 703 E., 1928: 706 E. und 1933: 718 E.

Während viele andere Orte der Altmark durch Abwanderung in die Städte (Landflucht) in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts laufend Einwohner verloren, war dies bei Rochau - Schwarzenhagen nicht der Fall.

Verkehrstechnisch ist die Gemeinde über die Landstraße II. Ordnung zwischen Häsewig und Schorstedt von der F 189 Stendal - Wittenberge zu erreichen.

Das Dorf liegt in einer Nebenmulde der Speckgrabenniederung in leicht welliger Grundmoränenlandschaft. Die Speckgrabenniederung entstand am Ende der letzten Eiszeit als „Zubringerzweig“ des Breslau - Hannoverschen Urstromtals, während die umgebenden Talsand-, Mergel- und Geschiebeflächen während der Eiszeit gebildet wurden.

In vorgeschichtlicher Zeit war die Gegend von Stämmen (bzw. Sippen) des Großsteingräberkreises bewohnt, wovon die Hünengräber bei Schmoor (ahd. Ossemor), Grünwulsch, Bülitz und Steinfeld Zeugnis ablegen. Um die Zeitwende erfolgte der Zug der Kaisersöhne Drusus und Tiberius zur Elbe. Sie berichteten von langbärtigen Germanen; auch spätere Überlieferungen sprechen dafür, daß bis zum 7. Jahrhundert die Langobarden hier wohnten. Schon vorher, vor allem aber nach ihrem Abzuge, drängten die Sachsen auf ihrer Südausdehnung in die Altmark und über diese hinaus. Die Landnahme der Elbslaven war nie kriegerisch, wenn es auch hin und wieder zu Kämpfen zwischen Rittern und Feudalherren gekommen sein mag. Während der Sachsenkriege Kaiser Karls des Großen zogen auch die mit ihm verbündeten Stämme der Obotriten durch die Altmark. Sie wurden nach dem Siege über Widukind mit entvölkerten oder unbevölkerten Landstrichen beschenkt. Der auffällige Zusammenhang slavischer Ortsnamen in und entlang der Speckgrabensenke (Schartau, Rochau, Wüstung Vinskow, Grassau, Belkau, Wüstung Klinkow, Wüstung Karnipp, (evt. Polkau und Grävenitz) und die Reste runder Dorfgrundrisse (in Neuendorf/Sp. und Peulingen) läßt darauf schließen, daß unsere Dörfer bei der Landnahme der Obotritenstämme besiedelt wurden. Die Namen Schartau (1375 scortow, 1436 sartow  = Teufelsnest), Grävenitz (1420 grenennicze), Belkau (1375 belkow), Grassau (1238 grassowe, 1375 grozzowe, 1516 grotzkow) sind einwandfrei wendisch - slavisch. Bei Rochau ist die Form (1377 rechow) ebenfalls wendisch, aber die Form rocgawe (1238) weist auf die althochdeutsche (bzw. altsächsische) Wurzel roccogawo, von der Bedeutung rocc = Heerrufer, gawo = Land, (nhd. Gau),(Hossfeldt - Hädtke), so daß hier wohl ein durch die Sachsenkriege entvölkertes sächsisches Dorf von den Elbslaven in Besitz genommen wurde. Dabei wurde natürlich der Dorfname mundgerecht umgeformt. Die Dorfanlage deutet ebenfalls darauf hin.

Im 12. Und 13. Jahrhundert entstanden Schwarzenhagen, Wittenhagen, deren Endung „-hagen“ abgeleitet ist vom althochdeutschen hac oder hag mit der ursprünglichen Bedeutung von Dornstrauch. Der Name hag wurde auf den Zaun oder das Gehege selbst übertragen, so daß man unter einem Hag einem mit einem Zaun eingefriedeten Raum verstand. Er läßt Rückschlüsse auf westfälisch - rheinische Besiedlung zu, während alte Slavendörfer ganz eingingen (durch Abwanderung der Bewohner oder durch Umzug in größere Dörfer) so z.B. Karnipp (1375 in der Ortsaufstellung nicht erwähnt, also vorher eingegangen), Vintzkow (ebenfalls) und die namenlose Wüstung auf dem Flurstück „Alte Kohlgärten“ 1,5 km südlich von Rochau. Gelegentlich zogen auch die verdrängten Slaven in ein neues Dorf, das den Namen des alten mit dem Zusatz „Klein-, Suden- oder Rohen-,“ erhielt. In diese Zeit fällt auch die Erbauung der Burg derer von Rochow und der Kirche, deren Turm wohl mit der westlichen anschließenden Burg zusammenhing. Sein Bau gleicht einem Burgfried, vor allem die Einstiegsluken über den ursprünglich von unten nicht zugänglichen Feldsteinquertonnengewölbe und die mit Holzkeilen verzapften Balken neben der Westtür dieses Geschosses, die als Widerlagen für einen Podest oder ein Schutzdach gedient haben können. Solche Podeste wurden bei den Burgen jener Zeit als Platz für Schützen und als Ausfallpforte für Boten und einzelne Kämpfer benutzt. Von der Burg sind außer dem Kirchturm und Resten eines backsteingemauerten unterirdischen Ganges keine Reste mehr vorhanden. Der unterirdische Gang führte südwärts auf die Wüstung „Alte Kohlgärten“ zu, mithin muß dieses Dorf bzw. Vorwerk damals noch bestanden haben. Die Kirchtürme von Schartau, Belkau und Groß-Schwechten sind übrigens ähnlich konstruiert, obwohl in diesen Dörfern keine Burgen vorhanden waren. Zumindest für Schartau läßt das den Schluß zu, daß die Kirche nach dem Vorbild Rochaus gebaut wurde, mithin jünger ist.

 

Rochau wurde 1238 erstmals urkundlich erwähnt.

1375 wurden im Dorf 25 Hufen und eine Pfarrhufe gezählt, die von Rochow als Eigentümer, die von Vinzelberg und von Schulenburg (bei Salzwedel) als Kirchenpatronen genannt.

1377 hatten die von Rochow Einkünfte im Dorf, also hörige Bauern, außerdem in Schwarzenhagen, Wittenhagen, Polkau und Schartau. In ältester Zeit soll das Dorf dagegen dem Ludgerikkloster in Helmstedt gehört haben. Vermutlich war der erste Rochow Lehnsmann dieses Klosters.

1301 - 1314 war Heinrich von Rochow Vogt in Stendal und bezog einen Teil seiner Einkünfte von den Rochauer Bauern. Im Jahre 1377 vermacht Kaiser Karl IV. urkundlich dem neugegründeten Domstift in Tangermünde Einkünfte im Dorf. Später beuteten der Stendaler Dom, die Kirche St. Marien und das St. Annenkloster zu Stendal die Bauern in Rochau und Schwarzenhagen aus. Die v. Rochows werden um 1325 urkundlich in Zusammenhang mit Rochau erwähnt, als der Junker Heinrich von Rochow Burgvogt zu Tangermünde wird. Das Geschlecht starb in den Raubgrafenkriegen aus. Diether von Rochow war der Kumpan von Diether von Quitzow und den Itzenplitz`.

Als im 14. Jahrhundert das Land Stargard und die Uckermark zu Brandenburg kamen, zog neben vielen anderen altmärkischen Rittern auch ein Rochow mit vielen Bauern in die den Slaven geraubten Besitzungen. Es gibt heute dort noch z.B. einen Ort Schartau. Gleichzeitig aber begann eine weitere Verödung der Altmark. Viele Bauern zogen nach dem Osten, um der drückenden Lasten, die ihnen von den Feudalherren auferlegt wurden, ledig zu werden, die Pest und die dauernden Feden der Raubritter, auch Hungerjahre, taten ein übriges. So verschwand gegen Ende des 15. Jahrhunderts der Ort Wittenhagen. Er war die am längsten bewohnt gewesene Wüstung in der Umgebung Rochaus. Das Dorf wurde am 20. April 1353 erstmals urkundlich erwähnt. Meinhard von Rochow war bei einem Kleinkrieg gegen die Vinzelbergs und Alvenslebens in „den Stock“ (Gefangenschaft) geraten. Um wieder frei zu kommen, verkaufte er Land „ze wittenhagene“. 1375 hatte Wittenhagen 20 Hufen, davon 2 Pfarrhufen, der Herr ist ein v. Rochow.

Von 13337 - 1375 werden im Kirchenbuch die Ritter von Rochow erwähnt. Ihr Besitz erstreckt sich über Schartau - Schorstedt - Schmoor bis nach Hohenwulsch. Außerdem gehörte ihm Polkau und Weißenhagen. Zur Burg der Ritter von Rochow gehörten vier Rittergüter:

     - der heutige Hof Dobberkau, auf  dem höchstwahrscheinlich die Burg gestanden hat

     - der frühere Hof von Schmidt und der Hof von Quast

     - der Brühmann Hof

     - der frühere Hof von Rahmsdorf (Klingebeitscher Hof).

Die Begüterung derer von Rochow lag um den heutigen und um die auf ihm stehende Kirche herum. Der Kirchturm stand ursprünglich als Wehrturm allein, eine Holzkirche und das Pfarrhaus abseits auf dem Kirchhof. Um 1120 wurde die Steinkirche an den Turm gebaut, der Kirchturm war durch schwere, eiserne Tore von der Kirche getrennt, denn so bildete er die letzte Zuflucht bei einem Angriff. Von der Kirche soll ein unterirdischer Gang zur Burg zum Dobberkauschen Hof geführt Haben. Ein anderer Gang soll von der Burg ins freie Feld führen.

Im 16. Jahrhundert wurde das Backsteintor erbaut. Die Feldsteinmauer ist ebenso alt wie die Kirche selbst und geht auf die Askanierzeit zurück. Eine Verwandtschaft zu den in der Askanierzeit erbauten Feldsteinmauer der Tangermünder Burg ist unschwer festzustellen.

Die Kirche wird 1375 erstmals erwähnt, sie macht einen anderen, mächtigeren, trutzigeren Eindruck als alle anderen Dorfkirchen der Umgebung. Der Turm ist in zwei Geschossen gewölbt und war nur von außen im 1. Stock zugänglich. Die Kirche ist, bis auf die 1779 vergrößerten Fenster und die Sakristei, sowie den 1813 - 1816 aufgesetzten Dachreiter am Turm, in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.

Die Kanzel ist 1674 von 2 Patronen und 2 Rochauern gestiftet worden, wie die Inschrift ausweist. Der Altar, unter dem einzigen nicht veränderten Fenster des Schiffes, ist nicht eindeutig datiert, sicher aber jünger. Die älteste Glocke wurde 1654 von den genannten Kirchenpatronen und dem Rochauer Schulzen gestiftet.

Das Geschlecht der Herrn, der von Rochow gehörte zu den berüchtigsten Raubrittergeschlechten der Altmark, die die Bauern schwer bedrückten. Die Chronik sagt darüber:

„Die Mitbewohner hatten von diesen Kriegsherren, die nur auf Raub sannen, Ackerlohn, den sie mit harter Pacht und bitteren Diensten bezahlen mußten.“ Den Raubrittern wurde schließlich das Handwerk gelegt, nach einer Niederlage wurde der Ritter Heinrich von Rochow gehängt, während sein Bruder durch den unterirdischen Gang entkommen konnte. Die Burg zerfiel. 1855 wurden die Baureste bis zu den Grundmauern abgerissen, worauf Hermann Dobberkaus Haus gebaut wurde, das heute noch die gewaltigen Grundmauern und Kellergewölbe der Burg aufweist. In den Fehden und Kämpfen der Raubritter ging auch das Dorf Weißenhagen oder Wittenhagen zu Grunde.

Das Dorf lag nördlich der Straße von Rochau nach Goldbeck, der Dorfname ist dadurch entstanden, daß das Dorf in seiner Umgebung vorwiegend von Birken umstanden war. Während Schwarzenhagen nur Nadelholz und besonders viel Eichen hatte. Der Untergang des Dorfes fällt in die Zeit um 1476 - 1501, um die gleiche Zeit verschwanden auch die Rochows aus unserer Gegend.

In den folgenden Jahren wechseln die Herren oft, in den Urkunden wird der Ort selten erwähnt.

1426 war ein so milder Winter, daß um Lichtmeß (2.Feb.) die Obstbäume in Blüte standen.

Aus dem Jahre 1488 befindet sich im Archiv des Rochauer Pfarramtes die Abschrift einer Urkunde, durch welche der Lehnsherr, Phillipp von Vinzelberg, von seinem Wittenhagener Besitz „zehn Hufen Landes mit seinen Wischen und Hölzungen, so vorstehen vor dem Dorfe Groß Schwechten in ewiger Erbpacht den bescheidenen und gemeinen Bauern zum Schwarzenhagen abgibt.“ Das ganze Dorf, das damals wohl schon längere Zeit wüst lag, wurde (ohne Kirche und Rittergut) an die Bauern verkauft.

Bis etwa 1600 diente die Kirche als Gotteshaus für Schwarzenhagen. In den Visitationsbescheiden 1540 und 1551 wird sie noch erwähnt, 1614 stand sie als Ruine, bis zur Landseparation waren noch Spuren und Reste vorhanden. Der Ort ist also bereits etwa 150 Jahre vor dem 30jährigen Krieg eingegangen, während die anderen Dörfer weit eher wüst geworden sind.

Aus einer Urkunde von 1493 erfahren wir einige Bauernnamen, so z.B. Joachim Franzhöfer, Hein Jarchau, Hein Hennikes, Jürgen Hünemörder, Wernecke Plötze, Hans Drewendt, Heinrich Amelung. Der „Hünemörderhof“ ist 400 Jahre in Besitz derselben Familie geblieben (heute Thälmannstr. 3).

Im 30jährigen Krieg (1618 - 1648) hat Rochau oft unter Plünderungen der umherziehenden Soldatenscharen zu leiden gehabt, ebenso wie Schartau. In beiden Kirchen sind keine Kanzel, Glocken, Altäre, Bildwerke u.ä. älter als 300 Jahre, d.h. vor 1650 entstanden, während doch alle anderen altmärkischen Kirchen wenigstens über einige alte Geräte verfügen. Die Dorfbevölkerung ging an den Folgen des 30jährigen Krieges etwa um 50% zurück.

(Kaphaln: Wirtschaftliche Folgen des 30jährigen Krieges in der Altmark, Gotha 1911)

Doch ist das weniger auf Kriegsverluste als vielmehr auf Hunger, Seuchen und Wegziehen („Auf die Garregehen“) der total ausgeplünderten Bauern zurückzuführen. Keine der recht ausführlichen Chroniken berichtet über erschlagene oder gehängte Bauern, wohl aber über totale Plünderungen, Brandschatzungen, Pest und Hungersnot.

Am 21.02.1626 wurde Polkau durch dänische Truppen geplündert. Zur gleichen Zeit wurde Rochau überfallen. Teile des Dorfes zerstört, die Kirche ausgebrannt. Laut Kirchenchronik mußten in den nachfolgenden Jahren hohe Abgaben an die durchziehenden Söldnerheere geliefert werden. Erwähnt wird Schartau mit 6 Bauern, Rochau nicht. Dies läßt mit großer Wahrscheinlichkeit darauf schließen, daß Rochau in diesen Jahren wüst war.

Die dänischen Truppen kamen von Tangermünde nach Stendal und wurden von Wallenstein über die Elbe vertrieben. Nach Rückzug Wallensteins nach Magdeburg, besetzten die Dänen die Altmark nördlich Stendals.

Nach Abzug der Dänen brandschatzten kaiserliche Truppen die Altmark. Nach ihnen zogen schwedische Söldner durch unser Gebiet, auch sie plünderten und brandschatzten. Viele Bauern fristeten in Not und Elend ihr kümmerliches Leben.

Am 25.09.1636 siegten die Schweden bei Witschok und kamen von Werben durch unsere Dörfer gezogen. Dieser schwedische Marsch hinterließ verwüstete Felder, ausgeplünderte Dörfer und getötete Menschen. Die danach schrecklich umgreifende Pest raffte in Stendal 5000 Menschen dahin.

Alle niedergebrannten Dörfer sind aber nach dem Kriege wieder besiedelt und aufgebaut worden. Aus den folgenden Jahrhunderten ist recht wenig über das Dorf und seine Umgebung bekannt. Es gehörte verwaltungsmäßig zum Amtsbezirk Schinne der alten Landreitere Stendal. Das Gericht übte erst der Burgherr, später die Dingstätte Krip oder Krepe, an der Uchte zwischen Peulingen, Schwechten und Eichstedt gelegen, aus, das Appelationsgericht war die Dingstätte bei Bierstett, höchste Instanz war das oberste Lehnsgericht in Tangermünde (später Brandenburg). Die Gerichtsbarkeit bestand bis ins 18. Jahrhundert, wurde dann von den Amtsgerichten Stendal und Tangermünde, Landgericht Magdeburg, Oberlandesgericht Merseburg, Oberstes Landgericht Berlin abgelöst.

1769 - brannte der heutige Hof „Lühr“ ab (Braunschweig). Man vermutete Brandstiftung der Bäuerin, weil sie ihren Kirchenzehnt entrichten sollte. Sie wurde mit ihrem Mann in Arrest genommen. Da sie nun drohte, das ganze Dorf anzustecken, wurde sie mit ihrem Mann dem Inquisitionsgericht überstellt. Während der Inquisition brannten weitere 5 Häuser ab, die von der Gänsehirtin der Braunschweigs angezündet waren. Scheinbar war besagte Gänsehirtin geisteskrank, die willenlos den Befehlen der Bäuerin gehorchte. Das Gerichtsurteil brachte die Bäuerin in das Zuchthaus, deren Tochter in das Spinnhaus, den Mann an die Karre nach Stendal. Die Gänsehirtin wurde hier in Rochau enthauptet und verbrannt.

Hinrichtungstag war der 5. April 1770 (Dorothea Rocks).

Der Bau der Chaussee Wittenberge - Magdeburg (mit Postlinie) erfolgte nach 1840 und brachte wieder Leben ins Dorf, wie die steigende Bevölkerungszahl beweist. Während anderweitig die jüngeren Bauernsöhne und -töchter abwanderten, blieben sie hier, wie in Groß Schwechten, mit dem Dorf in Verbindung oder zogen wieder zurück, sobald sie heirateten. Der Bau der Eisenbahn Stendal - Arendsee 1907/08 verstärkte diese Tendenz noch.

Rochau wurde Bahnstation, Schartau erhielt einen Haltepunkt. 1910/11 wurde Rochau an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Allmählich verschwanden in den Bauernhäusern die bis dahin üblichen Petroleumlampen. In den Katen der Landarbeiter blieben sie noch lange Jahre als Lichtquelle erhalten.

 

 

II. Der erste imperialistische Weltkrieg und seine Auswirkungen

 

Auch aus Rochau mußten viele Männer während des 1. Weltkrieges an die Front. Ausgehungert und zerlumpt kehrten sie nach der Niederlage der deutschen Imperialisten in ihre Heimat zurück.

Es kamen ungefähr 25 Männer nie wieder. Sie waren im Krieg geblieben.

Während des Krieges wurden viele Gefangene nach Rochau verschleppt. 1918 befanden sich Polen, Russen, Engländer und Franzosen als Gefangene in Rochau. Der jetzige Saal der Konsumgaststätte war damals ein Gefangenenlager. Wenige Posten bewachten sie. Die Gefangenen hatten hier Landarbeit zu verrichten.

Nach dem Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution entstand auch in Deutschland eine revolutionäre Situation. Unser Ort selbst wurde von den revolutionären Ereignissen kaum erfaßt. Die Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates blieb in ihren Anfängen stecken. Großbauer Hermann Rahmsdorf übte vor, während und nach der Revolution als Ortsschulze die Macht aus. Die wenigen in der SPD organisierten Landarbeiter wurden durch den rechten SPD - Führer Brandenburg aus Stendal mit der sattsam bekannten Parole von „Ruhe und Ordnung“ eingeschläfert. Wohl fanden im Bahnhof einige Versammlungen von Landarbeitern statt, die sich gegen die reichen Bauern richteten. Zu ihnen gehörten die Bauern: Heise, Buchholz, Mewes, Rahmsdorf, Wernecke, Günthers und Hennig. Die Streiks entwickelten sich, weil die Arbeiter einen sehr geringen Stundenlohn von 23 Pfg. erhielten und in schlechten Wohnungen lebten. Die meisten Familien lebten in 1- oder 2- Zimmerwohnungen. Die noch nicht verheirateten Knechte mußten in Pferdeställe die Nächte verbringen. Sie durften nur selten das Haus des Bauern betreten; nur die Frauen, um im Haus zu arbeiten. Beschwerden der Arbeiter hörten sich die Bauern nicht an. Sie verboten ihnen sogar, Versammlungen zu besuchen. Daraufhin verweigerten sie die Arbeit auf den Höfen, durften sie aber nicht für immer verlassen. Sie wurden dann von der Polizei zurückgeholt. Die Arbeiter hörten nicht auf ihre Herrn und gingen zu den Versammlungen auf den Bahnhof, in denen die Streiks organisiert wurden. Es fehlte aber eine revolutionäre Führung, die SPD erfüllte ihre Aufgaben nicht. Die Oberschicht der Rochauer Großbauern konnte schalten und walten, wie sie wollten. Die Errungenschaften der Revolution, wie Achtstundentag, Tariflohn für Landarbeiter wurden sehr zögernd, ja zum Teil erst nach 1945 durchgesetzt. Wer sich von den Tagelöhnern für die Einhaltung der gesetzlichen Maßnahmen einsetzte, wurde entlassen. So z.B. einer der konsequentesten Verfechter der revolutionären Errungenschaften, Franz Schlüter. Er war Tagelöhner beim Großbauern Springsgut. Schüler wurde entlassen und mußte die Wohnung räumen. Auf Grund seiner politischen Haltung wurde er als Rechtloser aus der Menschengemeinschaft verbannt und durfte im sogenannten Armenhaus kampieren. Gegen solche Maßnahmen der herrschenden Klasse waren die Unterdrückten und Ausgebeuteten machtlos. Ja selbst gegen Aussprüche „mit Hunden müßte man die Roten aus dem Dorf jagen“ konnte man nichts machen. In den Jahren 1920-1925 wurde die Ortsgruppe der SPD in Rochau stärker und konnte unbehelligt Demonstrationen durchführen. Jedoch standen sehr viele Arbeiter noch abseits, wodurch die Wirkung der Demonstration sehr gemindert wurde.

Für die deutschen Monopolherren und Junker war der 1. Weltkrieg eine willkommene Gelegenheit, ihre Profite ins unermeßliche zu steigern.

Hindenburg: „Der Krieg bekommt mir wie eine Badekur.“

- Ihre Profitgier führte dazu, das Millionen von Werktätigen in Not und Elend gestürzt wurden. Eine künstlich herbeigeführte Inflation ließ den Wert des Geldes immer mehr sinken.

 

Entwertung der Papiermark gegenüber der Goldmark

1914                                                        1,00

1918                                                           2,08   

1919                                                         10,81

1920                                                         7,40

1921                                                        45,72

1922                                                    1750,87    

1923                               1.000.494.971.000,00

 

Während der Inflation entstanden riesige Konzerne, und die Macht der Monopolkapitalisten, Junker und Großbauern wuchs. Der Monopolkapitalist Hugo Stinnes raffte bis 1923 nicht weniger als 1664 Unternehmungen mit 2890 Betrieben zusammen.

Der Rochauer Großbauer Springsgut „erwarb“ sein Haus für 1 Hühnerei. Für die Landarbeiter, landarmen Bauern, Industriearbeiter und besonders für die Rentner begannen Jahre des Hunger und Elends.

Herr Otto A r n d t berichtet:

„Ich ließ mir vom Schuhmachermeister Reinhold Holz Schuhe anfertigen. Als sie fertig waren, sollte ich dafür 30.000,-M bezahlen. Da ich aber nur 15.000,-M hatte, es war mein Wochenverdienst, konnte ich also nur die Hälfte bezahlen. Der Rest wurde mir gestundet. In der nächsten Woche reichte mein gesamter Wochenverdienst von 20.000,-M nicht aus, um meine Schuld zu begleichen. Der Wert des Geldes war wieder gesunken. Es blieb eine Schuld von 10.000,- Mark. Die Geldentwertung nahm weiter zu. Letzten Endes hatte ich in vier Wochen schwerer körperlicher Arbeit ein Paar Schuhe verdient.“

An diesem Beispiel kann man erkennen, daß die Arbeitslöhne weit hinter den Lebenshaltungskosten zurückgeblieben. Otto A r n d t  erzählt weiter:

„Wir Rochauer Bauarbeiter arbeiten nur noch für Naturalien, weil uns das „viele Geld“ nichts nützte. Wir erhielten zum Beispiel für  unsere Tagesarbeit 7 Pfund Roggen.“

Im Herbst 1923 kostete 1 Pfund Brot 1 Billion Mark, 1 Kuh 8 Billionen.

Die Höhe des Ausbeutungsgrades der hiesigen Landarbeiter sei am nachfolgenden Beispiel demonstriert:

Der Tagesverdienst eines Landarbeiters betrug 11 Pfennig. Die Kommunisten Wilhelm Meister und Herman Majek organisierten einen Landarbeiterstreik. Niemand ging zur Arbeit aufs Feld hinaus. Die Großbauern wurden zu teilweisen Zugeständnissen gezwungen. Es wurden Lohnerhöhungen erkämpft. Die Frauen erhielten nun 22 und die Männer 27 Pfennig (bei gleicher Arbeit) Stundenlohn, die tägliche Arbeitszeit betrug nun „nur“ noch 10 Stunden. Trotzdem reichte der Lohn kaum zum Lebensunterhalt. Der ledige Landarbeiter hatte einen Jahresverdienst von 300 Mark, ein einfacher Tisch kostete 500 Mark, ein Sofa 1200 Mark. Der Kampf der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter mußte weitergeführt werden. Von einem Leben, um das die unterdrückten  seit Jahrhunderten unter den größten Opfern gekämpft hatten, konnten sie in der Zeit der Weimarer Republik auch nur träumen. Demokratische Rechte besaßen die Bauern nicht. Die Dorfschulzen waren in der Regel die größten Grundbesitzer. Der Grund und Boden der wirtschaftlichen der wirtschaftlich schwächeren Bauern wurde für die privilegierte Schicht ein billiges Kaufobjekt. Klein- und Mittelbauern verschuldeten und gerieten in völlige Abhängigkeit von den „Großen“, der Führungsschicht. In Schwarzenhagen war das Großbauer Hupe, in Rochau Großbauer Fettin. Jeder verwaltete das Amt des Dorfschulzen (Hupe bis 1935 in Schwarzenhagen). Jeder benutzte sein Amt zum eigenen Vorteil. Die Pflasterung des Schinnerweges hörte bei Fettins Acker auf, die anderen Anlieger konnten sehen wo sie blieben. Geld war in der Gemeindekasse vorhanden, aber nur für Großbauern, denn die Straßenpflasterung wurde an der Feldscheune des Großbauern Springsgut beendet. Wer sich den Machenschaften der Großbauern zur Wehr setzte, mußte mit erpresserischen Mitteln und Schikanen aller Art rechnen.

 

Neues Leben blüht aus den Ruinen

 

Direkte Kriegsereignisse gab es in Rochau nicht.

Deutsche Truppenteile kamen nicht durch. Nur einzelne deutsche Soldaten kamen Nachts und erbettelten sich etwas Eßbares. Anschließend zogen sie dann weiter. Die meisten von ihnen waren auf dem Wege in ihre Heimat, oder sie suchten ihre Angehörigen.

Vom Volkssturm wurden in den ersten Apriltagen 1945 an beiden Dorfeingängen Panzersperren errichtet, die einige Meter hoch waren. Sie bestanden aus 2 Reihen Baumstämme, der Zwischenraum war mit Sand gefüllt. Am 13. April kam gegen Mittag ein Vorkommando der amerikanischen Armee ins Dorf. Die Amerikaner befahlen die sofortige Beseitigung der Panzersperren. Als äußeres Kennzeichen der Kapitulation sollte an allen Häusern weiße Fahnen angebracht werden. Falls die Anordnungen nicht befolgt werden würden, sollte geschossen werden. Trotz der Weigerung einiger Nazis wurden die Panzersperren von den Einwohnern beseitigt. Anschließend fuhren die amerikanischen Truppenteile durchs Dorf. Die amerikanischen Soldaten raubten und plünderten, wo sie konnten. Für einen Teil der Soldaten wurde in Rochau Quartier beschafft. Im ehemaligen Ortsteil Schwarzenhagen mußten alle Höfe geräumt werden und für die Amerikaner eingerichtet werden. Die Bewohner durften ihre Häuser nicht verlassen. Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen kamen englische als Besatzungsmacht ins Dorf. Am 1. Juni übernahm die Rote Armee, entsprechend dem Abkommen von Jalta, die Verwaltung unseres Kreises. Nachdem vom sowjetischen Kommandanten als neuer Bürgermeister, Herr Pohl, eingesetzt worden war, begann in Rochau die Demokratisierung. Es wurde eine Registrierung der Einwohner und Flüchtlinge und zurückgekehrter Soldaten durchgeführt. Mit dem Einzug der Roten Armee begann auch in Rochau der demokratische Neuaufbau.

Die von Wilhelm Pieck am 2. Sept.1945 herausgegebene Losung  „Junkerland in Bauernhand!“ 

wurde auch in Rochau verwirklicht, die ökonomische Macht der Großbauern und Naziaktivisten gebrochen. Auf der Grundlage der Bodenreformgesetze wählten Landarbeiter, werktätige Bauern und Umsiedler am 9. September 1945 in geheimer Abstimmung die Bodenkommission, die sich aus 6 Mitgliedern zusammensetzte. Den Vorsitz hatte der damalige Treuhändler des Gutes Springsgut Johann Hundt. Weitere Mitglieder waren: Bürgermeister Pohl, Paul Kretz, Walter Kamke, Fritz Wendt. Zu ihren Obliegenheiten gehörte die Erfassung des Grundbesitzes der Großbauern, die am 10. Sept.1945 erfolgte. Enteignet wurden die Großgrundbesitzer Springsgut und Heizmann mit der gesamten Ackerfläche einschließlich Wald und Wiesen (293,16 ha). Am 18.3.1946 erhielten die Neubauer (im Volksmund „Siedler“) ihre Bodenurkunden.

Daraus geht hervor, daß sie rechtskräftige Eigentümer eines Grundstückes seien, welches ihnen zur persönlichen Nutzung schuldenfrei übergeben wurde. So erhielten z.B. der Landarbeiter August Meier 6,96, die Neubauern Johann Nowack 7,31 ha, Albert Schranke 6,84 ha, Alfred Schröder 8,58 ha, Otto Böhm 8,69 ha usw.

Neben der Landzuteilung bekamen die ehemaligen Landarbeiter Zucht- und Nutzvieh, Futter Saatmittel sowie Ackergeräte zugeteilt.

Die nichtenteigneten Großbauern mit einem Grundbesitz bis zu 100 ha waren Gegner der Bodenreform. Sie besaßen Vieh und Ackergeräte (Hermann Bauermeister, Otto Fettin). Sie versuchten, die Neubauern, die nur geringe Zugkräfte und keine Maschinen hatten, von sich abhängig zu machen, indem sie für das Leihen unentgeltliche Arbeiten auf ihren Besitzungen verlangten. Sie konnten sich nicht daran gewöhnen, daß Ausbeutung des Menschen durch den Menschen für allemal beseitigt und ihre Macht gebrochen war. Mit Hilfe der Arbeiterklasse schafften sich die Neubauern die V d g B, die sich als wirksames Mittel gegen die Störungsversuche der Großbauern erwies, der Fortschritt ließ sich nicht aufhalten. Auch in Rochau begann eine neue Epoche der Geschichte, die Epoche in der das Volk sein Leben selbst bestimmt.

 

Dem Sozialismus entgegen !

 

Der III. Parteitag der SED beschloß im Juli 1950, den Übergang zum planmäßigen Aufbau des Sozialismus vorzubereiten. Nachdem die Mehrheit der Arbeiterklasse und der mit ihr verbündeten Schichten von der Notwendigkeit des Übergangs zum Sozialismus überzeugt waren, konnte die SED auf ihrer 2. Parteikonferenz vom 9. - 12. Juli 1952 den Übergang zum planmäßigen Aufbau des Sozialismus beschließen. Während sich in der Industrie die sozialistischen Produktionsverhältnisse stürmisch entwickelten, blieb in der Landwirtschaft zunächst die individuelle Kleinproduktion noch vorherrschend. Dadurch waren der weiteren Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion enge Grenzen gesetzt, wenngleich sie zu Beginn des 1. Frühjahresplanes (1951 - 1955) den Vorkriegsstand erreicht und teilweise überschritten hatte. Die kleinen, oft weit auseinanderliegenden Flächen konnten den Einsatz leistungsfähiger Großgeräte und die Anwendung der modernen Agrarwissenschaft nicht zulassen. Es entstand ein Widerspruch: Die zurückbleibende Landwirtschaft konnte den wachsenden Bedarf der sozialistischen Industrie und der Bevölkerung an landwirtschaftlichen Produkten nicht decken. Sowohl die Volkswirtschaft als auch die weitere Festigung der sozialistischen Produktionsverhältnisse erforderten also die Überwindung der bäuerlichen Kleinproduktion, die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft. Eine wichtige Voraussetzung für die Umgestaltung war die Bereitstellung moderner Maschinen.

Seit 1946 bestand in Rochau die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe. Sie hatte ihren Sitz auf dem beim Thälmannhaus. Das Haus selbst war das Verwaltungsgebäude. Auf Beschluß der II. Parteikonferenz der SED 1952, wurden zur Unterstützung der sich herausbildenden LPG die M A S  gegründet. Mit der Schaffung der MAS wurde zugleich der Stützpunkt der Arbeiterklasse auf dem Lande geschaffen; damit festigte die Arbeiterklasse das Bündnis mit den werktätigen Bauern.

Auch in Rochau wurde 1952 mit dem Bau einer Maschinen - Ausleih - Station begonnen und 1953 fertiggestellt. Sie bestand aus der Verwaltung, den sanitären Einrichtungen, Garagen, Dreschmaschinen- und Mähdrescher-Unterstell-Schuppen. Damals besaß die MAS in Rochau 1„Framo“,  4 “Pioniere“, 2 “Aktivisten“, 4 Mähbinder und einen LKW „SIS“, der von der Sowjetunion zur Verfügung gestellt wurde. Die ersten Gründer waren Herr Götz, Herr Standfuß, Herr Zygan, Herr Thorhold und Herr Knupp.

1952 versorgte die MAS - Rochau, Schartau, Ballerstedt und Schorstedt. Später als auch die Maschinen zunahmen, erweiterte sich die Versorgung. Es kamen noch Groß Schwechten, Neuendorf a/Sp, Peulingen, Schernikau, Uenglingen, Belkau, Schinne, Grassau, Grünenwulsch, Hohenwulsch, Dobberkau und Möllenbeck hinzu.

Mit dem freiwilligen Zusammenschluß der Bauern zu LPG veränderte sich auch die Funktion der MAS. Der Betrieb bekam neue Aufgaben. Die Arbeit mußte auf den Feldern der Genossenschaften durchgeführt werden. 1953 wurde der Maschinenpark erweitert. Es kamen noch 20 Traktoren „Pionier“, ein Mähdrescher „S4“ und 2 Kettenschlepper „KPD“ von der SU hinzu.

1954 arbeiteten 11 Brigaden in den einzelnen Stützpunkten. Bis zum Jahresende waren 102 Traktoren und die dazu benötigten Anhängegeräte vorhanden. Große Freude herrschte, als vom Werk in Weimar die ersten 3 Mähdrescher geliefert wurden.

Auch in anderen Dörfern entstanden mit der Zeit Stützpunkte. So brauchten in Rochau keine Maschinen mehr gelagert zu werden. Es mußten mehr Reparaturen ausgeführt werden. Doch die Hallen waren zu klein. 1963 wurde die MTS umgebaut. Die Wände zwischen den Garagen wurden abgerissen, der Hof betoniert und Reparaturwerkstätten eingerichtet. So entstand die RTS. Sie führte Reparaturen der umliegenden Dörfer aus.

Im Herbst 1964 wurde die RTS - Stationen Jarchau, Tangermünde, Kläden und Rochau zu einem Kreisbetrieb für Landtechnik zusammen geschlossen. In den Betriebsteilen werden Reparaturen an Maschinen und landwirtschaftlichen Geräten ausgeführt.

Die LPG richteten eigene Reparaturwerkstätten ein, in denen Maschinen und Geräte selbst repariert wurden. Die Betriebsteile des Kreisbetriebes für Landtechnik spezialisierten sich, um eine höhere Arbeitsproduktivität zu erreichen. So werden seit 1969 in Rochau Raum- und Sammelpressen instand gesetzt.

 

Die Entstehung und Entwicklung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften

Zur Zeit der 2. Parteikonferenz waren die fortgeschrittendsten Landarbeiter und Bauern zu gemeinsamer Bodenbearbeitung übergegangen. Die Parteikonferenz beschloß, die Bewegung zur Bildung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) zu unterstützen, weil darin die einzige Möglichkeit lag, die Vorzüge der landwirtschaftlichen Großproduktion zu nutzen.

Die SED und die Staatsmacht achteten bei der sozialistischen Umgestaltung streng auf das Prinzip der Freiwilligkeit und wandten die Erfahrungen der Sowjetunion und der volksdemokratischen Länder schöpferisch auf die Bedingungen in Deutschland an. Vor allem berücksichtigten sie die tief verwurzelte Tradition des Kleineigentums und lehnten deshalb die Nationalisierung des Bodens ab. Der Boden blieb Privateigentum der Bauern. Die meisten staatlichen Maßnahmen zur Förderung der LPG wurden nach Beratungen mit den Bauern ergriffen. So z.B. Musterstatuten von der ersten Konferenz der Vorsitzenden und Aktivisten der LPG am 5./6. Dezember 1952 beschlossen. Sie sahen 3 Typen von LPG vor, die sich durch den Grad der Vergesellschaftung und den Verteilungsmodus unterschieden. Die vorgesehenen Abstufungen ermöglichten den Bauern, schrittweise zu höheren Formen der sozialistischen Arbeit zu gelangen.

Im Typ I werden genossenschaftlich genutzt: Saat- und Pflanzgut, Düngemittel und das Ernteergebnis der Feldwirtschaft; im Typ II kommen hinzu: Maschinen, Geräte und Zugvieh; im Typ III zusätzlich die Zucht und Nutzviehhaltung. Jeder Bauer hat in allen 3 Typen eine persönliche Hauswirtschaft bis zu 0,5 ha. Die Erfahrungen der ersten LPG sowie die Politik der SED und des Staates förderten bei immer mehr Bauern den Entschluß, Mitglied der LPG zu werden. So war es auch in Rochau.

Nach vorangegangenen, eingehenden Aussprachen entschlossen sich 16 Einzelbauern, von nun an ihren Weg gemeinsam zu gehen. Am 13. Januar 1953 schlossen sich zur LPG Typ II zusammen:

Albert      S c h r a m k e

Emil        H o f f m a n n

Adolf       H o f f m a n n

Wilhelm  S c h a r t a u

Christof   W e l k e

Otto         M e i e r

August     M e i e r

Alfred      S c h r ö d e r

Albert      H u n d t

Otto         B ö h m

Hermann H o l z

Gustav     W e l k e

Fritz          P l a t z

Erna          P l a t z

Anni         M e i e r

Hedwig     H o l z

 

Sie gaben sich den verpflichtenden Namen       „ LPG  R o s a    L u x e m b u r g“ .

Als Produktionsgrundlage verfügte sie über 130 ha LNF.

Bald entschlossen sich weitere Einzelbauern, den Schrittmachern der sozialistischen Landwirtschaftsproduktion zu folgen.

 

 

 

Im 20. Jahr der Existenz des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates arbeiteten auf den Feldern der LPG „Rosa Luxemburg“:

                            3 Mähdrescher

                            2 Kartoffelvollerntemaschinen

                            2 Rübenkombinen

                            2 Bagger

                            2 LKW

und viele andere Maschinen und Geräte, die die Arbeit unserer Genossenschaftsbäuerinnen und  -bauern wesentlich erleichterten. Auch in finanzieller Hinsicht hat die LPG „Rosa Luxemburg“ nach schwierigen Anfangsbedingungen eine positive Entwicklung hinter sich gebracht. Der Wert der Arbeitseinheit stieg, weil der Gesamterlös der LPG an pflanzlicher und tierischer Produktion von 1954 bis 1968 um das 3,5 fache stieg. Die Spanne zwischen Unkosten und Erlösen wurde in den letzten Jahren immer größer, d.h. also, daß der Gewinn der Genossenschaft und damit der Reichtum unserer Genossenschaftsbäuerinnen und -bauern immer umfangreicher wurden.

Vor der Gründung der LPG gab es in Schartau 15 einzelbäuerliche Betriebe, die 7 bis 50 ha  Land besaßen. Nach dem Krieg gab es wenig Futter für die Tiere. Die Ernten waren zu schlecht. Da die Bauern nur wenige Maschinen hatten, konnte die Ernte nicht rechtzeitig eingebracht werden, und es ist dadurch auch viel verdorben. Die Tiere waren vollkommen abgemagert. Im Frühjahr 1953 verrieten 4 Besitzer ihre Heimat und schlossen sich dem kapitalistischen Westdeutschland an. Am 18.03.1953 kam es dann zur Gründung der LPG „Morgenrot“. Die Einzelbauern Ewald Busse,    R. Wiese, K.-H. Gold und die Landarbeiter der verlassenen Höfe waren die ersten Mitglieder.

22 Genossenschaftsbauern hatten nun 218 ha zu bewirtschaften. Der Anfang war sehr schwer, da auf den verlassenen Höfen der Viehbestand teilweise fehlte und in einem sehr schlechten Zustand war. Bis zum Jahre 1960 entwickelte sich die LPG aber doch ständig weiter, ohne daß sich an der Fläche und dem Mitgliederstand wesentliches änderte.

1959 - 1960 vereinigte sich die LPG Schartau mit der LPG Rochau.

Im Frühjahr 1960 wurden die restlichen 7 Einzelbauern Mitglieder der LPG. Somit bewirtschaftet die LPG „Morgenrot“ seit 1960 die gesamte LN der Schartauer Flur. Rund 370 ha wurden seitdem von 35 - 40 Mitgliedern bearbeitet. Die Erträge der Feld- und Viehwirtschaft stiegen im Verhältnis zu den ersten Jahren der LPG durchweg stetig an und betragen heute ziemlich das Doppelte der ersten Jahre.

Die erfolgreiche Aufwärtsentwicklung der LPG „Rosa Luxemburg“ bewies den abwartenden und zögernden Klein- und Mittelbauern, daß die genossenschaftliche Produktion von großem Vorteil ist. Am 12. März 1960 schlossen sich 11 Betriebe werktätiger Bauern zur LPG Typ I „Goldene Ähre“ zusammen. Sie verfügten über insgesamt 184,34 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche.

Im Gründungsprotokoll heißt es:

     „Wir werktätigen Bauern der Gemeinde Rochau, Kreis Stendal, haben erkannt, daß die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft eine vordringliche Aufgabe auf dem Weg zum Sieg des Sozialismus ist und erklären deshalb feierlich unseren Beitritt zur Gründung einer LPG Typ I in die Gemeinde Rochau. Damit wollen wir einen Beitrag zur Erhaltung des Friedens und zur Stärkung der sozialistischen Landwirtschaft geben.“

Mit 33 Unterschriften wurde der entschiedene Schritt zur sozialistischen Produktionsweise besiegelt. Der Genossenschaftsbauer W. Zeidler jun. Wurde einstimmig zum Vorsitzenden und die Genossenschaftsbauern Schmiker  und W. Lühr zu Vorstandsmitgliedern gewählt.

Die Gemeinde Rochau zählt seit März 1960 zu den Gemeinden unseres Kreises, die vollgenossenschaftlich produzieren.

 

Nach der Gründung der DDR hat sich auch in Rochau eine tiefgehende Entwicklung vollzogen. Entsprechend der Orientierung der Partei der Arbeiterklasse, setzte sich diese Entwicklung ständig fort.

Die Produktionsstruktur der Gemeinde Rochau wird überwiegend durch landwirtschaftliche Produktion geprägt. Zu ihr befindet sich eine territorial organisierte Abteilung der LPG „Pflanzenproduktion“ Groß Schwechten und die LPG Tierproduktion „Rosa Luxemburg“, sowie ein Betriebsteil des VEB für Landtechnik Stendal. Seit 1988 Landtechnikinstandsetzung Lüderitz.

Kommunal gehört Rochau zum Gemeindeverband Goldbeck.

27.12.1960 - ein Großbrand in Rochau. Er forderte 1 Menschenleben. Gesamtschaden 174339 TM Brandursache: Selbstentzündung des ungenügend getrockneten Hafers und mangelnde Wachsamkeit.

1972 schlossen sich die Genossenschaftsbauern der LPG „Goldene Ähre“ der LPG „Rosa Luxemburg“ an.

Die Steigerung der Arbeitsproduktivität und das Anwachsen der Produktivkräfte führte über die KAP zur Herausbildung der LPG „Tierproduktion“ Rochau und der LPG „Pflanzenproduktion“ Groß Schwechten Abteilung Nord. Dadurch erfolgte eine Arbeitsteilung in der Landwirtschaft. Diese Arbeitsteilung wurde 1976 vollzogen. Sie schloß die Integrierung der LPG „Walter Ulbricht“ Schorstedt mit ein.

 

Entsprechend der Orientierung der SED, für die weitere Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft die Kooperationsbeziehungen zwischen Tier- und Pflanzenproduktion zu vertiefen ist die LPG(T) Rochau Mitglied einer Kooperation, die seit dem 1.01.1986 wirtschaftsleitende Funktionen übernommen hat.

Ihre Kooperationspartner sind die

     LPG (P) Groß Schwechten

     LPG (T) Groß Schwechten

     LPG (T) Schorstedt.

Die Abteilung Nord der LPG (P) verfügt in Rochau über einen Technikstützpunkt, der entsprechend der Struktur der Genossenschaft langfristig mit einer Brigade besteht.

Die Abteilung Rochau der LPG (P)  bearbeitet 1665 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sind 320 ha Grünland.

295 ha Wald werden vom Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Stendal bewirtschaftet. Die landwirtschaftliche Nutzfläche für Kleinsterzeuger beträgt 25,8 ha einschließlich der 2 ha des VKSK. Durch den Vorstand der LPG wird in Zusammenarbeit mit der örtlichen Volksvertretung der Gemeinde eine rationelle und effektive Bodennutzung gewährleistet und dementsprechend eine sozialistische Bodenpolitik verwirklicht. Damit konnten nachfolgend genannte Erträge in der Pflanzenproduktion bei den Hauptkulturen dieses Bereiches erwirtschaftet werden.

 

1986          Getreide                                     46,8 dt/ha

     Kartoffeln                     207,0 dt/ha      

     Zuckerrüben                 253,0 dt/ha

 

 

 

 

 

 

Die LPG (T) hat folgenden Tierbestand:

                                                    1984                                        1987

 

Rinder insgesamt                          1365                                        1360

                 davon Kühe                               580                                          570

         Jungrinder                              785                                          790

 

Schweine insgesamt                                 2420                                        2500

                 davon Sauen                              300                                          280

         Mastschweine                        308                                          300

         Läufer                                    912                                        1020

         Ferkel                                    900                                          900

Schafe                                                       505                                          500

Pferde                                                         20                                             20   

                

Nachdem aus Rationalisierungsgründen in der Milchverarbeitung 1974 die Molkerei geschlossen wurde, sind in der Gemeinde keine weiteren Betriebe der Nahrungsgüterwirtschaft ansässig. Es besteht lediglich eine Milchannahmestelle.

In der Gemeinde Rochau arbeiten 5 Grundorganisationen der SED, und zwar

                            BPO LPG(T)

                            APO KfL Betriebsteil Rochau (LI Lüderitz)

                            BPO LPG(P)

                            BPO Conrad-Blenkle-Oberschule

                            WPO der Gemeinde.

Koordiniert wird die Arbeit im Rahmen der Gemeinde durch OPO, in deren Leitung alle Grundorganisationen vertreten sind. Alle anderen Parteien und Massenorganisationen existieren mit unterschiedlicher Stärke ebenfalls. Die stärkste Partei ist die SED, die in der Gemeinde die führende Rolle der Arbeiterklasse verkörpert und immer die Lösung entscheidender Fragen in ihrer Arbeit einbezieht. In der Gemeindevertretung sind 15 Genossen als Abgeordnete tätig.

Der Ortsausschuß der Nationalen Front besteht aus 18 Mitgliedern. In ihm sind Vertreter aller Parteien und Massenorganisationen mit unterschiedlicher Aktivität wirksam. Die Volksvertretung umfaßt 23 Abgeordnete und 5 Nachfolgekandidaten. Sie arbeiten mit 9 Ständigen Kommissionen und 3 Aktivs. In den Ständigen Kommissionen sind weitere 34 Bürger berufen. Der Rat besteht aus 7 Ratsmitgliedern und einem kooperierten Mitglied, 6 Ratsmitglieder gehören der SED an, 1 Mitglied der CDU und 1 Mitglied dem DFD.

Im Objekt des VEB KfL Stendal, BT Rochau, befindet sich die Zentralküche der Gemeinde, die 1987 über eine Kapazität von täglich 500 Portionen verfügt. Durch ihr wird der Bedarf der Bevölkerung mit 10 Portionen, der LPG(T) Rochau mit 30 Portionen, der LPG(P) Rochau mit 80 Portionen, der LPG(T) Schorstedt mit 25 Portionen, des BT KfL Rochau mit 45 Portionen, der POS Rochau mit 130 Portionen, des Kindergartens Rochau mit 30 Portionen, des Kindergarten Schorstedt mit 7 Portionen und des OT Schartau mit 25 Portionen (VW Plan 1988) gedeckt. Hinzu kommen zeitweilige Arbeitskräfte, die in den LPG`en bzw. im Ort spezielle Arbeiten durchführen.

In Rochau wohnen zur Zeit 720 Einwohner in 272 Wohnungen. Die Wohnungseinheiten werden durch folgende Eigentumsformen bewirtschaftet und zeigen folgenden Ausstattungsgrad (1987):

 

                             WE                 Bad/Dusche                 %                    IWC                  %

volkseigen            47                               43                    91                      43                  91

genossenschaftlich           46                               33                    71                      29                  63

privat                                 179                             118                  66                    112                  63

 

gesamt                              272                             197                  71,3                 184                  68

 

Jede Wohnung ist im Durchschnitt mit 2,72 Einwohnern belegt. Damit liegt die Gemeinde im Durchschnitt des Kreises. Insgesamt wurden seit dem VIII. Parteitag der SED 9 Wohnungen als Eigenheime neuerrichtet bzw. durch Modernisierung, Um- und Ausbau neu hergerichtet.

Die Gemeinde Rochau mit Ortsteil Schartau ist in 12 Wohngebieten eingeteilt. Jedes Wohngebiet umfaßt 20 - 23 Haushalte. Es wird durch 2 Abgeordnete der Gemeindevertretung und einem Mitglied des OA der NF betreut.

In der Gemeinde bestehen 5 Grundorganisationen der DSF mit insgesamt 215 Mitgliedern, eine Ortsgruppe der DSF mit 110 Mitgliedern, eine Ortsgruppe des Deutschen Anglerverbandes mit 21 Mitgliedern, eine Ortsgruppe des DRK mit 55 Mitgliedern, 2 Züchtergemeinschaften der Sporttauben mit 16 Mitgliedern und eine Ortsgruppe des VKSK mit 42 Mitgliedern. In der VdgB sind Bauern  organisiert. Es existiert eine BSG „Traktor“ mit 4 Sektionen und 140 Mitgliedern. Der Dorf- und der Jugendklub organisieren das kulturelle Leben im Dorf. Die Volkssolidarität mit ihren 175 Mitgliedern bemüht sich erfolgreich bei der sozialen und kulturellen Betreuung der älteren Bürger.

Von 1908-1979 unterhielt die Deutsche Reichsbahn die Kleinbahnverbindung Stendal - Arendsee. Güter und Personenverkehr wurden als Dienstleistungen angeboten. 1979 übernahm der VEB Kraftverkehr Stendal den Personentransport, es entstand die Verbindung Stendal - Klein Rossau.

Auf der Grundlage der richtungsweisenden Beschlüsse der SED vollzog sich eine ständige Verbesserung der materiell - technischen Grundlagen in der Gemeinde und damit für alle Bürger.

 

So wurde folgendes in den Jahren errichtet:

 

14 WE in der Polkauer Straße                                                                               1956 +1961

Errichtung der Stallanlagen an der Str.d.Friedens der LPG(T)                                 1958

Werkstatt mit Garagen LPG(T)                                                                              1960

Bau der Schule in der Kleinen Achterstraße                                                           1962

Bau der Mehrzweckhalle                                                                           1973-1975

Schulerweiterungsbau                                                                                          1983-1984

Bau der Straße in Schartau                                                                                   1970-1971

Bau der Arzt- und Zahnarztpraxis mit 2 WE                                                1974-1975

Einrichtung einer komplexen Annahmestelle für Dienstleistungen                1985

Ausbau des Sprechstundenzimmers mit Kulturraum in Schartau                             1983

Einrichtung der MAS - Station                                                                              1952

Ausbau zur TS - Station                                                                            1962-1965

Errichtung einer neuen Werkstatthalle                                                                    1986

Errichtung eines Garagenkomplexes der LPG(P), Abt, Nord                                   1983-1986

Bau von 9 Eigenheimen im Zeitraum von                                                   1976-1986

Errichtung von 6 WE im genossenschaftlichen Wohnungsbauprogramm     1972-1974

Erweiterung des FFw - Gerätehauses                                                                    1985-1986

Straßenbau des Abzweiges Schartau nach Schorstedt                                           1974

Errichtung von 2 Großraumsilos für Silage                                                1982-1983

 

 

 

In der Gemeinde Rochau sind folgende versorgungswichtige Betriebe und Einrichtungen vorhanden:

 

     - LPG(T) „Rosa Luxemburg“ Rochau mit den Hauptproduktionsrichtungen Milch-, Rinder- und

        Läuferproduktion sowie der Produktion von Schweine- und Rindfleisch und Wolle

     - VEB Kreisbetrieb für Landtechnik mit den Instandsetzungsleistungen E280, KC 6, Aufarbeitung

        von Ersatzteilen

     - die Abteilung Nord der LPG(P) Groß Schwechten mit den Hauptproduktionsrichtungen

        Kartoffel-, Getreide-, Zuckerrüben- und Ölfrüchteanbau

     - WtB - Verkaufsstellen in Rochau und Schartau

     - Außenstelle der BHG Stendal und Zahlstelle

     - 10 klassige POS mit einer Kapazität von 250 Schülern, einem Schulhort mit Schulspeiseraum

     - eine Mehrzweckhalle, die durch die POS, BSG und Betriebe mit 517 Plätzen, einer Bühne und

        Kegelanlage mit 2 Bahnen genutzt wird

     - Kindergarten mit einer Kapazität von 36 Plätzen

     - Kinderkrippe mit einer Kapazität von 20 Plätzen

     - eine Arztpraxis

     - eine Zahnarztpraxis

     - eine Gemeindeschwesternstation

     - ein Sprechzimmer mit Warteraum in Schartau

     - eine Poststelle der Deutschen Post in Rochau und in Schartau

     - eine Industrie- Textilwarenverkaufsstelle mit 69 m² Verkaufsraum

     - eine Kommissionsgaststätte mit 36 Plätzen

     - eine Eisdiele mit 25 Plätzen

     - eine Konsum- Gaststätte mit Küche mit 44 Plätzen, dazu Saal mit 150 Plätzen

     - eine Tierarztpraxis

     - ein Friseurstützpunkt

     - eine Annahmestelle für Obst und Gemüse

     - eine Komplexannahmestelle für Dienstleistungen und Reparaturen sowie Heißmangel

     - eine Gemeindebibliothek

     - eine Zentralküche für Betriebe, Schule und Kindergarten - 500 Portionen

     - eine Firma für Sanitärinstallation

     - ein Sportplatz

     - ein Sportplatz mit Aschenbahn und Nebenanlagen im Ausbau

     - ein Kulturraum in Rochau und Schartau

     - eine Aufkaufstelle für Sekundärrohstoffe

     - ein öffentlicher Sammelplatz für Schwarzmetalle

     - eine Bäckerei

     - eine Aufkaufstelle für Eier und Weißfleisch in Rochau und Schartau

 

Die Versorgung der Bürger mit Dienstleistungen und Reparaturen umfaßt zur Zeit:

     - Heißmangel

     - Wäscherei

     - Chemische Reinigung von Kleidungsstücken,

                 - Federbetten und Teppichen

     - Reparatur von Elektrohaushaltsgeräten

     - Schuhreparatur

     - Repressieren von Strümpfen

     - Schirmreparaturen

Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie Erweiterung des Dienstleistungsumfanges ist durch den Ausbau der Annahmestelle 1986 erreicht worden.

Die Reparaturen an Rundfunkgeräten, Fernseher, Kühlschränken und Waschmaschinen wird durch die kreislichen Reparatureinrichtungen erledigt.

Die Gemeinde hat einen Friseurstützpunkt mit 3 Plätzen. 1987 wird ein neuer Friseurstützpunkt eröffnet, der dann täglich geöffnet ist. Die Versorgung der Bevölkerung mit Brot, Brötchen und Feinbackwaren wird durch eine Bäckerei gewährleistet.

In der Gemeinde und im Ortsteil Schartau ist die Deutsche Post mit ihren Leistungen vertreten.

Es ist eine Sanitärfirma ansässig. Die Tischlerleistungen für die Bürger und die Einrichtungen werden durch die LPG(T) Rochau entsprechend ihren Möglichkeiten erledigt. Durch die Elektrofirma aus Grävenitz und die Betriebselektriker der LPG(T) Rochau und der LPG(P) Groß Schwechten werden die erforderlichen Leistungen für Bürger und Einrichtungen bei der Instandsetzung und Neuinstallation von Elektroanlagen erbracht.

Die 44 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr führen den Kampf um die Verteidigung des Titels „Vorbildliche Feuerwehr“ (1987). 1986 wurde die Erweiterung des Gerätehauses beendet. Im Zusammenwirken mit der POS und dem öffentlichen Rat wird von den Kameraden der FFw eine AG „Junge Brandschutzhelfer“ angeleitet, die bei Wettstreiten beachtliche Erfolge erzielte.

Für die sozialen und medizinischen Betreuungen wurden für die Bürger in den zurückliegenden Jahren gute Voraussetzungen geschaffen. Rochau ist medizinisches Betreuungszentrum für die Gemeinden:    

Rochau, Groß Schwechten, Schorstedt, Schartau, Neuendorf a/Sp, Peulingen, Grävenitz, Dobberkau, Möllenbeck

 

Im Ort selbst wurde 1974/75 eine Staatliche Arzt- und Zahnarztpraxis erbaut. In ihr arbeiten 1 Ärztin für allgemein Medizin mit 2 Sprechstundenschwestern, 1 Zahnärztin mit 1 Sprechstundenschwester. Außerdem ist für die Betreuung kranker und hilfsbedürftiger Bürger eine Gemeindeschwester tätig. Die in einem Grundstück der Gemeinde ihre Wohnung und gesonderte Praxisräume hat.

Seit 1958 hat Rochau eine staatliche Tierarztpraxis.

Die Kinderkrippe verfügt über 20 Plätze. Die Kapazität ist auf Grund der extensiven Bevölkerungsentwicklung nicht ausreichend. Zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Erzieher sowie des Bedarfs an Krippenplätzen ist im Perspektivplan der Gemeinde ein Neubau für 25 Plätze vorgesehen.

 

 

Volksbildung

 

Vor und nach der Jahrhundertwende wurden die Kinder im Mehrstufenunterricht geschult.

1. - 4. Klasse in der alten Schule (heute Garagen Wenzel/Dworski) und die 5. - 8. Klasse. Der gesamte Unterricht wurde von 2 Lehrern erteilt. In Schartau befand sich die Schule eine Klasse für das 1. - 8. Schuljahr - in der heutigen Konsumverkaufsstelle.

Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges unterrichtete nur 1 Lehrer. Früh Klasse 5-8 anschließend Klasse 1-4.

1918 wurden 50 Schüler pro Klasse im Mehrstufen- und Schichtunterricht von 1 Lehrer beschult. Die Unterrichtszeit war im Sommer 7.00 - 12.00, im Winter 8.00 - 13.00 Uhr.

Es wurden folgende Unterrichtsfächer erteilt: Täglich - biblisch Geschichte, über die Woche verteilt: Rechnen, Geschichte, Erdkunde, Lesen, Schreiben, Raumlehre und Turnen.

Die Schulreform ermöglichte auch den Kindern der Bevölkerungsschichten, die früher vom Schulbesuch ausgeschlossen waren, eine höhere Schulbildung. 1903 besuchten von 24 (28) Schulabgängern zwei die höhere Schule in Stendal (9. - 12. Klasse). 1954 waren es von 22 Kindern sechs!

Während 1838 im Kreis Stendal (23 Dörfer und Stadt Stendal) 53 Lehrer, von denen 25% ein Jahreseinkommen von 5 - 10 Taler n (!) hatten, unterrichteten, unterrichten zur Zeit heute allein in Rochau 16 Lehrerinnen und Lehrer, 3 Horterzieherinnen  und 4 Kindergärtnerinnen. Der Schulhort beseitigte das Problem der „Schlüsselkinder“.

Bis 1941 kleine Einschränkung des Mehrstufenunterrichts. Es wurden in der alten Schule (Garagen), Lehrerwohnung, z.T. in der heutigen Wohnung Aug. Hundt und im Saal der Gaststätte unterrichtet.

Von 1939 - 1941 wurde das Schulgebäude in der Achterstraße gebaut. Hier begann Anfang 1942 der Unterricht, und  zwar 1. Raum Klasse 3 und 4 anschließend Kl. 1 und 2, oberer Raum Kl. 5-8. Unten Küchenraum, oben Handarbeitsraum. Im April 1945 wurde der Unterricht eingestellt. Mit Verkündung der demokratischen Schulreform fand auch in der Grundschule Rochau ein Neubeginn statt. Zunächst wurde in 3 Räumen im Mehrstufen- und Schichtsystem unterrichtet. 1947 kamen die ersten Neulehrer nach Rochau. Der Unterricht nach wie vor im Mehrstufen- und Schichtsystem.

1950   1. Abschlußprüfungen Klasse 8 mit Schülern aus Rochau, Groß Schwechten, Neuendorf a/Sp, Klein Schwechten, Häsewig und Schartau

 

Beginn der Aktion „Frohe Ferien für alle Kinder“

 

1951   Wahl des 1. Elternbeirates:

     Franz Wenzel, Hans Kloth, Else Kraak, Martha Martens, Martha Behrends

 

     Umbau der Schulküche zum Klassenraum.

1952          169 Schüler verteilen sich wie folgt:                  Klasse 1/3 = 40 Schüler

                                                                           Klasse 2/4 = 40 Schüler

                                                                           Klasse 5    = 22 Schüler

                                                                           Klasse 6    = 34 Schüler

                                                                           Klasse 7/8 = 33 Schüler

 

                                        Pionierfreundschaft  „Sturmvogel“

1958                     Anbau eines Werkraumes an den Stall (heute Heißmangel)

 

Aus erarbeiteten Mitteln und Altstoffsammlungen konnte für die Schule der erste Fernsehapparat gekauft werden.

 

28.V. Einführung des „Produktionstages“

 

 Die Schüler des 5.-8. Schuljahres aus Groß Schwechten  werden in Rochau  beschult. Zum Schulbereich gehören Rochau, Schartau, Groß Schwechten.

Ab 5.9. Schülertransporte durch den Schulbus.

Neues Unterrichtsfach „Unterricht in der sozialistischen Produktion“.

 

01.11.1958 Beginn der Jugendstunden zur Vorbereitung der Jugendweihe.

 

    Im „Thälmann-Haus“ wird die Klasse 4 unterrichtet.

 

                 Eine Schulentlassungsfeier findet nicht statt, weil alle Schüler der 8. Klasse bis zur

                       10. Klasse die Schule besuchen wollen.

 

01.09.1959      In Rochau nimmt die allgemeinbildende Polytechnische Oberschule ihre Tätigkeit                       

                        auf.

                 Der Mehrstufenunterricht wird abgeschafft.

                 Die Klassen verteilen sich wie folgt:

                 Klasse 1, 2, und 4 in der Achterstraße

                 Klasse 3     in Groß Schwechten

                 Klasse 5     in der Achterstraße

                 Klasse 6     in  Groß Schwechten

                 Klasse 7,8 und 9  im Thälmannhaus

 

6 Schüler aus Dobberkau und Schorstedt werden in die 9. Klasse und alle Schüler aus Häsewig und Ziegenhagen kommen in die Klassen 5 - 8.

Zum Einzugsbereich der Rochauer Schule gehören:

Rochau, Schartau, Groß Schwechten, Dobberkau, Schorstedt, Grävenitz, Ziegenhagen und Häsewig.

 

    Gründung der BPO der SED an der Schule

 

    Umbau der Elektrowerkstatt von Otto Martens (heute Garage der Tierarztpraxis)   

                        zum  Klassenraum für die Unterstufe.

 

   Okt. 1964           Beginn des Schulerweiterungsbaus

Am 7. Okt. 1965 anläßlich des Jahrestages der Republik erfolgte die feierliche Schlüsselübergabe des Schulerweiterungsbaus. In ihm werden die Schüler der Klassen 5-10 unterrichtet.

Die Qualität des Unterrichtes konnte wesentlich gesteigert werden. Die 5 Ausweichräume innerhalb des Dorfes entfielen. Baukosten 180.000 M.

270 Schüler wurden in 2 Gebäuden unterrichtet. In der Achterstraße die Kl. 1-4 und der Werkunterricht, im Neubau die Klassen 5-10. Der Turnunterricht nach wie vor im Saal der Konsum-Gaststätte.

 

01.09.1972 Erweiterung des Einzugsbereiches, es wird in Parallelklassen unterrichtet.

Einzugsbereich: Rochau, Schartau, Groß Schwechten, Neuendorf a/Sp, Peulingen, Borstel

Klasse 1                in Borstel

Klasse 2a und 2b   in Neuendorf a/Sp

Klasse 3 und 4                  in Groß Schwechten als Unterstufenkombination

Klasse 5 - 10                     in Rochau

 

01.09.1973 Alle Kinder aus Borstel werden in Stendal unterrichtet.

Alle anderen gehören zur Polytechnischen Oberschule Rochau. Dem pädagogischen Rat gehören 27 Lehrer und Erzieher an.

Die 1. Klasse beginnt mit 27 Schülern.

 

01.09.1976 Einschulung von 28 Schülern

 

Unter Anwesenheit des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes erfolgte die feierliche Übergabe der Mehrzweckhalle, die von 1973 - 1976 in Feierabendarbeit von einem 18 Mann starken Baukollektiv unter Leitung des Gen. Günter Scheinert, vielen zeitweiligen Helfern, mit großer Unterstützung der LPG „Rosa Luxemburg“ erbaut wurde. Gesamtwert der Mehrzweckhalle 870.000,- Mark.

 

Buchlesung des Schriftstellers Heinz Kruschel zur Unterstützung des Kampfes um den Namen „Conrad-Blenkle-Oberschule“.

 

01.06.1977 Verleihung des Namens „Conrad-Blenkle-Oberschule“ Rochau

                 Neben vielen Ehrengästen nahmen an der Namensverleihung teil:

                 Gertrud Müller, Lebensgefährtin von Conrad Blenkle

                 Edelgard Klemke, stellv. Direktor der Conrad-Blenkle-Oberschule Berlin

                 Heinz Kuschel, Schriftsteller

                 Feierliche Enthüllung des Conrad-Blenkle-Ehrenmals

 

1983/84     Erweiterungsbau mit 6 Unterrichtsräumen und dazugehörigen Vorbereitungsräumen, Verwaltung, Schulleitung, Archiv, Lehrerzimmer und Sanitäreinrichtungen

Gesamtkosten: 1 Mio. Mark

Damit gehört die POS Rochau zu den modernsten Landschulen des Kreises Stendal.

Zur Zeit werden 160 Schüler in 11 Fachunterrichtsräumen unterrichtet.

Für den Hort steht ein gesondert eingerichtetes Spielzimmer zur Verfügung.

 

Der Kindergarten hat eine Kapazität von 36 Plätzen. Da die Gemeinde Rochau im Bereich der Volksbildung Umlandfunktionen wahrzunehmen hat, werden die Kinder aus Rochau und Schartau betreut. Mit der extensiven Bevölkerungsentwicklung wird die Kapazität des Kindergartens überlastet. Deshalb ist im Vorplan ein Neubau vorgesehen.

 

Die sportliche Betätigung unserer Bürger gewährleistet die BSG „Traktor“. In der Mehrzweckhalle sind viele Möglichkeiten für die volkssportliche Betätigung vorhanden. Organisiert wird in folgenden Sektionen Sport betrieben:

     - Fußball

     - Kegeln

     - Tischtennis

     - Gymnastik

 

Auf dem Gebiet der Kultur bietet unsere Gemeinde vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.

Gemeindebibliothek mit über 90 Lesern:

     - Dorfklub mit 18 Mitgliedern

     - Jugendklub mit 15 Mitgliedern

     - RCG mit 120 Mitgliedern

 

Die Mehrzweckhalle bietet ausreichende Möglichkeiten der Bevölkerung niveauvolle Kulturveranstaltungen zu bieten.

Ein Höhepunkt im kulturellen Leben sind seit 1965 die alljährlich durchgeführten Karnevalsveranstaltungen.

 

1965          wurde der RCG mit dem Schlachtruf „Rochau - es lacht“ gegründet.

 

1966          Die ersten öffentlichen Veranstaltungen in Rochau in der Konsum-Gastätte

 

1967          1. Abstecherveranstaltung in Borstel

ab

1968          Weitere Abstecherveranstaltungen in Ballerstedt, Schinne, Stendal, Lindtorf, Büste, Kalbe,

     Kleinau usw.

1975          Die Veranstaltungen finden in der Mehrzweckhalle statt.

 

1977          15. Präsidentenberatung der Karnevalgemeinschaften der DDR (24.09.1977) in Rochau

 

1980          100. Öffentliche Veranstaltung am 16.02.1980

 

1983          Einstufung - und Verleihung des Titels „Hervorragendes Volkskunstkollektiv“

1985          140. Veranstaltung am 19.01.1985

 

Einstufung  „Oberstufe - gut“

 

Bis 1987 begeisterten die Aktiven in 165 Veranstaltungen in Stadt und Land 60.000 Bürger mit guter Laune und Humor.

 

 

 Q u e l l e n v e r z e i c h n i s

 

1. Geschichte Mark Brandenburg     Sechster Band,  Berlin 1846

2.  Riedel - Urkunden,     Altm. Museum

3.  Kreis Stendal Land     Kommisionsverlag Burg

4.  Heimatkunde der Altmark,  S. 106      Der Kreis Stendal

5.  Hossfeldt - Hädtke

6.  Materialien aus Heimatkundeunterricht

7.  Kirchenchronik  -  Gemeindepfarramt Rochau

8.  Forschungsaufträge der PO und FDJ

9. Persönliche Gespräche mit den Bürgern:

     Paul Kretz, Otto Arndt, Kurt Greif, Otto Behrends, Karl Ebert, Erich Amelung, Hilde Wenzel u.a.

10.            Gründungsprotokolle der LPG`en

11.            Protokolle von Gemeindevertretersitzungen

12.            Chroniken der Schule und Protokolle des Pädagogischen Rates

13.            Ortskonzeption der Gemeindevertretung bis 2000